Spotify: Ist das große Musik-Streaming schon bald vorbei?

4 Minuten
Streaming-Dienste wie Spotify haben die Art, wie wir Musik hören, grundlegend verändert. Für rund 10 Euro im Monat lässt sich jede neue Platte hören, jeder Song fast jedes Künstlers abspielen -, und das jederzeit. Doch es gibt immer mehr Menschen, die Musik-Streaming ablehnen.
Spotify: Ist das große Musik-Streaming bald vorbei?
Spotify: Ist das große Musik-Streaming bald vorbei?Bildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital mit Material von Unsplash / Karl Hörnfeldt

In den vergangenen Jahren hat Spotify einen enormen Ansturm erlebt. Der beliebteste und weltweit größte Musik-Streaming-Dienst hat eigenen Angaben zufolge mehr als 400 Millionen monatlich aktive Nutzer. Davon bezahlt knapp die Hälfte für ein Abo. Im Gegenzug lassen sich über 82 Millionen Titel abspielen – täglich kommen rund 60.000 weitere Songs dazu. Doch nicht nur aufgrund von fragwürdigen Podcasts, die zur Folge hatten, dass etwa Joni Mitchell oder Neil Young ihre Musik abgezogen haben, begibt sich Spotify bei so manchem Musikliebhaber ins Abseits. Es stellt sich zunehmend ein Verlangen nach der Vergangenheit ein. Nach Musik zum Anfassen und Spüren.

Spotify und Co. noch nicht beliebter als einst die CD – und jetzt auch noch das

Für die CD war das Jahr 1997 das erfolgreichste aller Zeiten. Gut 2,3 Milliarden Euro hat die Musikindustrie damals mit der Compact Disc umgesetzt. Doch die goldenen Zeiten sind längst vorbei, die CD seitdem auf dem absteigenden Ast. Der CD-Umsatz heute: gut 320 Millionen Euro. Tendenz: weiter fallend. Im Vergleich dazu: Der Musik-Streaming-Markt hat laut Daten des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) aktuell einen Marktanteil von gut 68 Prozent und setzt 1,4 Milliarden Euro im Jahr um. Doch es gibt ein Medium, das sich dem Wachstum von Spotify in den Weg stellen will: die Schallplatte.

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Sie erlebte ihren Boom zwar in den 80ern. Doch seit einigen Jahren steigen die Platten-Verkäufe wieder. Im vergangenen Jahr so deutlich wie schon ewig nicht mehr. Waren es 2020 noch knapp 100 Millionen Euro, die mit Vinyl umgesetzt wurden, folgten 2021 fast 20 Millionen mehr. Gut ein Viertel der Umsätze im physischen Bereich stammt aus dem Verkauf von Vinyl-LPs. Diese Umsätze haben sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht. Somit wurden 2021 rund 4,5 Millionen Schallplatten verkauft.

Streaming-Dienste wachsen langsamer als Vinyl

Während die CD auf dem Markt der physischen Tonträger mit gut 25 Millionen verkauften Alben 2021 zwar immer noch marktführend ist, erleidet sie jedoch von Jahr zu Jahr Verluste schwere Verluste. Dahingegen steigt die Beleibtheit der Schallplatte. Mit einem Plus von 20,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist die Vinyl-LP sogar stärker gewachsen als das Musik-Streaming rund um Spotify, Tidal und Co., dessen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 18,6 Prozent gestiegen ist.

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Die beliebteste Musikrichtung bei Platten-Hörern ist übrigens mit 53 Prozent Rock, Hard Rock und Heavy Metal. Weit abgeschlagen mit 24 Prozent auf Platz 2: Pop-Musik. Bei Spotify und Co. sieht das ganz anders aus. Hier dominieren Pop (24 Prozent) vor Hip-Hop und Rap (23 Prozent). Rock folgt erst auf Platz 4 und erreicht gerade einmal 13 Prozent.

Ist der Spotify-Boom bald vorbei?

