Personalmeldungen gehören in der deutschen Medien-Szene nicht gerade zu den Rennern. Es gibt aber Ausnahmen. Eine davon betrifft den Pay-TV-Markt: Wenn sich nämlich im Management von Sky Deutschland etwas tut, sorgt das in der Regel für rege Diskussionen. Und diese Diskussionen können jetzt wieder starten. Denn der Chef macht die Biege.
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Seit 2015 stand Carsten Schmidt an der Spitze von Sky Deutschland. Insgesamt ist er seit 20 Jahren im Unternehmen. Erst als Sport-Chef, dann als CEO. Zum 31. Dezember wird er sich vom Posten des Vorsitzenden der Geschäftsführung verabschieden, teile der führende deutsche Pay-TV-Sender am Donnerstag mit. Der Schritt kommt überraschend, denn bisher hatte es nach außen keine Anzeichen dafür gegeben, dass Schmidt das Feuer verloren haben könnte, dem Pay-TV-Sender zu (noch) mehr Erfolg zu verhelfen.
Der Chef geht und bleibt – erst einmal
Schmidt bleibe Sky Deutschland im kommenden Jahr als Senior Advisor erhalten, heißt es in einer Mitteilung des Senders. „Als ich meine Entscheidung getroffen habe, meine Aufgabe bei Sky zu beenden, war es mein Ziel, einen optimalen Übergang sicherzustellen und an einen geeigneten Nachfolger zu übergeben. Der jetzige Zeitpunkt und unsere personelle Aufstellung gewährleistet genau dies.“
Nachfolger von Schmidt als CEO wird ab dem 1. Januar 2020 Davesh Raj, der bisher das operative Geschäft der Sky-Gruppe in ganz Europa leitet. Er berichtet an Andrea Zappia, den eigentlichen Chef von Sky in Europa. Die Personalie könnte auch ein Zeichen dafür sein, dass Entscheidungen längst nicht mehr in München selbst getroffen werden, sondern die Steuerung aus der Europa-Zentrale erfolgt. Möglicherweise für den ehrgeizigen Schmidt ein nicht länger zu akzeptierender Umstand.
Nicht die erste personelle Änderung bei Sky
Inwiefern der Abschied von Schmidt auch in Zusammenhang mit anderen Entlassungen bei Sky Deutschland steht, ist gegenwärtig unklar. Vor Schmidt hatten unter anderem auch Roman Steuer (Executive Vice President Sports) und Ralph Fürther (Senior Vice President Communications) das Unternehmen verlassen. Schmidt persönlich hatte im Anschluss an diese beiden Kündigungen in einer E-Mail an alle Mitarbeiter von Sky Deutschland davon gesprochen, dass der Stellenabbau noch länst nicht abgeschlossen sei. Möglicherweise wusste er da schon, dass auch er zeitnah aus dem Unternehmen ausscheiden wird.
Unabhängig davon, wer die Entscheidung getroffen hat, dass Schmidt bei Sky von Bord geht: Dass Schmidt jetzt, kurz vor der Ausschreibung neuer Rechte der Fußball Bundesliga, die Biege macht, ist nicht weniger als eine faustdicke Überraschung. Vermutlich ist Sky gerade deswegen daran gelegen, zu betonen, dass Schmidt dem Pay-TV-Sender auch im kommenden Jahr noch beratend zur Seite stehen wird.
Er selbst werde „in den kommenden Monaten“ weiterhin unterstützend mitwirken, heißt es laut Unternehmensmitteilung. „Das betrifft natürlich insbesondere die anstehende Bundesliga-Rechteausschreibung“, sagt der scheidende Manager. Offenbar ist man sich auch beim Sky-Eigentümer Comcast, ein US-Kabelkonzern, sicher, dass man in den nahenden DFL-Verhandlungen einen erfahrenen Manager braucht, um nicht leer auszugehen. So oder so: spannende Zeiten.