Sind Pelletheizungen eigentlich klimafreundlich? Die Antwort könnte überraschen

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Besitzer von Pelletheizungen würden ihre Heizvariante mit Sicherheit als klimafreundlich einstufen. Auf den ersten Blick erscheint diese Aussage auch naheliegend. Schließlich setzt das Holz beim Verbrennen die Menge an CO₂ frei, die es zuvor gebunden hat. Doch die Wahrheit gestaltet sich komplexer.
Pelletheizung die von Mann mit Biomasse gefüllt wird

Sind Pelletheizungen eigentlich klimafreundlich - Die Antwort könnte überraschen

Holz im Kamin zu verbrennen, ist eine Heizvariante, die die Menschheit schon über Jahrtausende begleitet. Heutzutage sind unsere Heizsysteme und Öfen dafür wesentlich komplexer geworden. Häufig werden sie durch passende Pufferspeicher ergänzt. Heutzutage muss sich diese Form des Heizens jedoch einiger Kritik stellen. Dabei steht nicht nur die Frage im Raum, ob Pelletheizungen tatsächlich als klimafreundlich bezeichnet werden können.

Pelletheizungen haben mehr Schattenseiten, als der erste Blick erahnen lässt

Für die neueste Debatte zur Klimafreundlichkeit von Pelletheizungen sorgte der Kohlendioxid-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA). Mit diesem Hilfsmittel können Haushalte berechnen, wie viel klimaschädliches CO₂ sie mit ihrer Heizung verursachen. Neuerdings enthält dieser Rechner auch die Klimabelastungen durch Holzheizungen, die vorher nicht erfasst wurden. Eine Tonne Buchenscheite oder Holzpellets schlägt so mit rund 1,7 Tonnen CO₂ zu Buche. In der Theorie wäre dieses Problem zu vernachlässigen, wenn man sich darauf besinnt, dass die Verbrennung nur die Menge an CO₂ freisetzt, die das Holz zuvor auch binden konnte. Allerdings kann man unter den heutigen klimatischen Bedingungen nicht mehr nur auf die Bedingungen der einzelnen Holzstücke schauen. Vielmehr muss die Entwicklung in unseren Wäldern im gesamten betrachtet werden.

Heizung mit Pelletheizungen und Holzheizungen ist nicht mehr unbedenklich

Die Waldbesitzer in Deutschland behandeln ihre Wälder pfleglich. Die Rodung für Brennholz erfolgt nur in einem kleinen Teil, während die geschlagenen Bäume durch das Anpflanzen neuer direkt ersetzt werden können. Für viele Jahre konnte sich dadurch ein entsprechendes Gleichgewicht halten lassen. Bis die Waldinventur zwischen 2017 und 2022 neue Erkenntnisse zutage förderte. „Die Wälder in Deutschland tragen nicht wie erwartet zur Speicherung des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid bei“, lautet das Resultat der Untersuchung unter Koordination der Bundesforschungseinrichtung Thünen-Institut. Somit setzen die Wälder in Deutschland seit 2017 mehr CO₂ frei, als sie durch ihr Wachstum tatsächlich aufnehmen.

Klimabedingungen belasten deutsche Wälder zunehmend

Die Kombination aus zunehmenden Stürmen, Starkregenfällen, Dürreperioden mit höheren Temperaturen setzt den Forsten seit Jahren deutlich zu. Dazu häuft sich auch der Befall durch Borkenkäfer, vordergründig bei Fichten. Immer mehr „Kalamitätsflächen“, teilweise abgestorbene Wälder, sind an die Stelle einst grüner und üppiger Flächen getreten. Bereits ein Sechstel der Waldfläche zwischen den Alpen und dem Meer sowie Rhein und Oder ist davon betroffen. Holz als Heizressource zu betrachten, kann damit zu einem Stolperstein werden. Denn der Bedarf an Holz ist international hoch. Nicht nur als Brennmaterial in Form von Pellets, womit auch manche Kraftwerke weltweit betrieben werden. Auch die Möbelmanufakturen benötigen viel dieses Rohstoffes für ihre Erzeugnisse.

Deutsche Wälder haben ein Sechstel ihrer ehemaligen Flächen bereits eingebüßt

Dabei bleibt das CO₂ in Form von Möbeln jedoch deutlich länger gespeichert als bei der Verwendung als Heizmaterial. Um die Abholzung von Wäldern zu reduzieren und den Waldflächen bessere Chancen zur Erholung zu liefern, ist ein Umdenken des Holzkonsums erforderlich. Tendenziell sollte man den Bedarf an Holz somit reduzieren. Auch eine bevorzugte Verwendung von Ressourcen zum Möbelbau vor der Nutzung als Heizmedium sollte man langfristig erwägen, bis sich Bestände erholen. Besitzer von Pelletheizungen müssen jedoch nicht befürchten, dass ihrem Heizsystem ein allgemeines Verbot droht. Tatsächlich werden Holzheizungen wie Pelletheizungen darum auch von Förderprogrammen der Bundesregierung bezuschusst. Dazu soll es im Gegensatz zu CO₂-Abgaben für Öl- und Gasheizungen keinen CO₂-Preis für Holz geben. Wäre somit nicht der Rückgang der Waldflächen in Deutschland sowie Kritik über die Freisetzung von schädlichen Stoffen beim Verbrennungsprozess, könnte die Pelletheizung tatsächlich als klimafreundliches Heizsystem gelten.

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  • deutsche-waelder-haben-ein-sechstel-ihrer-ehemaligen-flaechen-bereits-eingebuesst: Andreas Kind/Unsplash
  • studie-offenbart-heizen-gefaehrlicher-als-angenommen: Foto von Hayden Scott auf Unsplash
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