Streit eskaliert: Bald keine Chips für Smartphones mehr?

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Der Lizenzstreit zwischen ARM und Qualcomm eskaliert: Der Entwickler des Befehlssatzes, der die Grundlage für die Qualcomm-Chips stellt, sieht sich um Lizenzgebühren geprellt und hat diese widerrufen. Ein Gericht entscheidet im Dezember, ob die Chips der Amerikaner weiter verkauft werden dürfen.
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3: Ki-Beschleunigung und mehr GPU-PowerBildquelle: Qualcomm

Qualcomm hat gerade eigentlich einen Lauf. Mit seinen Snapdragon-X-Chips hat der Hersteller nach Jahren erfolgloser Bemühungen eine Basis für seine CPUs entwickelt, die den x86-Chips von AMD und Intel mehr als ebenbürtig ist. Allerdings sieht sich nun ARM um Lizenzzahlungen geprellt und hat die Lizenz gekündigt, die für die Entwicklung der sogenannten Oryon-CPU-Kerne nötig ist.

Ursprünglich wurden die Oryon-Kerne, die die Basis der neuen Prozessorgeneration stellen, von einem Start-Up namens Nuvia entwickelt. Dieses nutzte den ARM-Befehlssatz für CPU-Kerne, die eigentlich für den Einsatz in Servern konzipiert waren. Qualcomm wiederum erkannte das Potential und kaufte das Start-Up auf. Es lieferte damit die Grundlagen für die Entwicklung seiner neuesten Chip-Generation, die in Smartphones, Notebooks und Autos Verwendung finden soll. Bei einer Vielzahl seiner vorangegangenen Chips hatte der Hersteller dagegen die von ARM entwickelten Cortex-Kerne lizenziert.

Der britische Chipentwickler sieht sich jedoch benachteiligt. Nach Ansicht der Briten war die mit dem Kauf von Nuvia übernommene Lizenz ausschließlich für die Erstellung von Server-Prozessoren gedacht. Die Oryon-Kerne dürfen demnach nicht in Chips verwendet werden, die für andere Einsatzzwecke bestimmt sind.

Es geht natürlich ums Geld

Allem Anschein nach weckt der Erfolg, den Qualcomm mit seinen neuen Prozessoren hat, Begehrlichkeiten bei ARM. So zumindest die Darstellung der US-Amerikaner. Ihrer Ansicht nach sieht die Lizenz, die ihnen die Nutzung des Befehlssatzes erlaubt, keine Beschränkungen auf bestimmte Anwendungsgebiete vor. Zusätzliche Gebühren, die der britische Chip-Entwickler nun einfordert, sind demnach nicht gerechtfertigt. Das sieht letzterer natürlich ganz anders und erklärt, dass die an Nuvia vergebene Lizenz mit günstigen Konditionen speziell für Start-Ups bestimmt war.

ARM setzt nun auf eine weitere Eskalation und kündigte an, dass die Lizenz in 60 Tagen auslaufen werde. Einem Bericht von Bloomberg zufolge wird gefordert, dass sämtliche damit verbundenen Entwicklungen von Nuvia vernichtet werden müssten. 

Im Dezember treffen sich die beiden Kontrahenten zu einer Klärung vor Gericht. Sollte sich ARM mit seinen Ansichten durchsetzen, hätte dies gravierende Auswirkungen auf die Pläne Qualcomms. Dem Unternehmen würden damit die leistungsfähigsten Chips in den für den Hersteller wichtigen Segmenten genommen. Notebooks mit dem Snapdragon X Elite und Plus dürften ebenso wenig verkauft werden, wie die neuen Smartphones mit dem gerade vorgestellten Snapdragon 8 Elite.

Hat ARM zu viel Macht über seine Partner?

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob die Macht, die ARM gegenüber seinen Partnern ausüben kann, nicht an sich zu groß ist. Zumal der Chipentwickler nicht gänzlich als Erfinder dieser Architektur ist. Der ursprüngliche Name des Unternehmens lautete Acorn RISC Machines. Die grundlegende Basis der ARM-Chips ist also der RISC-Befehlssatz, der unter einer Open-Source-Lizenz steht. 

Als Apple auf der Suche nach einem Prozessor nach einem Prozessor für den Newton-PDA war, konnte nur der Acorn-Chip ansatzweise die Voraussetzungen erfüllen. Um diesen für seine Zwecke zu optimieren, investierten die Amerikaner in ein zwischenzeitliches Gemeinschaftsunternehmen – die ARM Limited, die nach wie vor die Hand über den Befehlsatz hält, mittlerweile jedoch mehrheitlich zur japanischen Softbank gehört.

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