Als Reaktion auf die hohen Strom- und Gaskosten hat die Bundesregierung die staatlichen Preisbremsen eingeführt. Ein Drei-Personen-Haushalt im Einfamilienhaus wurde dadurch um durchschnittlich 226 Euro entlastet. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Vergleichsportals Verivox. Genau diese Entlastung fällt zum Jahreswechsel weg. Mehr noch: Die Kosten für die Netzentgelte steigen. Und mit ihnen Strompreise und Gaspreise.
Strompreise sind gesunken, doch viele müssen mehr zahlen
Zwischen Januar und Dezember 2023 sind die durchschnittlichen Strompreise für Haushalte um rund 21 Prozent von 48,20 Cent pro Kilowattstunde auf 38,09 Cent/kWh gesunken. Die mittleren Kosten für 4.000 kWh lagen laut Verivox bei 1.609 Euro. Die Strompreisbremse senkte die tatsächlichen Kosten um 37 Euro auf 1.572 Euro. Insbesondere jene Haushalte, die träge sind und ihren Anbieter nie wechseln, wurden entlastet. Denn besonders Haushalte in den teureren Grundversorgungstarifen profitierten von der Strompreisbremse – durchschnittlich mit 151 Euro.
Jetzt kündigen zum Jahreswechsel die örtlichen Versorger 600 Strompreissenkungen von durchschnittlich 13 Prozent an. Das entspricht immerhin einer Entlastung von rund 283 Euro im Jahr. In den betroffenen Grundversorgungsgebieten befinden sich 19 Millionen Haushalte. Gleichzeitig wurden aber auch 83 Strompreiserhöhungen von rund 6 Prozent angekündigt, was rund 93 Euro entspricht. Das betrifft 2,5 Millionen Haushalte. Das Preisniveau der örtlichen Grundversorgung bleibt dennoch hoch: Trotz der angekündigten Senkungen kostet eine Kilowattstunde Strom im neuen Jahr rund 42,71 Cent/kWh. Bemerkenswert: 42 Prozent der Grundversorgungstarife haben noch einen Arbeitspreis über 40 Cent/kWh und liegen damit über dem Schwellenbetrag der Strompreisbremse. Für diese Kunden wird es automatisch teurer.
Stromanbieter-Wechsel kann hunderte Euro sparen
Dass Wechseln enorm sinnvoll sein kann, zeigt Verivox mit einem Beispiel: Der günstigste Stromtarif mit empfehlenswerten Vertragsbedingungen hat aktuell einen durchschnittlichen Preis von rund 28 Cent pro Kilowattstunde. Der Unterschied zwischen dem örtlichen Standardtarif und dem günstigsten Neukundenangebot liegt im bundesweiten Durchschnitt bei rund 600 Euro im Jahr.
Wichtig dabei: Die Preisänderungen der Grundversorger wurden bekannt gegeben, bevor die Bundesregierung den Wegfall des Zuschusses zu den Übertragungsnetzentgelten angekündigt hat. Bereits im Oktober 2023 haben die Verteilnetzbetreiber ihre vorläufigen Stromnetzgebühren für 2024 veröffentlicht. Auf Basis dieser Daten zeichnete sich ein Anstieg um durchschnittlich 11 Prozent ab, was für einen Drei-Personen-Haushalt Mehrkosten von rund 48 Euro bedeutet hätte. Doch dabei wird es nicht bleiben.
Der spontane Wegfall der Milliarden-Subventionen wird die Strompreise für Verbraucher noch einmal deutlich erhöhen. Bisher liegen die Daten für rund die Hälfte aller Haushalte in Deutschland vor. Demnach steigen die Netzentgelte um weitere 14 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine zusätzliche Belastung von 65 Euro brutto bedeutet. Insgesamt beträgt der Anstieg von 2023 auf 2024 also rund 27 Prozent oder 114 Euro brutto. Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller geht bei einem 4-Personen-Haushalt von 120 Euro mehr Netzentgelt pro Jahr aus. Müller rechnet fest damit, dass die Netzbetreiber das rasch an Kunden weitergeben: „Früher oder später werden die Kosten bei allen Verbrauchern ankommen, unabhängig davon, wann die Änderungen umgesetzt werden.“
Gaspreise befanden sich 2023 im Sinkflug
Auch die Gaspreise für Haushalte sind zwischen Januar und Dezember 2023 massiv gesunken: Von 18,3 Cent/kWh auf 11,4 Cent/kWh. Das entspricht einem Preisrückgang von rund 38 Prozent, so das Preisvergleichsportal.
Ein Einfamilienhaus mit 20.000 kWh Gas zu beheizen, kostete im Jahr 2023 durchschnittlich 2.613 Euro. Durch die staatlichen Hilfen im Rahmen der Gaspreisbremse sanken sie auf 2.424 Euro, die Entlastung liegt damit im Schnitt bei 189 Euro. Auch hier der Blick zu den Grundversorgern, bei denen erschreckend viele Kunden sind: Hier lagen die vergleichbaren Gaskosten bei 3.148 Euro exklusive und 2.671 inklusive Gaspreisbremse. Der durchschnittliche Entlastungsbetrag beträgt damit 477 Euro.
Immerhin: Die örtlichen Gasversorger haben für kommenden Januar 500 Preissenkungen von durchschnittlich 15 Prozent angekündigt. Für den Musterhaushalt sinken die Heizkosten damit um rund 524 Euro pro Jahr. Dass diese Preissenkungen für Kosten, die bisher vom Staat getragen wurden, genau jetzt kommen, hat einen faden Beigeschmack. 21 Millionen Haushalte betreffen diese Senkungen. Gleichzeitig gibt es 56 Gaspreiserhöhungen von durchschnittlich 12 Prozent. Rund 2 Millionen betrifft das.
Grundversorger liegen über bisheriger Gaspreisbremse
Immernoch kostet eine Kilowattstunde Gas beim Grundversorger durchschnittlich rund 12,32 Cent. Das gilt bei 7 Prozent Mehrwertsteuer, die noch bis Ende Februar 2024 fällig werden soll. Danach steigt der Preis auf 13,7 Cent/kWh. Rund 62 Prozent der Standard-Tarife der örtlichen Gasversorger haben noch einen Kilowattstundenpreis von über 12 Cent/kWh. Wer den Gasversorger wechselt, kann im Vergleich dazu deutlich bessere Preise erzielen. Eine Kilowattstunde Gas kostet beim günstigsten Angebot mit empfehlenswerten Vertragsbedingungen derzeit durchschnittlich rund 8,3 Cent. Der Preisunterschied zwischen den Grundversorgungstarifen und den Neukundenangeboten beträgt im bundesweiten Durchschnitt rund 800 Euro.
Auch hier stehen aber noch weitere Preiserhöhungen an. Denn die Preisänderungen der Grundversorger wurden bekannt gegeben, bevor die Bundesregierung den höheren Anstieg des CO2-Preises bekannt gegeben hat. Der CO2-Preis steigt von 30 Euro im Jahr 2023 auf 45 Euro anstatt 40 Euro im Jahr 2024. Das erhöht die Gaskosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh um zusätzlich rund 22 Euro pro Jahr. Wie viel von diesen höheren Kosten bei den Endkunden landen, hängt vom individuellen Gasversorger ab – auch hier besteht aufgrund der gefallenen Großhandelspreise Spielraum. Wird ab März 2024 wieder ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent fällig, steigen die Gaskosten im Vergleich zum Vorjahr um rund 224 Euro.
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