Mit dem Auto an die Tankstelle fahren, tanken, wieder einsteigen und losfahren: Welche Autofahrer hat nicht schon einmal daran gedacht. Stattdessen muss man nach dem Tankvorgang in den Shop rein, gelegentlich Schlangestehen und warten. Das wissen auch Tankstellenbetreiber. Ob „Rewe to go“, „Aral Snack Shop“ oder „Shell Select“: Wer tankt und schon an der Kasse wartet, dem versucht man auch gleich noch etwas zu verkaufen. Doch es zeichnet sich ab, dass man zum Bezahlen bald schon nicht mehr in den Shop reingehen muss. Stattdessen bezahlt man den Sprit einfach im Auto. Und nicht nur den.
Kann das Auto Bargeld und die EC-Karte ersetzen?
Das Auto als dritte Zahloption neben Bargeld und Girocard (früher EC-Karte): Davon sind viele Autobauer überzeugt. So arbeiten Mercedes-Benz und Visa seit Kurzem zusammen. Das Ziel: Aus dem Auto eine mobile Geldbörse machen. Und die Chancen dafür stehen gut. Der sogenannte „In-Car-Payment-Markt“ soll Studien zufolge in den kommenden vier Jahren auf rund 4 Milliarden Euro wachsen. Das Fintech ryd ist einer der Wegbereiter dieses Modells und bereits in sieben europäischen Ländern aktiv. Hierzulande ist man das Unternehmen mit dem größten Tankstellennetzwerk. Mit bp, Mastercard, Mercedes-Benz und auch AXA als Investoren und strategische Partner an Bord und Kooperationen mit PayPal und Aral und bald auch Esso ist ryd für viele Autofahrer nahezu unsichtbar flächendeckend an deutschen Tankstellen vertreten.
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Und der ryd-Chef Uli Kiendl ist felsenfest davon überzeugt, dass das Auto künftig beim Bezahlen eine enorm wichtige Rolle spielen wird. „Tanken, bezahlen und weiterfahren – ohne Schlangestehen“, erklärt Kiendl. „Bezahlt wird über den Bordcomputer des Autos oder per App via Kreditkarte, PayPal oder Google und Apple Pay.“
Doch Tankstellen sind nur ein Ort, an dem man künftig per Auto statt Bargeld oder EC-Karte bezahlen können soll. „Auch in der Waschanlage funktioniert das Auto als mobile Geldbörse“, sagt der ryd-Chef. „Einfach durchfahren, aufs Display tippen und weiter geht es.“ In Deutschland zwar (noch) kein Thema, aber in unseren Nachbarländern könnte das Auto als „EC-Karte“ ebenfalls an Maut-Stationen zum Einsatz kommen. So braucht man nicht zwingend Bargeld mit sich zu führen und kann einfach durchfahren.
Wenn Autos plötzlich den Einkauf bezahlen
Doch auch viele andere Dinge soll man als Autofahrer bald mit dem eigenen Fahrzeug bezahlen können. Fährt man etwa ein Hotel an, lässt sich ein Zimmer aus dem Auto heraus buchen und direkt bezahlen. Der Kaffee bei Starbucks oder der Burger von McDonalds ebenso. Nur in den Laden reingehen und abholen muss man die Sachen dann noch. Aber auch hier kommt viel Bewegung in den Markt. So hat DHL schon mit der Paketzustellung in den Kofferraum gezeigt, was in Zukunft möglich sein kann. Auch Einkäufe könnten bald im Kofferraum landen – alternativ zur Zustellung nach Hause –, sodass man sich den Gang zum Supermarkt spart.
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Und sicher ist das Ganze auch noch, versichert uns der ryd-Chef. „Wir haben die Hoheit über die Zahlmittel und verschlüsseln diese nach Bankenstandard“, erklärt Kiendl. Außerdem müsse man eine Zahlung auch im Auto per Fingerabdruck oder das Abscannen eines Barcodes mit dem Smartphone bestätigen. „Für Nutzer entstehen dabei keinerlei zusätzlichen Kosten“, sagt der ryd-Chef. Da man Tankstellenbetreibern in die Karten spielt, in dem man ihnen Kunden verschafft, holt sich ryd da den Mengenrabatt – auch wenn die Margen hier sehr gering sind.
Parkplatz in der Stadt mit dem Auto bezahlen
So wie man also heute schon selbstverständlich im Supermarkt oder im Restaurant mit Karte oder Handy bezahlt, könnte das in Zukunft auch dort gelten, wo man im Auto unterwegs ist oder vorfährt. Nur, dass man eben mit dem eigenen Fahrzeug bezahlt. Ob Tankstellen oder Waschstraßen, ob Parkplatz und Parkhaus oder Maut und Knöllchen: Die Möglichkeiten sind vielfältig.