Streit um Lizenz: Qualcomm siegt vor Gericht

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Mit der Übernahme des Chipentwicklers Nuvia erhielt Qualcomm Technologien, um die Leistung seiner Prozessoren für den Einsatz in PCs und Notebooks zu steigern. ARM sah eine Möglichkeit, um an diesem Geschäft mitzuverdienen. Nun wurde der Streit vor Gericht geklärt.
ASUS ROG Phone 9 mit Snapdragon 8 Elite
ASUS ROG Phone 9 mit Snapdragon 8 EliteBildquelle: Michael Büttner / beebuzz media

In den letzten Monaten sorgte ein Streit zwischen zwei eigentlich engen Partnern für Aufregung in der Chipindustrie. Der US-amerikanische Chipentwickler Qualcomm hatte das Startup Nuvia für 1,4 Milliarden US-Dollar erworben, das ebenfalls den ARM-Befehlssatz für die Entwicklung eigener, leistungsstarker CPU-Kerne nutzte. Nach dem Kauf flossen die Entwicklungen in die Oryon-Kerne der aktuellen Snapdragon-X- und -8-Chips.

Mit diesem Schritt sah sich ARM um Lizenzgebühren geprellt und erklärte die von Qualcomm gehaltene Lizenz für den Befehlssatz seiner Prozessoren für ungültig. Nach Ansicht des britischen Entwicklers, der hinter der gleichnamigen Befehlsarchitektur steht, hätten die Lizenzbedingungen nach der Nuvia-Übernahme neu verhandelt werden müssen, denn die damit verbundenen Entwicklungen sind unter einer Lizenz mit anderen – günstigeren – Bedingungen entstanden.

Die Briten, die zu der japanischen Softbank gehören, forderten mehr Geld. Ansonsten sollten sämtliche Designs von Chips, die mit Nuvia übernommen wurden, vernichtet werden. Qualcomm dagegen sah auch die Entwicklungen auf der Basis der eingekauften Technologien von seiner globalen Lizenz gedeckt, die keine Einschränkungen hinsichtlich der möglichen Einsatzzwecke vorsieht. 

Gericht entscheidet zu Gunsten Qualcomms

Der Streit wurde nun vor einem US-Bundesgericht in Delaware verhandelt. Dabei folgten die Richter letztlich den Argumenten Qualcomms. Sie teilten die Ansicht, dass die Integration der über Nuvia erworbenen Technologien die mit ARM bestehenden Lizenzabkommen nicht verletzt. Der Hersteller müsse die Möglichkeit haben seine Position gegenüber Wettbewerbern zu verbessern, das schließt auch den Kauf eines Unternehmens ein.

Allem Anschein nach fiel den Richtern die Entscheidung nicht ganz einfach. Sie fällten nur in zwei der drei Punkten der Anklage ein Urteil. Uneins waren sich die Richter dem Bericht von Bloomberg zufolge, ob Nuvia gegen die Lizenzbedingungen von ARM verstoßen hat. Dies soll Gegenstand eines weiteren Verfahrens werden.

Abhängigkeit vom Chipdesign wird zur Gefahr

Für die US-Amerikaner ist das ein wichtiger Sieg, ihnen fehlt schlicht eine Alternative zu dem Befehlssatz. Zuletzt wurde sogar darüber spekuliert, dass sie die Chipentwicklung von Intel übernehmen könnten. Auch mit der RISC-V-Architektur hat Qualcomm bereits Erfahrung gesammelt und wird künftig stärker auf diese setzen. Bereits im letzten Jahr wurde ein SoC für Wearables auf dieser Basis vorgestellt.

Ein genereller Wechsel des Befehlssatzes dürfte für Qualcomm allerdings nicht so schnell in Betracht kommen. Und das liegt nicht nur daran, dass noch einiges an Entwicklungsarbeit in die RISC-V-Chips gesteckt werden müsste, um diese auf das Niveau aktueller Highend-SoCs zu hieven. Auch der Aufwand, um Kunden und Partnern von einem solchen Schritt zu überzeugen, wäre groß. Zumal ARM rührt schon jetzt kräftig die Werbetrommel rührt, um die Vorteile seiner Cortex-Kerne anzupreisen. Hier zählen Größen wie Mediatek, Nvidia oder Samsung zu den Kunden.

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