Es sind Aufnahmen, die um die Welt gehen. Das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA hat Fotos vom größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter, aufgenommen. Und die lassen den Gasriesen in einer noch nie zuvor gesehenen Farbenpracht erstrahlen. Riesige Stürme, extreme Winde, horrende Temperatur- und Druckbedingungen sind darauf nach einer technischen Bildbearbeitung von Judy Schmidt und Ricardo Hueso Alonso und einer passenden Einfärbung ebenso zu erkennen, wie spektakuläre Polarlichter an der Nord– und Südflanke des Planeten.
Wissenschaftler zeigen sich von neuen Jupiter-Fotos beeindruckt
Planetenwissenschaftlerin Imke de Pater zeigt sich in einem NASA-Blogpost begeistert: „Es ist wirklich bemerkenswert, dass wir Details auf Jupiter zusammen mit seinen Ringen, winzigen Satelliten und sogar Galaxien auf einem Bild sehen können.“ Die beiden jetzt von der Nase veröffentlichten Bilder stammen von einer Nahinfrarotkamera, die über drei spezialisierte Infrarotfilter verfügt. Nur mithilfe dieser Filter war es überhaupt möglich, die neuen Bilder entstehen zu lassen. Da Infrarotlicht für das menschliche Auge unsichtbar ist, wurde das Licht dem sichtbaren Spektrum zugeordnet. Die längsten Wellenlängen erscheinen so in einem intensiveren Rot, während die kürzesten Wellenlängen blau erstrahlen.
Die neue eigenständige Ansicht von Jupiter wurde aus mehreren Bildern erstellt, die das James-Webb-Weltraumteleskop im Juli dieses Jahres aufgenommen hat. Darauf sind deutlich Polarlichter zu erkennen, die sich in große Höhen über dem Nord- und Südpol des Jupiter erstrecken. Spektakulär sieht das auch deswegen aus, weil erstmals auch Licht hervorgehoben werden kann, das von unteren Wolkenschichten und oberem Dunst in der Atmosphäre des Planeten reflektiert wird. Der von Jupiter bereits bekannte rote Fleck, ein riesiger Wirbelsturm, der so groß ist, dass er die Erde verschlingen könnte, erscheint in den neuen Ansichten weiß. Ebenso wie andere Wolken. Der Grund: Sie reflektieren viel Sonnenlicht.
Viele neue Details
Wissenschaftlerin Heidi Hammel sagt: „Die Helligkeit am Großen Roten Fleck weist auf eine große Höhe hin.“ Sie ist überzeugt, dass dort, ebenso wie an der Äquatorregion, Höhenschleier zu sehen sind. „Die zahlreichen hellweißen Flecken und Streifen sind wahrscheinlich sehr hoch gelegene Wolkendecken von kondensierten Konvektionsstürmen.“ Dunkle Bänder nördlich der Äquatorregion von Jupiter weisen hingegen nur eine geringe Wolkendecke auf.

Judy Schmidt, die aus zahlreichen Einzelbildern des James-Webb-Teleskops ein Gesamtbild entstehen ließ, schreibt auf ihrer Homepage, von einer echten Herausforderung bei der Bildbearbeitung. Als besonders komplex habe sich beim Übereinanderlegen der Einzelbilder unter anderem die schnelle Rotation von Jupiter herausgestellt. Auch die Tatsache, dass der Planet nicht in ein einzelnes Detektorfeld passe, habe die Bildbearbeitung erschwert.
Zwei Monde, Ringe und Jupiter auf einem Bild
Beeindruckend ist auch das zweite von der NASA veröffentlichte Bild, das neben Jupiter selbst, auch seine nähere Umgebung zeigt. Darauf sind nicht nur die beiden Monde Amalthea und Adrastea zu sehen – zwei von insgesamt 79 bekannten Monden, die Jupiter umkreisen – sondern auch sich zart abzeichnende Ringe. Sie fallen bei Jupiter deutlich schwächer aus, als man es zum Beispiel vom Planeten Saturn kennt.

Ein Detail ist bei der Betrachtung der Bilder aber besonders wichtig: Das menschliche Auge würde Jupiter nicht so sehen, wie auf den jetzt erstellten Bildern. Die Einfärbung der Infrarot-Aufnahmen wurde nur so vorgekommen, um den Blick auf besondere Details überhaupt sichtbar machen zu können. Unabhängig davon, ob die Farben nun realistisch sind oder nicht, spektakulär sind die neuen Einblicke allemal.