Stellt sich die Schallplatte in den Weg von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify? Nun ja, viele Hörer von Rock-Musik wollen offenbar die Vergangenheit wieder haben und Musik in Form von Platten nicht nur hören, sondern auch anfassen. Hinzu kommt: Plattenspieler mit Bluetooth sind im Kommen.

Laut einer Umfrage von Aboalarm haben in den vergangenen 12 Monaten 16 Prozent der Befragten ihren Streaming-Dienst gekündigt. Allen voran, weil es zu teuer war. Hinzu kommt, dass 42 Prozent aller, die gekündigt haben, keinen neuen Vertrag mehr bei einem Streaming-Anbieter abschließen wollen. Auch die rückläufigen Abonnenten-Zahlen bei Netflix zeigen, dass viele sich verstärkt von vielen Streaming-Diensten trennen. Dennoch wird nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) das Wachstum von Spotify weitergehen – auch, wenn es weniger stark ausfallen wird als in den vergangenen Jahren.

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Experten erwarten weiterhin, dass physische Tonträger zusehends an Boden verlieren, während Spotify und andere Musik-Streaming-Dienste mehr und mehr Nutzer an Land ziehen werden. Der Markt ist noch längst nicht gesättigt. 2021 wurden hierzulande 164,9 Milliarden Streams gemessen. Das ist nach Auswertung von GfK Entertainment in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie ein Fünftel mehr als 2020 (139 Milliarden Streams). Das Wachstum verlangsamt sich zwar, aber es nimmt immer weiter zu. Knapp 5 Millionen verkaufte Schallplatten können da nicht mithalten.

Mitreden

24 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild FalkoU

    Die immer noch starken Zählen bei CDs im Rock Bereich liegen meines Erachtens auch daran dass loyale Fans, neben dem Anfassen, auch ihre Lieblingsbands finanziell unterstützen wollen.
    Wer sich ein bisschen mit dem Thema Musik streaming beschäftigt, weiss das man als Musiker davon nicht leben kann, außer man gehört zu den Millionsellern.
    Das ist bei mir der Hauptgrund warum ich immer noch CDs kaufe, obwohl ich sie selten nutze.

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Da hast du absolut recht. Ich bin öfter auf Konzerten eher unbekannter Bands und kaufe dort meistens ein T-Shirt oder ein Album auf CD, auch wenn ich die Platte der Band bei Spotify finde.

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    • Nutzerbild PB

      Genau FalkoU, so sehe ich das auch. Ich bin in letzter Zeit auch wieder verstärkt auf der Suche nach CDs und Platten, weil mich die Bezahlmethoden der Streamingfirmen stört.
      Ein guter Ansatz ist das UCPS von Deezer (https://www.deezer-blog.com/de/fairere-bezahlung-fuer-kuenstlerinnen-das-ist-ucps/), aber leider müssen da erst die Musiklabels mitziehen. Dann würde meine Streaminggebühr aber auch bei den Bands ankommen, die ich höre und nicht im großen Topf bei den Musikern der Top-Charts landen.

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  2. Nutzerbild TaiFei

    Also meines Wissens haben sich die Rückgänge bei CD-Verkäufen 2021 umgekehrt und das selbst in den USA. Das lässt sich vor allem auf K-Pop-Alben zurückführen. Der Verkauf von CD-Alben aus Korea hat 2021 um 37% gegenüber dem Vorjahr zugelegt und erreicht Verkäufe von fast 60 Millionen Einheiten. Zudem ist der japan. Musikmarkt, als zweitgrößter weltweit, immer noch sehr stabil beim Verkauf von CD-Alben. Dort gibt es praktisch keinen Rückgang seit Jahrzehnten.
    Der Trend geht wohl eher dahin, physische Alben als Fanartikel zu erwerben und die Musik selber auf Streaming-Plattformen zu hören.

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Ja, die CD erlebt in den USA eine Wiederbelebung. Wie die Zahlen im Artikel zeigen, gilt das (noch) nicht für Deutschland.

