Zunächst hatten smarte Brillen einen schweren Stand. Eines der ersten Modelle, die Google Glass, sorgte teilweise für regelrechte Auseinandersetzung, weil Passanten in der Öffentlichkeit Angst davor hatten, ungefragt zu Motiven zu werden. Doch die Potenziale erkannte nicht nur Google.
Zwischenzeitlich zeigten Huawei und TCL entsprechende Versionen. Selbst der eigentlich aufs Spielen spezialisierte Hersteller Razer hat eine smarte Brille im Portfolio. Ebenso erkannte das soziale Netzwerk Snapchat frühzeitig die Möglichkeiten, um den Spielraum des Smartphones unterwegs zu erweitern. Und auch Meta, der Konzern hinter den Netzwerken Facebook und Instagram, ist zwischenzeitlich auf den Zug aufgesprungen. Zusammen mit Ray-Ban hat der Social-Media-Gigant eine schicke Smartphone-Erweiterung in Brillenform auf den Markt gebracht.
Samsung setzt auf smarte Brille
Damit scheint endgültig der Damm gebrochen. Im kommenden Jahr will sich allem Anschein nach ein weiterer Tech-Gigant unter die Brillenanbieter mischen: Samsung. Die Koreaner arbeiten offenbar an einem Modell, das sich technisch auf dem Niveau der Brillen bewegt, das im Rahmen der Ray-Ban-Meta-Kooperation entwickelt wurde. Das legen zumindest nun öffentlich gewordenen technischen Daten nahe.
Demnach soll die Brille 50 g wiegen, was dem Niveau der Ray-Ban-Meta-Brillen entsprechen würde. Im Brillengestell sitzen neben einem Akku mit einer Kapazität von 155 mAh eine Kamera, die auf Sonys IMX 861 basiert und eine Auflösung von zwölf Megapixeln leistet. Zudem wird mit dem AR1 von Qualcomm auf einen Prozessor gesetzt, der speziell für den Einsatz in smarten Brillen konzipiert wurde. Er unterstützt nicht nur Fotos mit einer Auflösung von zwölf Megapixeln, sondern sorgt bei Streams für eine Bildqualität von sechs Megapixeln. Unklar ist, ob die smarte Samsung-Brille auch ein Bild für den Nutzer auf die Gläser projizieren kann. Mit dem AR1 können auch Informationen mit einer Auflösung von 1.280 x 1.280 Pixeln bei einer Bildrate von 60 fps ins Sichtfeld eingespielt werden.
Bei der Entwicklung der Brille hatte allem Anschein nach auch Google seine Finger im Spiel. Offenbar wird Googles Künstliche Intelligenz (KI), Gemini, gesetzt. Mit dem Project Astra arbeitet Google an einer speziellen Gemini-Version. Sie soll deutlich besser mit multimodalen Informationen umgehen und weniger Chatbot sein als bisher. Das soll insbesondere im Umgang mit Bildern gelten. Details wurden jedoch bisher nicht bekannt.
Ein erster Testballon?
Allerdings scheint sich Samsung dem neuen Betätigungsfeld eher vorsichtig zu nähern. Sollten sich die Informationen bestätigen, dann soll die Stückzahl zunächst auf 500.000 Einheiten begrenzt werden. Die offizielle Vorstellung soll im dritten Quartal des nächsten Jahres anberaumt sein. Das wäre etwas spät für die Millionen von Instagram-Schnappschüssen während der Zeit der Sommerferien, könnte aber ein erstes kleines Highlight für die kommende Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin bedeuten.