Schon vor den Wahlen versprachen zahlreiche Parteien, dass sie die Stromsteuer in Deutschland herabsenken wollen, um die Kosten für die Menschen zu senken. Jetzt wollen CDU und SPD dieses Versprechen offensichtlich einlösen. In einem gemeinsamen Sondierungspapier, das als die Basis für die eigentlichen Koalitionsverhandlungen dienen soll, wurden erste Maßnahmen festgehalten. Darunter etwa der Wunsch, die Stromsteuer auf den niedrigsten Stand zu senken, den die EU-Gesetzesgrundlage zulässt. Auch eine Reduktion der Übertragungsnetzgelte ist im Gespräch.
Stehen bessere Zeiten für Strompreise bevor?
Der Strompreis ist in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen EU-Staaten hoch. Gerade diese Kosten dürften als Hemmschwelle dienen, die viele Menschen von Investitionen in E-Autos oder Wärmepumpen abhält. Die Bevölkerung leidet unter den hohen Energiepreisen, weshalb viele Parteien versprochen haben, das Problem zu lösen. CDU/CSU und SPD werden nun in ihren gemeinsamen Koalitionsbemühungen konkreter, worauf die Menschen in Deutschland hoffen können. Durch eine Kombination aus herabgesenkter Stromsteuer und halbierten Übertragungsnetzentgelten könnte der Strompreis für Verbraucher um 5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) sinken. Ein Durchschnittshaushalt könnte dadurch insgesamt rund 200 Euro einsparen. Denn durch die gesenkte Stromsteuer würde sich zugleich auch die Mehrwertsteuer senken, die auf den Strompreis erhoben wird, da der Betrag, auf den sie aufschlägt, bereits geringer ist.
Die Stromsteuer liegt aktuell bei 2,05 Cent pro kWh netto und soll auf den Mindeststeuersatz der EU von 0,1 Cent gesenkt werden. Brutto liegt der Steuersatz dank der Mehrwertsteuer bereits bei 2,32 Cent pro kWh. Bei einem Verbrauch von 3.000 kWh pro Jahr käme das etwa 70 Euro jährlich gleich. Einen Nachteil hätte die Senkung der Stromsteuer jedoch langfristig. Denn sie stellt zugleich eine große Einnahmequelle für die Regierung dar, wie das Bundesfinanzministerium erläutert. Dabei fließt sie unter anderem in die Auszahlung der Renten.
Die Netzentgelte sollen ebenfalls herabgesenkt werden, wenn auch nicht so tief wie die Stromsteuer. Zurzeit sind sie für rund ein Drittel deines Strompreises verantwortlich. Grundsätzlich ist die Abgabe notwendig, denn sie finanziert sowohl den Erhalt des vorhandenen Stromnetzes als auch den Ausbau neuer Netzinfrastrukturen.
Die Kosten der Netzentgelte waren in den vergangenen Jahren dabei ungleich verteilt. Vor allem Regionen, in denen viele Windräder und PV-Anlagen entstanden, fielen die Netzentgelte hoch aus. Andere Bereiche in Deutschland hingegen zahlten praktisch weniger, obwohl sie von dem gewonnenen Strom profitierten. Seit diesem Jahr hat sich das dank einer Reform der Ampelregierung geändert, sodass alle Bundesländer die Belastung gleichmäßiger tragen. Um eine Vergünstigung der Netzentgelte zu ermöglichen, wollen Union und SPD den Staat einen Teil der Kosten für die großen Stromautobahnen übernehmen lassen.
Geplante Förderung für Netzentgelte entfiel im vergangenen Jahr
Ähnliche Bemühungen gab es in der Vergangenheit bereits, Ende 2023 strich jedoch die Ampelkoalition ein geplantes 5,5 Milliarden Euro Vorhaben, das die Netzentgelte hätte senken sollen. Allerdings konnte sich der Plan nicht durchsetzen, da dem Bundeshaushalt nach einem Urteil des Verfassungsgerichts schlicht das Geld fehlte, um die Entlastung zu finanzieren. Unter der neuen Regierung soll eine Halbierung der Netzentgelte erfolgen. Das käme einer Reduktion des Strompreises um wenigstens 3 Cent pro Kilowattstunde gleich. Allerdings wäre der nächste Termin für diese Entlastung erst der Jahreswechsel von 2025/26, da die Netzentgelte immer für ein gesamtes Jahr festgelegt werden. Auf diesen Teil der Entlastung müssten Haushalte also noch um die 9 Monate warten.
Dabei gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Denn auch wenn die Netzentgelte mit einer solchen Förderung sinken, landet die Ersparnis nicht automatisch beim Kunden. Gerade Verträge mit Preisgarantien schließen die Netzentgelte bereits ein. Das kann einerseits Kunden schützen, da die Kosten auch bei einer Erhöhung der Netzentgelte gleich bleiben. Im Hinblick auf das kommende Jahr würde es jedoch verhindern, dass die Senkung der Netzentgelte an dich weitergeben wird. Auch wenn keine Preisgarantie mehr gilt, gibt der Stromanbieter die Kostenreduktion nicht unbedingt automatisch an dich weiter.
Wer zurzeit einen günstigen Jahresvertrag hat, sollte ihn daher lieber laufen lassen, bis die Mindestvertragslaufzeit verstrichen ist. Danach zählt nämlich eine monatliche Kündigungsfrist, mit der du dich nach besseren Stromtarifen umsehen kannst, sobald sich die Bedingungen verbessert haben. Wer einen neuen Vertrag benötigt, sollte ihn möglichst zeitnah abschließen, damit im nächsten Jahr möglichst früh in einen Vertrag mit der Ersparnis gewechselt werden kann. Einzig, wer erst in jüngster Vergangenheit einen Vertrag über 24 Monate abgeschlossen hat, kann wohl nicht profitieren. Hier empfiehlt es sich, bis zur nächsten Wechselmöglichkeit möglichst viele Stromkosten einzusparen.