Wer hierzulande eine 8-kW-Wärmepumpe erwirbt, zahlt dafür im Durchschnitt um die 28.000 Euro. Für eine Wärmepumpe derselben Leistung in Großbritannien wären umgerechnet hingegen nur 14.000 Euro fällig. Gerade die hohen Investitionskosten schrecken in Deutschland noch immer viele Haushalte vor einem Umstieg auf die modernen Heizsysteme ab. Eine gemeinsame Studie Octopus Energy und dem Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH Aachen University hat die Preise verglichen und dabei große Unterschiede festgestellt.
Großbritannien profitiert von gesenktem Mehrwertsteuersatz auf Wärmepumpen
Ein großer Punkt, der die Kosten in beiden Ländern voneinander unterscheidet, ist die ausgerufene Mehrwertsteuer. Während in Großbritannien auf die Installation von Wärmepumpen keine Mehrwertsteuer erhoben wird, während hierzulande 19 Prozent auf die Installation und sämtliche Komponenten anfallen. Zusätzlich sind die Hausanschlüsse im Vereinigten Königreich häufig technisch simpler gestaltet. Wärmepumpen, die in Großbritannien zum Einsatz kommen, sind kleiner und leichter, weshalb sie kein Fundament benötigen. In Deutschland hingegen ist ein aufwendiges Fundament als zusätzliche Arbeit notwendig, da die Wärmepumpen selbst schwerer ausfallen. Zum einen, weil der Lärmschutz hierzulande dafür sorgt, dass die Gehäuse anders gebaut werden müssen, um weniger Lärm zu verursachen.
Zum anderen, weil die Außeneinheiten in Deutschland häufig einen Abtaupuffer und einen zusätzlichen Heizstab besitzen. Das führt zu einem erhöhten Komfort bei der Verwendung der Geräte, aber auch zu höheren Kosten für die Modelle selbst. Dazu sind sämtliche Elektrokomponenten im Vereinigten Königreich günstiger zu erwerben als in Deutschland. Die technischen Anforderungen auf die Sicherungstechnik sind zudem wesentlich geringer. Durch die in Deutschland niedrigeren Außentemperaturen müssen die Modelle zudem in der Lage sein, höhere Vorlauftemperaturen zu liefern als im Inselkönigreich. Die Inneneinheit kostet in Deutschland allein rund 477 Prozent mehr als in Großbritannien. Dicht gefolgt von 379 Prozent teureren Elektrokomponenten, einer 118 Prozent teureren Außeneinheit und 58 Prozent höheren Lohnkosten. All diese Kostenpunkte werden durch die 19 Prozent Mehrwertsteuer zusätzlich verteuert, sodass sich am Ende tatsächlich ein doppelt so hoher Preis wie in Großbritannien ergibt.
Förderung in Deutschland für Wärmepumpen erfolgt prozentual
Auch die Fördermodelle haben neben den Steuersätzen einen entscheidenden Anteil an den unterschiedlichen Preisen. In Großbritannien etwa gewährt der Staat einen festen Zuschuss von 7.500 Pfund, was knapp 8.900 Euro entspricht. In Deutschland hingegen werden die Fördermittel für die Wärmepumpen prozentual berechnet, bis zu 70 Prozent Förderung sind möglich. Für die meisten Projekte sind die förderfähigen Kosten auf 30.000 Euro begrenzt, sodass bis zu 21.000 Euro Zuschuss möglich wären. Ausnahmen gelten hingegen für Objekte mit mehr Wohneinheiten. Da die Kosten nach der Menge der Wohneinheiten ansteigen, berücksichtigt das Förderprogramm dabei höhere förderfähige Kosten.
Wärmepumpen in Deutschland künstlich verteuert
„Die Studie zeigt klar: Wärmepumpen sind in Deutschland künstlich verteuert. Unnötige bürokratische Hürden machen den Umstieg kostspieliger als nötig“, sagt Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany. „Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, müssen wir Verbraucher*innen entlasten, statt sie mit hohen Kosten abzuschrecken. Die Politik muss endlich handeln: Steuern senken, Förderungen vereinfachen oder gar auslaufen lassen – denn wenn die Gesamtkosten für eine Installation sich endlich verringern, dann wird eine Förderung obsolet. Zusätzlich sollte die Notwendigkeit der hohen regulatorischen und technischen Anforderungen unbedingt näher untersucht werden.“
Auch Dr. Jan Rosenow, Vizepräsident und europäischer Direktor des Regulatory Assistance Project, betont die Notwendigkeit von Reformen gegenüber dem TGA+E Fachplaner: „In Großbritannien kostet eine fertig installierte Wärmepumpe im Schnitt 15.000 Euro – ohne Förderung. Neue Akteure sind in Konkurrenz zum klassischen Handwerk in den Markt eingetreten.“ Aus seiner Sicht ist es erforderlich, dass Deutschland aus dieser Entwicklung lernt und Maßnahmen ergreift, die den Markt öffnen und Preise senken. Denkbar wäre etwa eine Herabsenkung der Mehrwertsteuer für Installationen auf 0 Prozent, wie es derzeit bei PV-Anlagen und zugehörigen Komponenten gilt. Mit den richtigen Maßnahmen könnten Wärmepumpen wesentlich günstiger werden und so auch die Hemmschwelle für die Investitionen für viele Haushalte senken.