Es sollte die „bislang umfassendste Aktualisierung der App“ werden, die Sonos je auf den Markt gebracht hat, teilte der US-Konzern im Frühjahr mit. Mit ungewöhnlich viel Vorlauf teilte man den Medien die neuen Features mit, verwehrte aber jeglichen sonst gängigen Beta-Testzugang. Erst zusammen mit den Nutzern konnte man sich ein Bild von der App machen. Es war ein Desaster. Denn obwohl man viel Wert auf neue Features und eine überarbeitete Oberfläche gelegt hatte, fehlten viele grundlegende Funktionen wie ein Wecker, der Schlummermodus oder persönliche Playlisten. Auch das Regeln der Lautstärke wurde zum Geduldspiel. Die Folge: Die Bewertungen der App rauschten in den Keller, die Foren waren voll von Beschwerden und der Absatz neuer Sonos-Endgeräte brach dramatisch ein. Die Folge: Mehr als 100 Angestellte mussten das Unternehmen verlassen, die Kosten für die Misere gab der Konzernchef mit 30 Millionen US-Dollar an. Wie konnte es dazu kommen?
Sonos Ace-Einführung erforderte komplett neue App
Ein Bloomberg-Bericht, der sich auf den Sonos-Rechtsanwalt und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter stützt, macht nun öffentlich, was vielen bereits klar war. Der Start der Sonos-Kopfhörer Sonos Ace im Mai ist ursächlich für die Misere. Denn um diesen Kopfhörer auf den Markt bringen zu können, musste die App grundlegend angepasst worden. Denn der Code der bisherigen App war in einer alten Programmiersprache geschrieben, die man offenbar nicht weiter verwenden wollte. Während der Entwicklung der neuen App habe Sonos jedoch Mitarbeiter entlassen und bestehende Teams intern umstrukturiert. Unter den entlassenen Mitarbeitern seien auch jene aus der Qualitätssicherung gewesen.
Während die Mitarbeiter demnach immer wieder vor dem Start der neuen App warnten und sich der zahlreichen Fehler und fehlenden Funktionen bewusst waren, habe die Konzernführung auf die Einführung gepocht. Sonos habe lieber seine Investoren mit neuen Kunden zufriedenstellen wollen, statt sicherzugehen, dass langjährige Kunden ihre Produkte weiterhin reibungslos bedienen konnten. Denn den Investoren hatte Sonos zwei neue Produkte pro Jahr versprochen. In Meetings mit den warnenden Mitarbeitern habe es sogar Geschrei und Gebrüll gegeben.
Mitarbeiter warnten Konternspitze
Dadurch, dass man die App für Sonos faktisch komplett neu schreiben musste, habe man viel Zeit damit verbracht, „das bestehende Chaos zu beseitigen“. Das sei durch fortwährende Änderungen an der App entstanden. Dass die Sonos-App bis heute, fast ein halbes Jahr nach dem Release, nicht richtig funktioniert, zeigt, wie sehr die Sonos-Oberen darauf aus waren, dass der Kopfhörer auf den Markt kommt. In einem öffentlichen Trello-Board kannst du nachlesen, welche Bugs und fehlende Features bekannt sind, welche sich aktuell in der Programmierung befinden und welche in Kürze in der App landen werden. Verloren gegangenes Vertrauen der Kunden allerdings kann sich Sonos nicht wieder selbst generieren.
Ironie an der Geschichte: Das Hoffnungsprodukt Sonos Ace ist offenbar ein Rohrkrepierer. Medienberichten zufolge wollte man bei Sonos eigentlich eine Million Stück pro Jahr produzieren und verkaufen. Aktuell seien es hochgerechnet gerade einmal zehn Prozent davon, wie es in internen Quellen heiße.
Dabei ist der Sonos Ace klanglich richtig gut, wie unser Test ergeben hat. Doch Kinderkrankheiten bei der Bedienung gibt es bis heute. Inzwischen sind auch die Preise ob des miesen Absatzes gefallen. Statt für geplante 499 Euro kannst du Sonos Ace inzwischen für knapp über 400 Euro kaufen.
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