Wenn die Regierung einsparen muss, wirkt sich das auf viele Bereiche des öffentlichen Lebens aus. Gestrichene und eingefrorene Förderprogramme sind dabei nicht das einzige Problem. Bis vor Kurzem subventionierte die Bundesregierung den Strom über einen Zuschuss zu den Netzgelten in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. Damit ist ab 2024 Schluss – und das ist nicht der einzige Preistreiber, der im kommenden Jahr droht. Strom könnte schon bald unbezahlbar sein, Experten rechnen mit einer möglichen Verdoppelung der Energiekosten.
Strom bald unbezahlbar: Viele Preistreiber treffen aufeinander
Während die Subventionierung der Netzentgelte auf der einen Seite entfällt, haben die Übergangsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet bereits angekündigt, dass sich ihre Netzentgelte ab 2024 verdoppeln werden. Statt 3,12 Cent pro Kilowattstunde müssen Verbraucher künftig 6,34 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Bei einem derzeitigen Neukunden-Strompreis von 28 Cent wäre das allein ein Preisanstieg von weit mehr als 10 Prozent. Denn dank der großzügigen Gelder der Bundesregierung ist in dieser Summe der volle Preis der bisherigen Netzentgelte noch gar nicht enthalten. Die Unternehmen rechtfertigen diese Maßnahme mit den drastischen Preiserhöhungen auf den Energiemärkten. Die vollen Kosten werden nun direkt an die Verbraucher gegeben.
Der Wegfall der Subventionen ist dabei jedoch nicht der einzige Preistreiber. Ein weiteres Problem ist die CO₂-Bepreisung, die auch Kraftwerkbetreiber für die Erzeugung von Energie aus fossilen Quellen wie Erdöl oder Erdgas zahlen müssen. Noch immer sind zahlreiche Gaskraftwerke in Deutschland im Betrieb, da sie schnell und unkompliziert Strom bereitstellen können, wenn man ihn benötigt. Die erhöhten Kosten durch die fossilen Brennstoffe geben die Kraftwerksbetreiber jedoch in einem höheren Strompreis an die Verbraucher weiter. Ausgerechnet diese Abgaben sind indessen zeitgleich zum Wegfall der staatlichen Unterstützung erhöht worden. Statt ursprünglich 40 Euro pro Tonne CO₂, müssen inzwischen 45 Euro pro Tonne CO₂ gezahlt werden. Bereits ohne diese Erhöhung wäre die Produktion von Strom aus fossilen Quellen teurer geworden. Jetzt fällt diese Kostenbelastung noch einmal um 12,5 Prozent teurer aus als von den Kraftwerken bisher kalkuliert.
Verdopplung der Kosten für Verbraucher droht
Eine zusätzliche Absicherung vor teuren Stromkosten gibt es für Verbraucher ab 2024 nicht. Die Strompreisbremse, die ursprünglich bis März 2024 verlängert werden sollte, läuft jetzt zum 31. Dezember 2023 aus. Folglich müssen Privatpersonen im kommenden Jahr den vollen Strompreis zahlen, egal wie hoch dieser beim Anbieter ausfällt. Der bisherige Höchstpreis von 40 Cent pro Kilowattstunde begrenzt ihn nicht mehr länger. Doch wie schlimm sollen Gas- und Stromtarife tatsächlich steigen? Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), befürchtet einen immensen Preisanstieg. „Es wird nach unserer Einschätzung absehbar auf eine Verdoppelung der Gas– und Stromtarife hinauslaufen“, äußerte er sich gegenüber dem Handelsblatt.
2024 soll nicht einmal ein Anbieterwechsel genügen, um den hohen Stromkosten zu entgehen. In vielen Fällen ist ein Anbieterwechsel eine gute Möglichkeit, um Geld einzusparen. Bei einer Erhöhung der Netzentgelte hilft das jedoch wenig, da alle Stromlieferanten diese an ihre Kunden weitergeben. Ganz gleich von welchem Anbieter du deinen Strom beziehst, teurer wird er bei allen werden. Lediglich Unterschiede in den Kosten der Kraftwerksbetreiber sind möglich. Je höher der Anteil an fossilen Brennstoffen zur Stromerzeugung bei deinem Stromanbieter ausfällt, desto größer dürfte die Preiserhöhung ausfallen. Jedoch kann kein Anbieter diese realistisch betrachtet vollständig verhindert. Denn gerade in Momenten, in denen nicht ausreichend erneuerbare Energien im Netz zur Verfügung stehen, müssen fossile Kraftwerke einspringen, um den Bedarf zu decken. Das ist häufig während der Nacht oder in den dunklen Monaten des Jahres der Fall. Nicht immer genügt die verfügbare Windenergie, um den Wegfall der Solarkraftwerke auszugleichen.