Fossile Energieträger sollen in der Energieerzeugung in Zukunft der Vergangenheit angehören. Stattdessen drängen die Regierungen weltweit auf alternative Quellen. Diese müssen allerdings deutlich größere Mengen liefern als bisher, wenn etwa auch der gesamte Verkehr weltweit elektrifiziert werden soll. Doch schon jetzt stößt die Erzeugung an Grenzen.
Wind- und Solarkraftanlagen liefern bei entsprechenden Wetterverhältnissen nur begrenzte Mengen. Kernkraftwerke avancieren zwar zum neuen Liebling konservativer Politiker. Doch beim Bau der mit einem höheren Risiko behafteten Meiler, finden sich ebenso schnell Bürgerinitiativen zusammen, wie die Kosten explodieren. Marktreife Kraftwerke, die aus der Fusion von Atomkernen Energie erzeugen, sind noch in weiter Ferne.
2000 Tonnen Material mit 68 Raketenstarts
Nun soll eine neue Methode kostengünstig Solarstrom in großen Mengen zur Verfügung stellen. Das britische Startup Space Solar will im Weltall ein Solarkraftwerk aufbauen, das in einer Höhe von mehr als 35.000 Kilometern die Sonne anzapft. Das Unternehmen verspricht sich dabei eine um das 13-fach höhere Energieausbeute, weil weder die Atmosphäre noch der Wechsel von Tag und Nacht oder Wolken stören. Aufgrund der hohen Ausbeute soll sich der enorme Aufwand lohnen, der für die Installation eines solchen Kraftwerks betrieben werden muss.
Bis 2030 sollen 2000 Tonnen Material mit 68 Raketenstarts ins Weltall transportiert werden, um dort ein Solarfeld aufzubauen, das einen Durchmesser von 1700 Metern und eine Länge von vier Kilometern besitzt. Das damit eingefangene Sonnenlicht bzw. dessen Energie soll in Radiowellen umgewandelt werden, die dann wiederum an einen Empfänger gesendet werden. Dieser entsteht mit einem Durchmesser von fünf Kilometern in Island. Denn mit Reykjavik Energy hat Space Solar nun einen Partner gefunden, der sich in die Realisierung des ambitionierten Plans einbringt.
Solarkraft aus 35 Kilometern Höhe
Für ein Gelingen dieses Solarkraftwerks muss allerdings zunächst die aktuelle Raketentechnik weiterentwickelt werden: Die Bauteile sollen mit einer Starship-Rakete von SpaceX in den Orbit gebracht werden. “Vollgetankt” kann diese jedoch nur eine Last von 21 Tonnen transportieren. Nur wenn sie im All betankt werden kann, kann der Frachtraum mit der vorhergesehenen Traglast von 100 Tonnen genutzt werden. Ein solches Manöver wurde allerdings bisher noch nicht ausprobiert. Es soll im kommenden Jahr getestet werden.
Auch darüber hinaus erscheint der Zeitplan ambitioniert. Bis 2030 sollen nicht nur die einzelnen Komponenten ihren Weg ins All gefunden haben. Sie sollen dort von Robotern erst zu dem Solarkraftwerk zusammengesetzt werden. Welche Herausforderungen in einer Höhe von 35 Kilometern beim Bau einer solchen Anlage warten, ist jedoch noch unklar. Bisher wurden im Weltall lediglich in erdnahen Bereichen gearbeitet. Zunächst soll eine Test-Anlage entstehen, die eine Leistung von 30 Megawatt auf die Erde schicken soll. Selbst das Verschicken von in hochfrequenten Radiowellen umgewandelte Energie wurde bisher nur auf der Erde getestet, wobei lediglich 30 Kilowatt übertragen wurden. Bis 2036 soll allerdings ein erstes Kraftwerk bereits in voller Größe fertiggestellt sein. Dieses soll dann täglich Strom im Umfang von zwei Gigawatt produzieren und damit rund zwei Millionen Menschen mit Energie versorgen.