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  3. Nutzerbild KraftKlotz

    Ich besitze seit ca 10 Jahren keinen einzigen CD Player mehr und das wird sich nicht ändern. Ich habe zwischen 1985 und 2010 ca 2000 Vinyl Platten gekauft aber auch die Zeiten sind vorbei. Wenn ich Musik hören möchte suche ich nicht erst nach der Platte sondern Stream die einfach, auch im Auto suche ich nicht erst ne CD raus die ich dann einlege.und die Qualität von Streaming reicht für meine Bedürfnisse aus.

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  4. Nutzerbild Max

    Die GfK heißt btw schon lange nicht mehr „Gesellschaft für Konsumforschung“… 🤷‍♂️

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  5. Nutzerbild Mark

    Ich bin das Mittelding. Streaming lehne ich ab da die Anbieter ständig Rechte verlieren und bestimmte Lieder nicht mehr abspielest sind aber genau so will ich keine platzverschwender im Regal. Somit lautet das Zauberwort MP3 Alben 😉

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  6. Nutzerbild Protonstar

    Ich würde das zu teuer vor allem auch so interpretieren, dass es bei finanziellen Engpässen am einfachsten zu entbehren und zu kündigen ist, neben TV Streaming Diensten. Wenn die Preise immer weiter steigen, muss man eben Abstriche machen, daher haben eben auch 42 Prozent kein neuen Vertrag abgeschlossen.

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  7. Nutzerbild Paul

    Und wieder straft der Artikel die Überschrift Lügen.

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  8. Nutzerbild Jan-Hendrik Li-Meyer

    Ich, der ein Vermögen in seine Musiksammlung gesteckt hat, hoffe sehr, dass dieses Streaming-System bald wieder endet. Schön waren die Zeiten, als mich Leute bewundert haben, dass ich jedes Musikstück spielen konnte. Ich habe dafür hart gearbeitet und die Anerkennung verdient. Schön waren die Zeiten, als sich noch nicht jeder dahergelaufenen Wichtigtuer „DJ“ nennen konnte. Unter dem Streaming-System leidet die Qualität der Musik, die meisten Künstler und die, die sehr viel Geld und Zeit in den Aufbau einer anständigen Musiksammlung gesteckt haben. Profitieren tun nur die, die es sich nicht leisten können oder wollen, alles zu kaufen und die Aktionäre die in Spotify investiert haben.
    Es gibt Gewinner und Verlierer durch die Revolution der Musikindustrie.
    Damit muss Schluss sein. Es muss dringend ein besseres System her, welches für alle Teilnehmer gleichermaßen OK ist. Ich fühle mich von der Musikindustrie hart übergangen und betrogen.

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    • Nutzerbild Tobias

      Du bist also gegen Streaming weil du dich mit deiner CD Sammlung so geil fühlst? Ernsthaft? Sammel du doch deine Platten und lass die anderen Streamen. Ich habe dieses Jahr knappe 8000 Songs von 5700 Künstlern gehört. Da brauche ich eine Menge Geld und Platz nur damit das hören unkomfortaber ist. Wieso sollte ich ?

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  9. Nutzerbild DerGameGamer

    16% von wie viel haben das Abo gekündigt? Es können auch einfach nur 16 Leute sein wenn nur 100 befragt wurden.

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  10. Nutzerbild DerGameGamer

    16% von wie viel haben das Abo gekündigt? Es können auch einfach nur 16 Leute sein wenn nur 100 befragt wurden.

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    • Nutzerbild DerGameGamer

      Kann inside digital nicht weiter empfehlen. Zu oft fehlen zu viele Informationen. Ich meine 16% könnte ALLES sein. Man braucht ein Verhältnis, dass weiß sogar ein Grundschul Schüler! Aber irgendwelche Leute die hier Beiträge schreiben nicht. Traurig.

