Das Heizen mit Holz hat für die Menschheit eine lange Tradition. Seit unsere Vorfahren das Feuer zu benutzen lernten, begleiten uns Lagerfeuer und Kamine, die sich zu modernen Holzheizungen wie Pelletheizungen weiterentwickelt haben. Für viele Menschen ist das warme Feuer im Kamin eine Form der Entspannung, der einem Zuhause ein wohliges und heimisches Gefühl verleiht. Doch jetzt häufen sich die Berichte über gesundheitliche Risiken, die durch die im Verbrennungsprozess freigesetzten Partikeln verursacht werden. In Deutschland gelten darum bereits seit Längerem strenge Grenzwerte für die Feinstaubbelastung bei Holzöfen. Eine aktuelle Studie zieht inzwischen noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Sie zeigt, dass in Regionen in denen viel Holz verbrannt wird, das Krebsrisiko deutlich ansteigt.
Die Holzheizung in der Kritik
Kritik an Holzheizungen wie Pelletheizungen ist nichts Neues. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht in Schätzungen davon aus, dass allein in Deutschland rund 63.000 Menschen pro Jahr vorzeitig aufgrund von Feinstaubbelastung versterben. Auch das Bundesumweltministerium warnt bereits seit Jahren davor, dass die Verfeuerung von Biomasse zur Freisetzung von gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen führen kann. Zu den Schadstoffen, die bei Verbrennungsprozessen freigesetzt werden, zählen unter anderem Feinstaub, organische Kohlenwasserstoffe wie Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), Stickoxide, Kohlenstoffmonoxid und Ruß. Bei PAKs handelt es sich dabei um geruchstragende Schadstoffe, die nicht nur zu einer hohen Geruchsbelästigung führen können. Viele von ihnen gelten als krebserregend, erbgutverändernd und können sogar schädliche Auswirkungen auf die Fortpflanzung haben.
Forscher des Leibniz Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) begaben sich in einer aktuellen Untersuchung in Sachsen auf die Suche nach genau diesen PAKs. Um ausreichend Daten für ihre Studie zu erhalten, analysierten sie ein gesamtes Jahr lang die Luftqualität in dem Dorf Melpitz. Dafür wurden zwei verschiedene Standorte in dem Dorf für die Erhebung der Messwerte bestimmt. Zum einen das Dorfzentrum, wo entsprechend viele Gebäude aufeinandertrafen, sowie einen Punkt außerhalb des Ortes auf den umliegenden Feldern. Dieser sollte als Kontrollwert dienen, um die Mehrbelastung der Luft zu bestimmen. In dem kleinen Dorf mit 63 Haushalten gaben 33 Prozent der Befragten an, dass sie dauerhaft mit Holz heizen. Dabei sei jedoch erwähnt, dass lediglich 46 Prozent der Haushalte auf die Umfrage der Forschenden antworten. Für die verbleibenden 54 Prozent gab es keine Daten. Die reale Quote der Anzahl an Holzheizungen könnte somit von den bestimmten abweichen.
Heizen mit Holz – ein unterschätztes Risiko?
Für die Autoren der Studie ist klar: Das Risiko von Emissionen durch Holzverbrennung wurde bislang unterschätzt. Sie fanden einen erheblichen Überschuss an Feinstaubpartikeln in der Luft um das Dorfzentrum im Vergleich zum Umland. Sie teilen die Befürchtung, die bereits weitere Kritiker von Holzheizungen zur Sprache brachten: Die Beliebtheit von Holzheizungen könnte zunehmen. Wenn sich mehr Menschen von Öl- und Gasheizungen verabschieden und auf die vermeintlich klimafreundliche Alternative von Holzheizungen wie Pelletheizungen umsteigen, könnte es in vielen Regionen zu einem bedenklichen Anstieg der gesundheitsschädlichen Partikel kommen. Im schlimmsten Fall könnte die Konzentration sogar im gesamten Land ansteigen. Das Risiko durch die PAKs in der Luft schätzten die Forscher als „ungefähr halb so hoch wie durch Verkehrsunfälle“ ein. Sie fordern die Durchführung von weiteren, langfristig angelegten Studien, um das tatsächliche Risiko der Schadstoffe besser einschätzen zu können.
Die Studie offenbart dabei, wie bedenklich die Situation bereits in kleinen Dörfern ausfallen kann. Melpitz ist mit seinen gerade mal 63 Haushalten ein vergleichsweise kleiner Ort, in dem keineswegs alle Menschen mit einer Holzheizung heizen. Dennoch ist die Konzentration von Schadstoffen innerhalb der Ortschaft bereits hoch. Wie viel Schaden noch höhere Mengen an diesen Substanzen auf engstem Raum auslösen könnten, lässt sich kaum vorhersagen. Dominik van Pinxteren, einer der Autoren der Studie, kritisiert dabei auch die mangelnde Überwachung der Emissionen. Gegenüber der britischen Zeitung The Guardian betont er „Die Emissionen finden dort statt, wo Menschen leben. Jeder – von jung bis alt – ist zwangsläufig betroffen, denn wir alle atmen die gleiche Luft.“
Die Forscher fordern, dass weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen durch Holzheizungen erfolgen müssen. Dafür sehen sie sowohl den technischen Fortschritt durch verbesserte Feinstaubfilter wie gesetzliche Vorschriften in der Verantwortung. In Deutschland sind die gesetzlichen Bestimmungen für Holzöfen bereits streng und werden in diesem Jahr ein weiteres Mal verschärft. Bis Ende 2024 besteht insbesondere für ältere Holzheizungen eine Nachrüstpflicht – sofern eine Messung durch den Schornsteinfeger nicht belegt, dass die Heizsysteme bereits unter den gesetzlichen Grenzwerten arbeiten. Von der Stilllegung oder Nachrüstung sind dabei Öfen betroffen, die zwischen dem Januar 1995 und dem 21. März 2010 ihren Betrieb aufnahmen.