Sonnenkraft statt Stromrechnung: 3 Gründe, warum Solaranlagen weiter boomen

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Solaranlagen sind nur was für Reiche, die Ersparnis im Sinne einer Amortisierung meist noch weit entfernt und um das Bürokratiemonster „korrekte Anmeldung“ will sich doch eh keiner kümmern. Diese Mythen der 00er und 10er-Jahre müssen aber endgültig ad acta gelegt werden.
Ein Mann montiert mehrere Solar-Anlagen
Rund um den Black Friday kommst du hier günstig an SolaranlagenBildquelle: RossHelen / Shutterstock.com

Die Fachmesse Intersolar, die bis zum 21. Juni in München stattfindet, zeigt es wie unter einem Brennglas. Die Branche rund um die private Energiegewinnung vom Dach, Balkon oder der Freifläche, entwickelt sich im Rekordtempo. Legen wir die Erkenntnisse und Besonderheiten übereinander, stellt sich weniger die Frage, wer in fünf bis zehn Jahren einen Teil seiner Energie mit eigener Photovoltaik produziert, sondern eher: wer nicht.

Solar wird immer besser, flexibler und spannender

Die Solarpanels an sich werden mit dem zunehmenden Fortschritt immer besser. Das ist erst einmal keine Sensation, auch wenn der neue Effizienz-Weltrekord der Firma Oxford PV Experten aufhorchen lässt. Für den Ottonormalverbraucher ist es zweitrangig, ob die Erzeuger-Effizienz der Zellen nun bei 24,3 oder den nun erreichten 26,9 Prozent liegt. Wichtig ist aber, dass Effizienz und Leistung auch bei weniger Sonne immer besser werden.

Spannend, weil haptischer sind da die Lösungen, die immer mehr in den Vordergrund rücken und neben der Funktionalität und Nachhaltigkeit den Formfaktor für den flexiblen Einsatz ins Visier nehmen.

Unauffällige Solar-Dachziegel

Die Politik trägt durch die Solarpakete und damit einhergehend immer weniger bürokratischer Hürden sowie insbesondere den eigenverantwortlichen Einbau-Rechten für Mieter ihren Teil zum Gelingen bei. Die Unternehmen am Markt sind dafür zuständig, dass die Produkte nutzbar für jeden sind.

Der Hersteller Bluetti stellte auf der Intersolar Solar-Dachziegel vor, die man erst bei näherem Hinsehen als PV-Platten erkennt. Wem Solar-Panels auf Dächern also sonst ein Dorn im Auge sind oder wo sie im Sinne des Denkmalschutzes nicht möglich sind, lauert hier die Lösung. Mit jeweils 40-Watt pro Einheit lässt sich so eine ordentliche Gesamtleistung skalieren.

Bluetti T40 Solar-Dachziegel
Bluetti T40 Solar-Dachziegel für nahezu unsichtbare Solar-Power vom Dach.

Übrigens: Die Idee von Solarziegeln ist per se nicht neu. Tesla ist ein prominenter Vertreter, der seine Dachbedeckung aber noch nicht nach Deutschland gebracht hat. Mal sehen, wie es Bluetti anstellt.

Solar für Markisen, Motorhauben oder als Sichtschutz

Aber auf dem Dach ist nicht Schluss. Durch die fortschreitende Preisreduktion bei materieller Beständigkeit können Solarpanels bald vieles ersetzen, was sonst über Kunststoff, Metall oder sonstige nicht-funktionale Materialien gelöst wird. Beispiele gefällig?

Das israelische Unternehmen Apollo stellte auf der Intersolar flexible Lösungen für den Einsatz von Photovoltaik-Matten für die flexibelsten Ansätze aus. So gibt es eine Motorhaube für Autos, die komplett aus Solarzellen besteht. Partner sind dabei namhafte Autohersteller wie Hyundai. Mahnendes Beispiel ist hier wohl das ehemalige deutsche Startup Sono, das mit einem monothematischen Solar-Auto-Thema schlussendlich keinen Erfolg hatte.

Pragmatischer und plakativer ist da schon die rollbare Solar-Markise. Hier wird der Sonnenschutz zum Sonnenfänger. Die Solar-Markise ist zunächst auch für den Einsatz an Campern gedacht.

Rollbare Markise aus Solarpanels
Rollbare Markise aus Solarpanelen der Firma Apollo.

Das österreichische Startup Sunbooster, das verzweigt übrigens auch mit diesem Solar-Rucksack verbunden ist, hat sich derweil dem Thema Sichtschutz am Gartenzaun angenommen. Der in Deutschland, Österreich und Schweiz am meisten verbaute Zaun ist der sogenannte Doppelstabmattenzaun, an den nicht wenige noch einen Sichtschutz, meist aus Kunststoff oder Holz anbringen.

