Smart Home wird zu Elektroschrott: Abschaltung am Freitag

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Achtung, wenn du Smart Home nutzt, um deine Wohnung zu schützen oder zu automatisieren: Denn schon an Karfreitag wird ein aus Deutschland stammendes System für immer abgeschaltet. Die Technik ist dann nur noch Elektroschrott.
Smart Home wird Elektroschrott
Smart Home wird ElektroschrottBildquelle: Gerd Altmann / Pixabay

Hintergrund der Abschaltung ist die Insolvenz der Gigaset Communications GmbH. Das Verfahren wurde am 29. Januar 2024 in Eigenverwaltung eröffnet. Gigaset ist bekannt für seine schnurlosen Festnetztelefone, hat aber auch Smartphone gebaut und ein eigenes Smart Home-System auf den Markt gebracht. Genau dieses Smart Home-System wird nun mit nur wenigen Tagen Vorlaufzeit abgeschaltet.

Abschaltung der Gigaset-Server macht Smart Home zu Schrott

Im Rahmen der Insolvenzverwaltung ist es Gigaset gelungen, einen Käufer für das Telekommunikationsgeschäft zu finden. Die chinesische Spielwarenfirma V-Tech hat Teile des Geschäftsbetriebes von Gigaset im Zuge eines Asset Deals übernommen. Nicht übernehmen wird sie jedoch das Smart Home/Care Geschäft. Man habe sich bemüht, einen alternativen Erwerber für diesen Geschäftsbereich zu finden, was aber trotz „intensiver Bemühungen“ nicht gelang.

In der Folge müssen jetzt, drei Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens, die Server für die Cloud-Dienste des Smart-Home-Bereiches abgeschaltet werden. „Eine Aufrechterhaltung ist insolvenzrechtlich nicht möglich“, heißt es von Gigaset. Das hat Folgen für die Produkte bei dir zu Hause. Denn die Gigaset-Smart-Home-Apps sowie auch die vernetzten Sensoren und Geräte werden schon ab Karfreitag nicht mehr nutzbar sein. Das betrifft auch ein möglicherweise gebuchtes Kamera Service Paket.

Insolvenzrechtlich beruft man sich hinsichtlich sämtlicher bestehender Vertragsverhältnisse auf die Nichterfüllung. „Soweit Ihnen aus der Einstellung der Smart Home Produkte Ansprüche gegen die Gigaset Communications GmbH entstehen sollten, handelt es sich bei diesen um Insolvenzforderungen“, heißt es von Gigaset. Wer schon in anderen Verfahren Insolvenzforderungen angemeldet hat, weiß, dass hier in der Regel die Arbeit das Geld nicht wert ist, dass du möglicherweise nach Jahren bekommst.

Keine Alternativen für betroffene Nutzer

Faktisch hast du, wenn du die Gigaset Elements-Geräte einsetzt, ab Freitag einen Haufen Elektroschrott ein deiner Wohnung. Gigaset hat einen proprietären Kommunikationsstandard eingesetzt, sodass die Verwendung der Geräte etwa in offenen Systemen wie ioBroker oder Home Assistant nicht möglich ist. Auch der Betrieb ohne die Server ist nicht möglich. Zwar gibt es für Home Assistant eine sogenannte Custom Component, also eine von Nutzern programmierte Integration. Doch setzt diese auf die Server auf, die Gigaset am Freitag abschaltet.

Besonders ärgerlich ist in diesem Fall nicht nur die Tatsache, dass die gekauften Geräte nicht gerettet werden können. Auch die kurze Vorlaufzeit von nur vier Tagen zwischen der Ankündigung der Abschaltung und der Abschaltung selbst ausgerechnet zur Urlaubszeit rund um Ostern ist extrem misslich für betroffene Nutzer. Hast du Gigaset Elements in deiner Wohnung in Verwendung, bleibt dir nur der Systemwechsel.

Unsere Empfehlung bei der Wahl eines Smart Home-Systems: Setze möglichst auf offene Systeme, die lokal laufen. Denn im Fall von cloudbasierten Systemen hast du auch im Alltag Probleme mit dem Smart Home, wenn deine Internetleitung mal gestört ist.

Mitreden

1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Sehr gut.
    Ob Online-Spiele oder Smart-TV oder Smart Home, Entscheidung liegt nicht beim Kunden, sondern der Hersteller kann jeden Moment den Stecker ziehen.
    Onlinefunktionen sind bei solchen Sachen eine gute Ergänzung, aber der Betrieb soll grundsätzlich offline bzw. im Heimnetzwerk möglich sein.
    Der Fall ist eine Lehre für alle, die auf Cloud setzen.

    Antwort

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