Strom rund um die Uhr: Unkonventionelles Kraftwerk vorgestellt

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In Zeiten, in denen aktiv nach Lösungen gesucht wird, um die Produktionsflauten von Wind- und Solarkraft auszugleichen, kommt dieses Konzept wie gerufen. Ein Kraftwerk, das rund um die Uhr grünen Strom erzeugt, wäre eine Bereicherung für die Energiewende. Auf dem Meer scheint die Lösung zu warten.
Strom rund um die Uhr - Unkonventionelles Kraftwerk vorgestellt

Strom rund um die Uhr - Unkonventionelles Kraftwerk vorgestellt

Dass sich aus den Wellenbewegungen unserer Meere Strom gewinnen lässt, ist keine Neuheit. Gezeitenkraftwerke in unterschiedlichsten Ausführungen existieren bereits. Die meisten von ihnen bestehen jedoch aus großen zusammenhängenden Bauten, die viel Raum erfordern. Dazu sind die Kosten häufig hoch, die Zahl der geeigneten Orte begrenzt. Eine Methode eines schwedischen Unternehmens verspricht jedoch mehr Möglichkeiten. CorPower Ocean hat in vergangenen Jahren besondere Bojen entwickelt, die zu Kraftwerken auf hoher See werden.

Bojen-Kraftwerk inspiriert vom menschlichen Herzen

Die Bojen von CorPower Ocean arbeitet ähnlich wie unser Herz. Dieses nutzt den gespeicherten hydraulischen Druck, damit das Blut mit ausreichend Schwung jeden Teil unseres Körpers erreichen kann. Die Wassermassen, die in eine einzelne Boje strömen, sind jedoch um einiges größer, weshalb auch die gewinnbare Kraft höher ist. Jede der Einheiten kann allein im Durchschnitt schon 300 Kilowatt Leistung bereitstellen. Sogar Spitzenwerte von 600 Kilowatt pro Boje sollen möglich sein. Im Inneren einer jeden Boje befindet sich ein sogenanntes Kaskaden-Getriebe. Dieses nutzt die Auf- und Ab-Bewegungen der Boje, um sie in eine konstante Drehbewegung zu verwandeln. Dadurch betreibt die Boje einen Generator im Inneren der Anlage, der den eigentlichen Strom erzeugt.

Das Unternehmen arbeitet bereits seit über einem Jahrzehnt an der Technologie. Ursprünglich begann das Projekt im Jahr 2012. Nun können sich die Bojen sehen lassen. Mit einer Höhe von rund 18 Metern und einem Durchmesser von neun Metern wiegen die einzelnen Bojen stolze 70 Tonnen. Sie lassen sich dennoch flexibel als ein Kraftwerk zusammenschalten, sodass bis zu 30 Megawatt an Leistung bereitgestellt werden können. Was das Kraftwerk zusätzlich von anderen unterscheidet, ist die Echtzeitsteuerung jeder Boje. Algorithmen errechnen die maximale Leistungsabgabe und gewährleisten zugleich einen sicheren Betrieb, der auch hohen Wellengängen trotzen kann. In Testläufen vor der portugiesischen Küste etwa trotzten die Modelle Wellenhöhen von bis zu 18,5 Metern.

Die erste Testphase des Kraftwerks, die im August 2023 begann, verlief laut CorPower Ocean erfolgreich. Sämtliche wichtigen Funktionen könnten im Härtetest erprobt werden. Inklusive der Stromeinspeisung ins Netz, sowie aller smarten Steuerungen und Überwachungen direkt an jeder Boje. Das System könnte einen wichtigen Beitrag zur Versorgung des modernen Europas leisten. Während gerade in Deutschland die Potenziale für Wasserkraft im Binnenland bis auf Kleinkraftwerke ausgeschöpft sind, sieht das in den Meeren noch anders aus. Die nächste Testphase der Bojen-Kraftwerke soll zeigen, ob sich der Betrieb auch wirtschaftlich lohnen kann. Erst danach dürfte eine größere Serienproduktion starten, von der auch Deutschland profitieren könnte.

1 Kommentar

  1. Karsten Frei
    "Mit einer Höhe von rund 18 Metern und einem Durchmesser von neun Metern wiegen die einzelnen Bojen stolze 70 Tonnen." Alles was im Meer schwimmt, wird in wenigen Jahren mit Meerestieren besiedelt. Die Dinger werden sicherlich ein paar Tonnen mehr wiegen. Und wie ist es eigentlich mit Wasserverdrängung? Je mehr Sachen wir in den Ozean werfen, um so mehr steigt das Wasserpegel. Wenn man dem Foto glauben darf, befinden sich die Bojen voll unter Wasser. So eine Boje verdrängt 1 145,11 m³ Wasser. Und wie viele Rohstoffe werden für so eine Boje benötigt? Ob das wirklich klimafreundlich und nachhaltig ist? Forschen ja, das muss man, aber nicht auf Kosten von Natur. Da hat wieder jemand eine sehr gute Geldwaschmaschine entwickelt. Wenn man auf die Seite von CorPower Ocean geht und sich die Liste der Finanzierer ansieht, dann wird sofort einiges klar.
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