Sunbooster ersetzt dieses Material nun durch flexible und eingewobene Solarzäune. Der Sichtschutz wird also zum vertikalen Sonnenkollektor und produziert vor allem in den Sonnenunter- und -aufgangszeiten Strom. Dazu ist auch der Reflektor-Effekt bei Schnee nicht zu vernachlässigen. Das Panel soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Flexible Solarpanels als Sichtschutz in einem Doppelstabmattenzaun.
Flexible Solarpanels als Sichtschutz in einem Doppelstabmattenzaun.

Die Speicherung von Balkonsolar wird immer einfacher und ist ohne Fachpersonal möglich

Einen Elektriker zum Anschließen von Balkonkraftwerken braucht schon länger niemand mehr. Die verfügbaren Bauteile, von Panelen über Speicher bis Wechselrichtern, sind zertifiziert und sicher. Dazu sind die Systeme mittlerweile so benutzerfreundlich, dass sie in Sekundenschnelle einsatzbereit sind. Beim neu vorgestellten Balkonkraftwerk-Speicher MS-A2 des Herstellers Hoymiles reicht ein einfaches Umstecken und aus dem Einspeise-Balkonkraftwerk wird ein Speicher-Kraftwerk, das die tagsüber produzierte Energie auch abends und nachts nutzbar macht.

Hoymiles MS-A2 Balkonkraftwerk-Speicher
Hoymiles MS-A2 Balkonkraftwerk-Speicher

Auch der österreichische Hersteller Sunbooster setzt mit seinem Batteriespeicher „Powerstation Grid“ auf ein solches Einfach-Einstecken-Prinzip per integriertem Wechselrichter.

Anker Solix präsentierte mit der Solarbank 2 eine neue Version seines Balkonkraftwerk-Speichers und damit das erste All-in-One-System mit 2.400 Watt Leistung. Das ganze zu teils überraschenden Preisen. Zum Start kostet der Speicher als Solarbank 2 Plus weniger als 1.000 Euro, eine Erweiterungsbatterie gibt’s für rund 700 Euro. Die Mechanismen des Markts dürften für weitere Nachlässe sorgen.

Tibber und Co. ordnen den Strommarkt neu und ergänzen Dach- und Balkon-Solar

Das gesamte Thema der Energieversorgung, und dessen Management auf privater Ebene erlebt gerade eine Transformation. Hast du schon mal von „negativen Strompreisen“ gehört? Die gibt es, wenn im Netz ein solcher Überschuss herrscht, dass Nutzer für den Verbrauch Geld bekommen. Bei pauschalisierten Stromverträgen passiert das aber nicht wirklich. Hier behält der Stromanbieter den Gewinn ein (und subventioniert auch theoretische Verluste – das gehört zur Wahrheit dazu).

Anbieter wie Tibber, Ostrom oder aWattar geben aber genau diesen Börsenstrompreis an die Nutzer weiter. In guten, wie in schlechteren Zeiten und mit Vorlauf, damit die Nutzer reagieren können. Diese dynamischen Stromtarife, deren Strompreis täglich auf Basis einer Vorhersage wechselt, erleben gerade einen Boom. Ein Massenphänomen sind sie aber noch nicht.

Und nun gehen genau diese Anbieter auch noch Partnerschaften mit einigen spannenden Playern der Heim-Solar-Branche ein. Ecoflow mit Tibber (mehr zu dieser Partnerschaft gibt’s auch bei nextpit) oder Zendure mit dem Strombörsenbetreiber Nord Pool selbst integrieren diese dynamischen Stromtarife in ihre Management-Services zur Heim-Energie. Heißt: Solange, du deinen selbst produzierten Strom nutzt, zahlst du für die kWh gar nichts. Wird das Netz zugeschaltet, zahlst du den Börsenstrompreis, der zudem einen Tag vorher feststeht. So kannst du vorausschauend planen. Die Waschmaschine etwa früher oder eben später anschalten. Das kann am Ende eine ganze Menge sparen und beschleunigt die Amortisierung einer Solar- und Speicheranlage enorm.

Die Transformation ist in vollem Gange

Wurde aus dem „Postanschluss“ des 20. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert der flexible Internet-Tarif und aus dem Fernseher das breite und individualisierbare Angebot der Streamingdienste, befindet sich mit dem Energiemarkt nun der nächste dicke Brocken vor oder sogar schon in einer solchen Transformation. Mehr Einflussmöglichkeiten, mehr Gestaltungsoptionen für Endnutzer und schlussendlich mehr Kostenkontrolle und Sparpotenziale, was den eigentlichen Kern darstellt.

Während Eigenheimbesitzer das ganz große Rad drehen können, sind aber auch Mieter und Wohnungseigentümer längst nicht zurückgelassen und können sich im immer lukrativer werdenden Balkon-Solar-Game ein Stück weit Energie-Autarkie verschaffen.

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