Nach langem Bangen ist es inzwischen offiziell: Deye muss Kunden darüber informieren, dass seine Wechselrichter nicht den gültigen Richtlinien entsprechende. Tausende Balkonkraftwerke müssen jetzt abgeschaltet werden. Auch wenn du noch kein Schreiben des Herstellers erhalten hast, musst du reagieren, wenn deine Mini-PV-Anlage zu den betroffenen Modellen zählt.
Tausende Balkonkraftwerke müssen vom Netz: Sicherheitsstandards nicht mehr erfüllt
Innerhalb der letzten Wochen machte Deye zahlreiche Schlagzeilen wegen Fehlern und Problemen, die in seinen Wechselrichtern festgestellt werden konnten. Zunächst fand die Bundesnetzagentur Probleme mit elektromagnetischen Interferenzen. Dann deckten zahlreiche engagierte YouTuber auf, dass weitere Sicherheitsstandards der Wechselrichter nicht erfüllt sind. In vielen Modellen unterschiedlicher Leistung fehlt ein Relais, das von VDE-Normen vorgeschrieben wird. Zunächst versuchte Deye das Problem noch durch eine externe Relais-Box zu lösen, um den Weiterbetrieb seiner Wechselrichter zu gewährleisten. Diesem Lösungsansatz standen Bundesnetzagentur und VDE jedoch kritisch gegenüber.
Ab sofort ist es offiziell: Der chinesische Hersteller Deye muss seine Kunden anschreiben und darüber informieren, dass die Wechselrichter nicht den notwendigen Normen entsprechen. Für Kunden, die eine Anlage mit einem solchen Wechselrichter besitzen, bedeutet dies, das Balkonkraftwerk muss abgeschaltet werden. Die Bundesnetzagentur erklärte heise online gegenüber „Sofern Verbraucher Geräte betreiben, die kein oder ein ungültiges Zertifikat zur Einhaltung der VDE-AR-N 4105 haben, dürfen diese Geräte nicht am Verteilnetz betrieben werden.“ Dazu erwähnt die Bundesnetzagentur, dass dem Markt entnommene Geräte nicht über das benötigte Relais verfügten.
In der Zwischenzeit scheint die Bundesnetzagentur also Stichproben genommen zu haben, um Deye-Wechselrichter zu untersuchen. Obwohl Deye weiterhin versucht, eine Lösung mit der Bundesnetzagentur zu erarbeiten, damit die Wechselrichter den VDE-Normen doch noch entsprechen, scheint es bisher keine sinnvolle Lösung zu geben. Die vorgeschlagene externe Relais-Box stieß weder bei der Bundesnetzagentur noch beim VDE auf Zuspruch. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Behörden mit Deye daraus eine passende Lösung erarbeiten.
Ärgernis für Balkonkraftwerk-Besitzer
Obwohl keine akute Gefahr von den Modellen ausgeht, muss die Bundesnetzagentur wegen der Vorgaben den weiteren Betrieb untersagen. Die doppelte Sicherung ist nicht grundlos in den Normen verankert, auch wenn der Ernstfall, in dem sie Leben retten, fast nie eintritt. Für Kunden mit betroffenen Wechselrichtern bedeutet das, dass kein Weg daran vorbeiführt, die Geräte vom Netz zu nehmen. Betroffene Kunden, die einen solchen Deye-Wechselrichter besitzen, dürften in Kürze Informationen von ihren Händlern erhalten. Einige Online-Händler zeigen sich womöglich kulant und bieten den Austausch mit anderen Wechselrichtern an.
Möchtest du nicht auf weitere Maßnahmen warten, kannst du natürlich auch selbst in einen neuen Wechselrichter investieren. Es gibt Modelle, die die Anforderungen erfüllen. Wechselrichter des Herstellers Hoymiles hielten bisher allen Stichproben von Testern stand. Zudem besteht hier die Möglichkeit, dass du dir mit dem updatefähigen Wechselrichter sichern kannst. Sobald ab dem 1. Januar 2024 die neuen Regelungen greifen, könntest du diesen einfach auf 800 Watt umstellen und so von der höheren Leistung profitieren. In jedem Fall kostet dich diese Lösung jedoch zusätzliches Geld. Nimmst du dein Balkonkraftwerk jetzt jedoch vom Netz während der sonnigen Monate des Jahres auf unbestimmte Zeit, wirst du auch unweigerlich Strom einbüßen, den du für dich nutzen könntest.