Solarstrom virtuell speichern? So soll keine Energie verloren gehen

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Den gesamten produzierten Solarstrom selbst nutzen zu können, ist für viele PV-Besitzer ein nicht zu realisierender Traum. Doch was wäre, wenn man den Strom speichern könnte, der bei einem vollem Stromspeicher ins Netz fließt, um ihn später abzurufen? Ein Konzept soll das ermöglichen.
Solaranlage auf Hausdach, Sinnbild Solarstrom
Solarstrom virtuell speichern - So soll keine Energie verloren gehenBildquelle: Wirestock Creators/Shutterstock

In der Theorie ist es ein cleveres System, das sich auch heutzutage schon in der Praxis umsetzen lässt. Erreicht der Stromspeicher in den Mittagsstunden seinen vollen Füllstand, muss der weitere Solarstrom in das Netz eingespeist werden. Eine lokale Speicherung ist für Haushalte dann nicht mehr länger möglich. Die Einspeisevergütung für diese Stromstunden ist bekanntlich deutlich geringer als der Nutzen, wenn man sie selbst direkt verbrauchen würde. Ebendarum bietet der Batteriespeicherhersteller SENEC ein virtuelles Stromkonto an. Der restliche Strom, der nicht mehr verbraucht werden kann, soll diesem gutgeschrieben werden. Im Anschluss sollen Kunden das Guthaben wieder abrufen können, etwa für das E-Auto unterwegs oder im Winter.

Keine verschwendete Kilowattstunde Solarstrom?

Zunächst solltest du dir dabei im Klaren sein, dass dein Strom nicht tatsächlich an einem anderen Ort zwischengespeichert wird. Der Solarstrom, der also in das Stromnetz eingespeist wird, wird auch in dem Augenblick dort verbraucht oder in einem Großstromspeicher eingelagert. Du lagerst den Strom somit nicht an einem physischen Ort, um ihn zu einem anderen Zeitpunkt abrufen zu können. Vielmehr handelt es sich um eine virtuelle Gutschrift über SENEC, die sich nach Bedarf des Kunden abrufen lassen soll. Dabei verspricht der Anbieter, dass der Strom unabhängig von der Jahreszeit genutzt werden kann und zu 100 % mit Ökostrom erfolgen soll. Ebenso wirbt der Batteriespeicheranbieter damit, dass die eigenen Speicher die Anforderungen des § 14a EnWG erfüllen. Dabei soll bei ausreichendem Stromüberschuss sogar ein Stromabschlag bis zu 0 Euro möglich sein. Der Solarstrom soll im Winter abgerufen werden können oder unterwegs zum Tanken an einer E-Säule verwendet werden.

PV-Anlage auf Hausdach
Solarstrom kann nicht komplett selbst verbraucht werden

Gutschriftkonten für Solarstrom sind keine neue Erfindung

Obwohl das Konzept positiv klingt, sollte es mit einer gewissen Vorsicht genossen werden. Ob es sich langfristig durchsetzen kann, dürfte von vielen Faktoren abhängen, auf die SENEC selbst nur begrenzt Einfluss nehmen kann. So ist etwa der Strom, den du im Winter oder an der E-Ladesäule abrufst, im Verhältnis potenziell teurer als der Solarstrom, den du in das Netz eingespeist hast. Vor allem, da die Einspeisevergütung nur einen Anteil daran denken würde, nicht aber den vollen Preis der Kilowattstunde Strom (kWh). Ein anderer Anbieter versuchte in der Vergangenheit bereits, ein ähnliches Konzept anzubieten.

Lichtblick versprach damals im Jahr 2022 in seinem „StromWallet“ ebenso, dass aller erzeugter Strom als Guthaben gutgeschrieben werden würde. Heute hat sich die Präsentation des StromWallets auf der Webseite des Stromanbieters dabei deutlich geändert. Heute bewirbt Lichtblick den Services mit einer monatlichen Grundgebühr von 9,99 Euro im Monat und 89 % geringeren Stromkosten im Vergleich zu Haushalten ohne Solaranlage. Jetzt stehen dabei ein dynamischer Strompreis sowie der Verkauf des Solarstroms zu Spitzenzeiten im Fokus des Unternehmens. Es bleibt somit abzuwarten, ob sich das Konzept bei SENEC in der angedachten Form durchsetzen kann. Wir haben bei SENEC angefragt, welche Vision das Unternehmen langfristig verfolgt und ob bereits erste Partnerschaften zum neuen Programm geschlossen werden konnten. Sobald uns eine Stellungnahme von SENEC vorliegt, lassen wir dich daran teilhaben.

Ein Update von SENEC zur virtuellen Speicherung

Zwischenzeitlich haben wir eine Auskunft von SENEC erhalten, die einige spannende Details enthüllt. Zunächst einmal bietet SENEC seinen neuen Service eigenständig an, ganz ohne externe Partnerschaften. Das Beste daran? Dieses Angebot ist dauerhaft für dich verfügbar, sofern du eine EEG-konforme PV-Anlage und einen SENEC-Stromspeicher besitzt.

Im Vergleich zu anderen Anbietern, wie etwa Lichtblick, hast du bei SENEC den Vorteil, dass Guthaben in Euro statt Kilowattstunden (kWh) abgerechnet wird. Das sorgt für mehr Transparenz bei deinen Stromkosten. Du zahlst einen festen Grundpreis und einen wettbewerbsfähigen Arbeitspreis für die tatsächlich verbrauchte Strommenge. Die entsprechende Vergütung für deinen eingespeisten Solarstrom wird entsprechend bei jeder Abschlagszahlung berücksichtigt.

Darüber hinaus bietet das SENEC-System jährliche Entlastungen, die auf § 14a EnWG basiert, die direkt auf deine monatlichen Kosten angerechnet werden. Die modulare SENEC.Cloud bleibt flexibel und ist bereit für zukünftige Entwicklungen wie dynamische Stromtarife oder Direktvermarktung. Schon über 40.000 Kunden profitieren laut Hersteller bereits davon.

Bildquellen

  • die-einspeiseverguetung-fliest-nicht-mehr-zu-allen-stunden-fuer-pv-anlagen: Daniele La Rosa Messina/Unsplash
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  • solarstrom-virtuell-speichern-so-soll-keine-energie-verloren-gehen: Wirestock Creators/Shutterstock

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