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  11. Nutzerbild Alina

    Ich kaufe mir auch weiterhin CD’s von den Bands die ich gerne höre und mag. Und trotzdem will ich Spotify nicht missen. So kommt man ja durchaus auch auf Musik, die man noch nicht kennt. Das Musik hören to Go ist sehr viel einfacher. Sonst müsste man ja ständig den Diskman mitnehmen.
    Man sollte sich eben schon überlegen, was man seiner Lieblingsmusik antut, oder antun kann, wenn man nur streamt.

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    • Nutzerbild Jan-Hendrik Li-Meyer

      „trotzdem will ich Spotify nicht missen. So kommt man ja durchaus auch auf Musik, die man noch nicht kennt.“

      Auf Musik, die man noch nicht kennt, kommt man auch, wenn man die Musik im Radio, Fernsehen, bei Freunden oder auf einer Party hört. Dafür braucht man nicht zwingend Spotify.

      „Das Musik hören to Go ist sehr viel einfacher. Sonst müsste man ja ständig den Diskman mitnehmen.„

      Schon mal was von mp3 oder FLAC gehört?

      Du kannst jedes Musikstück von CD ganz einfach in diese Formate rippen und auf dein mobiles Gerät (sei es iPod, iPhone oder ein anderes Smartphone) übertragen.

      Zudem bekommst du z.B. bei Amazon fast alle CDs, die du bei Amazon direkt kaufst, als mp3 gratis zu dem CD Kauf dazu und kannst die Musik auch jederzeit runterladen oder auch direkt aus deiner Musikbibliothek bei Amazon streamen.

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  12. Nutzerbild Sven Scherner

    Wie ich den 90er habe ich alles im Mp3 Format.

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  13. Nutzerbild Ron

    Wird vor der Veröffentlichung eigentlich nicht mehr auf Korrektur gelesen? Der Text strotzt nur so von Fehlern.

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Es müsste heißen: „Wird vor der Veröffentlichung eigentlich nicht mehr korrekturgelesen? Der Text strotzt nur so vor Fehlern.“ Wie dem auch sei: Ja, Artikel werden bei uns redigiert und korrekturgelesen.

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  14. Nutzerbild premiumbernd@arcor.de

    Wie kommt ihr auf das baldige Ende von Streamingdienste? Bzw. wie kommt ihr überhaupt auf die Frage? Ich hoffe ja ihr kommt darauf, weil es ein paar Liebhaber mehr gibt, die ihre Musik auf Venyl kaufen.
    Irgendwie tut der Artikel schon körperlich weh.

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    • Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

      Servus Premiumbernd. Hast du den gesamten Artikel gelesen? Auch den letzten Absatz? Dort wird die Frage aus der Überschrift beantwortet. Ich kann deine körperlichen Schmerzen also nicht nachvollziehen. Aber ich bin auch kein Arzt.

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  15. Nutzerbild Alex7367

    Ich denke mal, der Hauptgrund für den Rückgang der Abonnenten dürften die gestiegenen Lebenshaltungskosten sein und man hat schneller mal ein Monatsabo eines Streaminganbieters gecancelt, als einen zweijährigen Mobilfunkvertrag. Bei mir ist es auf jeden Fall so, wegen der Inflation habe ich einige Abos gekündigt.

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  16. Nutzerbild Martin Balcz

    als Teenager sind mir durch Sonnenhitze ein Großteil meiner Vinyl Sammlung verlorengegangen, darunter auch sogenannte Raritäten. später konnte ich Teile meiner Sammlung via UseNet als mp3 Dateien wieder herstellen, bis zu einem Festplatten-Crash, CDs hatten sowieso nie so tolle Cover wie manche Vinyl-Alben und mir fehlte auch das Kleingeld um meine vollständige Sammlung von mehr als 70.000 ausgesuchten Songs wieder herzustellen.
    bei Streaming habe ich alle an der Hand und kann diese plus passende Empfehlungen jederzeit hören
    Danke Spotify!

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