Der bekannte TV-Hersteller Sony hat eine überraschende Neu-Orientierung auf der diesjährigen CES in Las Vegas verkündet. Zugunsten von Mini-LED-Panels verabschiedet Sony sich künftig von Flaggschiff-OLEDs. Nach Angaben des Unternehmens sei dafür vor allem die erreichte Helligkeit verantwortlich, die mit Mini-LED-Panels im Gegensatz zu OLED-Panels erreicht werden kann. Sony glaubt, dass künftig immer mehr Inhalte auf höhere Helligkeiten abgestimmt werden. Somit soll die Leuchtdichte der LED-Panels die Wettbewerbsfähigkeit der Fernseher-Sparte sicherstellen. Damit gehen jedoch einige Nachteile einher.
Sony streicht Flaggschiff-OLEDs zugunsten von Mini-LEDs
Lange Zeit setzte Sony auf den Verkauf von OLED-Panels von LG in seinen Fernsehmodellen. Erst vor kurzem wechselte der japanische Hersteller auf die QD-OLEDs von Samsung für seine TV-Serien. Nun scheint sich das Thema OLED für Sony endgültig erledigt zu haben. Stattdessen will sich das Unternehmen wieder vermehrt auf die konventionelle Panel-Technologie mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung konzentrieren. Grund dafür soll die Einführung eines neuen Mastering-Monitors sein, der eine Helligkeit von der 4.000 cd/m² Helligkeit im 10-%-Fenster erreichen kann und 1.000 cd/m² im 100-%-Fenster erreicht. Sony vermutet, dass in Zukunft eine starke Bildschirmhelligkeit für Inhalte wichtiger sein könnte als hohe Kontrastverhältnisse. Das Unternehmen rechnet damit, dass immer mehr der zukünftigen Inhalte auf eine höhere Helligkeit abgestimmt werden.
OLED-Panels hingegen können diese Helligkeit aktuell nicht erreichen. Abhängig vom Modell liegen die Werte aktuell bei etwa 1.000 cd/m² in einem 10-%-Fenster und betragen selten mehr als 300 cd/m² in einem 100-%-Fenster. Mini-LEDs sind tatsächlich um einiges heller als OLEDs und können diese Helligkeit nicht nur an einzelnen Bildbereichen, sondern auf der gesamten Bildschirmfläche erreichen. Dennoch kann die Technologie OLEDs in anderen Punkten nicht übertrumpfen. So lassen Mini-LEDs keine pixelgenaue Steuerung der Helligkeit zu. Echte Schwarzwerte lassen sich mit dem Fernseher so nicht abbilden. Obwohl die Gesamthelligkeit der TV-Geräte somit heller werden könnte, dürfte das Kontrastverhältnis schlechter ausfallen.
Trend geht zu größeren und teureren Bildschirmdiagonalen
Zudem halten Branchenexperten Mini-LEDs für tendenziell teurer als OLED-Panels. Da Sonys Geräte jedoch ohnehin im höheren Preissegment angesiedelt sind, dürfte das im Verkaufspreis nicht stark ins Gewicht fallen. Für Sony selbst dürfte die Integration klassischer LCD-Technik mit Mini-LEDs deutlich preiswerter als der Einkauf von OLED-Panels ausfallen. Sony besitzt im Gegensatz zu anderen TV-Herstellern keine eigene Panel-Fertigung, weshalb der Hersteller den Zukauf für den Bau von TV-Geräten nicht vermeiden kann. Zusätzlich dürfte die Konkurrenz von LG und Samsung auf dem OLED-Markt schwer für Sony zu überwinden sein. Sowohl LG als auch Samsung fertigen jeweils eigene OLED-Panels mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die Sony nur über die beiden Hersteller beziehen kann.
Wahrscheinlich dürfte auch die Umorientierung der Hersteller auf größere Bildschirmdiagonalen hier eine Rolle spielen. Es ist das erste Jahr, in dem LG EVO-Panels mit mehr als 88 Zoll anfertigt, während Samsung sich auf QD-OLEDs mit 77 Zoll konzentriert. Die größeren Geräte bieten eine deutlich höhere Gewinnspanne für die Hersteller als die 55- und 65-Zoll-Ausführungen von Fernsehgeräten. Dabei ist tatsächlich in den wenigstens Wohnzimmer tatsächlich ein größeres Gerät als 65 Zoll notwendig. Zumindest jedoch will Sony sich in einem weiteren Punkt positiv mit seinen Mini-LED-Geräten hervortun. Die Energieklasse der Fernseher soll um eine Stufe besser ausfallen als QD-OLED-Modelle, trotz der höheren Helligkeit.
Sony konzentriert sich nun vermehrt auf die eigenen Stärken, nämlich die vorhandene Technik für ein möglichst anschauliches Bild zu optimieren. Darin hat der Hersteller bereits einige Erfahrung vorzuweisen, insbesondere was Mini-LEDs betrifft. Eine 22-Bit-Steuereinheit für Mini-LEDs soll für möglichst feine Abstufungen sorgen, die deutlich besser ausfallen dürfte, als die der letztjährigen Mini-LED-TVs wie der Sony XR-00X95L. Man darf somit gespannt sein, inwieweit diese feinere Abstimmungsmöglichkeit das TV-Bild im Vergleich zu den Vorjahresfernsehern verbessert hat.