Studie enthüllt: Grüner Wasserstoff noch teurer als befürchtet

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Bisher galt grüner Wasserstoff als eine teure Zukunftslösung für Deutschlands Heizsysteme. Zahlen einer aktuellen Studie lassen sogar noch größere Befürchtungen aufkommen. Der saubere Wasserstoff könnte doppelt bis dreimal so teuer sein, wie bisher vermutet.
Studie enthüllt - Grüner Wasserstoff noch teurer als befürchtet
Studie enthüllt - Grüner Wasserstoff noch teurer als befürchtetBildquelle: Foto von Markus Spiske auf Unsplash

Schon vor den veröffentlichten Zahlen der BCG-Studie sah die Zukunft für grünen Wasserstoff als Heizlösung keineswegs rosig aus. Zahlreiche Experten warnten vor den hohen Kosten, die mit dem Treibstoff verbunden wären. Dabei scheinen diese Schätzungen sogar noch großzügig ausgefallen zu sein. Neuste Untersuchungen lassen befürchten, dass sich der grüne Energieträger noch weniger lohnt. Mit diesen Vorhersagen könnten dutzende Wasserstoffprojekte noch in der Planungsphase gestoppt werden. Dabei sind Industrien auf den Treibstoff angewiesen.

Grüner Wasserstoff als Kostenfalle – Investitionen ade?

Gerade Industriezweige wie Deutschlands Aluminiumindustrie betrachten grünen Wasserstoff als die einzige Lösung gegen CO₂-Emissionen. Bereits nach vorherigen Schätzungen schien der Treibstoff besonders teurer auszufallen und sich keineswegs als Energiealternative für die Bevölkerung zu eignen. Jetzt könnte sich grüner Wasserstoff auch als Energiequelle der Industrie als gefährliches, zweischneidiges Schwert erwiesen. Die Beratungsagentur BCG stellte in ihrer aktuellen Studie fest, dass verschiedene Faktoren dazu führen könnten, dass Wasserstoffprojekte wesentlich teurer ausfallen, als man früher annahm. Statt drei Euro pro Kilogramm, wie man bisher rechnete, soll grüner Wasserstoff ab 2030 voraussichtlich zwischen fünf und acht Euro kosten. Einige Brancheninsider halten sogar Kosten von bis zu zehn Euro pro Kilogramm möglich. Damit wäre grüner Wasserstoff und zwei- bis dreimal so teuer wie bisher vermutet.

Für die Energiewende sind das miserable Aussichten. Bei Privathaushalten wäre grüner Wasserstoff damit praktisch keine Lösung für das Heizen mehr. Branchen, die über Alternativen verfügen, sollten sich auf diese konzentrieren. Das ist jedoch keineswegs überall umsetzbar. Sollte die Industrie für die einzige Energiequelle, mit der sie klimaneutral herstellen können, derart mehr zahlen müssen, könnten ganze Fertigungsketten unwirtschaftlich werden. Eine Auslagerung wichtiger Industriestandorte aus Deutschland heraus, wäre dann die einzige, verbleibende Option. Bereits jetzt gibt es große Solarfelder inmitten von Wüstengebieten, in denen sich Strom für unter 1 Cent pro Kilowattstunde herstellen lässt. Experten rechnen damit, dass grüner Wasserstoff aus solchen Produktionsstätten unverzichtbar für die Industriezweige werden könnte. Nicht nur, dass somit ein großer Import von grünem Wasserstoff aus dem Ausland nach Deutschland erfolgen dürfte. Ganze Firmen könnten ihre Werke in die Nähe der Wasserstoffproduktion in die Wüste verlagern, um von kurzen Transportwegen für den Treibstoff zu profitieren.

Bedarf an grünem Wasserstoff ist groß

Der Bedarf an grünem Wasserstoff in der Industrie wäre in Deutschland riesig – und es ist fraglich, ob er rechtzeitig gestillt werden kann. In vielen Branchen gilt er als einzige Alternative, um klimaneutral zu arbeiten. Darunter zählen sowohl die Chemie-, Zement- als auch Stahlindustrie. Selbst im Schwerlastverkehr wollten Unternehmen künftig auf grünen Wasserstoff setzen. All diese Pläne könnten mit einem Mal ins Wanken geraten. Zwar will die Bundesregierung bis 2030 zehn Gigawatt Wasserstoff hierzulande produzieren. Doch bei vielen dafür vorgesehenen Projekten wurde noch nicht einmal mit dem Bau begonnen. Bei vielen steht eine finale Investitionsentscheidung noch aus.

Betrachtet man nun die Inflation, die steigenden Zinsen sowie Strompreise, ist es keineswegs verwunderlich, dass die Kosten für grünen Wasserstoff gestiegen sind. All diese Faktoren treiben nicht nur den aktuellen Wasserstoff-Index in die Höhe. Sie verteuern auch bisher berechnete Kosten für Projekte, mit denen Wasserstoff gewonnen werden soll. Nachdem die Europäische Zentralbank den Leitzins kürzlich erneut angehoben hat, ist nicht mit einem baldigen Rückgang der Kosten zu rechnen. Bauprojekte dürften also auch zukünftig teuer bleiben.

Staatliche Unterstützungen sind nötig

Einen Hoffnungsschimmer gibt es für die Industrien dennoch. Die deutschen Klimaschutzverträge, die Wirtschaftsminister Robert Habeck ausgearbeitet hat, könnten den Kostenanstieg dämpfen. In ihnen sind zahlreiche Förderungen für die Industrien vorgesehen. Mit diesen Geldern möchte man höhere Kosten für die Umstellung auf eine klimafreundliche Produktion ausgleichen. Voraussetzungen dafür sind jedoch der Einsatz von 100 Prozent Ökostrom und bisherige Emissionen von zehn Kilotonnen CO₂ pro Jahr und Firma. Nicht alle Unternehmen werden diese Bedingungen vorweisen können. Für viele könnte es insgesamt dennoch lukrativer sein, Produktionsstätten aus Deutschland heraus zu verlagern. Oder Wasserstoff, der andernorts günstiger produziert wird, in Massen nach Deutschland zu importieren.

In beiden Fällen könnten teuer gebaute Wasserstoffkraftwerke in Deutschland zu einem Millionengrab werden. Weder wird der örtlich produzierte Wasserstoff preislich ohne staatliche Hilfen mit der Konkurrenz mithalten können, noch werden sich ausreichend Abnehmer für ihn finden. Im schlimmsten Fall liegen teuer gebaute Erzeugungskapazitäten schließlich brach. Um langfristig wettbewerbsfähig und rentabel grünen Wasserstoff innerhalb Deutschlands zu erzeugen, müsste die Herstellung von Wasserstoff dringend effizienter werden.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Bolli

    Der ganz alltägliche Wahnsinn schreitet voran.
    Wenn Deutschland dann in kürze zum Armenhaus Europas wird, lachen sich viele unserer Nachbarstaaten kaputt.
    😎😎😇😇

    Antwort

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