MediaTek in der neuen Gaming-Ära: Schneller, besser und heißer?

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Mobile Gaming boomt – und mit ihm die Technologie dahinter. Während dedizierte Gaming-Smartphones langsam verschwinden, setzt MediaTek auf leistungsstarke Chips mit smarter Kühlung, schnellerer Grafik und mehr. Wir sprachen mit Rob Moffat über die Trends und Innovationen der Branche.
Redmagic 9 Pro Gaming
Redmagic 9 Pro Gaming in ActionBildquelle: nextpit

Das mobile Segment ist bereits seit einigen Jahren der größte Bereich der Gaming-Industrie. Was früher hauptsächlich mit Gelegenheitsspielen assoziiert wurde, hat sich inzwischen zu wettkampforientierten, schnellen und vernetzten Spielen weiterentwickelt. Wir haben mit Rob Moffat aus MediaTeks Führungsteam gesprochen, um mehr darüber zu erfahren, wie das Unternehmen den Markt sieht und wie Gaming das Design von Mobilprozessoren beeinflusst. Während die Umsätze im Mobile-Gaming-Sektor weiter ansteigen, sind dedizierte Gaming-Smartphones vom Aussterben bedroht. Im Grunde sind nur noch Asus und ZTE/Nubia in diesem Segment aktiv.

MediaTek: Vom Underdog zum Spitzenreiter

MediaTek wurde in der Mobilbranche lange als unterlegen betrachtet und hatte zunächst keinen Prozessor, der High-End-Smartphones antreiben konnte. Doch in den vergangenen fünf Jahren hat sich das Unternehmen rasant entwickelt und ist nun ein ernst zu nehmender Konkurrent für Qualcomm. MediaTek führt nicht nur bei den SoC-Lieferungen, sondern bietet mittlerweile auch Chips an, die im Hinblick auf Leistung ganz vorn mitspielen.

Robert Moffat
Rob Moffat hat uns Fragen über Gaming auf mobilen Chips beantwortet

Wir haben uns mit Moffat, Director of Sales & Business Development Europe bei MediaTek, unterhalten, um mehr darüber zu erfahren, wie Gaming insbesondere die Chip-Entwicklung des Unternehmens beeinflusst und was als Nächstes im Mobile Gaming ansteht.

Lokal vs. Cloud-Gaming

Auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen lokalem und Cloud-Gaming war Moffat sehr direkt: Aufgrund von Latenz, Zugänglichkeit und Problemen mit der Konnektivität bleibt lokales Gaming, auch auf Mobiltelefonen, die erste Wahl.

„Allerdings können wir mit signifikantem Wachstum im Cloud-Gaming-Markt rechnen, da sich die Internet-Infrastruktur verbessert und 5G weiterentwickelt. Geringere Latenz, höhere Bandbreite und verbesserte Geschwindigkeiten ermöglichen es den Nutzern, eine größere Auswahl an Spielen – einschließlich grafikintensiver Titel – ohne leistungsstarke lokale Hardware zu spielen und zu streamen“, sagt Moffat.

Diese Sichtweise unterscheidet sich leicht von der Strategie von Qualcomm, die sowohl auf lokales als auch auf Cloud-Gaming setzt. Qualcomm bietet beispielsweise „Snapdragon G“-Prozessoren mit kleineren CPU- und GPU-Kernen an, die für Cloud-Streaming optimiert sind.

Lernen von Desktop-GPUs

Moffat betonte neue Funktionen, die mit der Dimensity 9400 GPU – dem ARM Immortalis-G925 Kern – eingeführt wurden, darunter der Super-Resolution-Upscaler und der Frame Rate Converter. Diese sorgen für mehr (und flüssigere) Frames bei höherer Energieeffizienz.

Super Resolution funktioniert ähnlich wie Nvidia DLSS, AMD FSR und Intel XeSS auf dem Desktop: Es erstellt zusätzliche Bilddetails basierend auf vorherigen Frames, um eine höher aufgelöste Darstellung zu ermöglichen.

Zu dem Frame Rate Converter gibt es nur wenige Details, aber es scheint, dass die Flüssigkeit von Spielszenen auf ähnliche Weise verbessert wird. Das funktioniert, indem er Videoframes anhand von Bewegungsschätzungen interpoliert, ähnlich wie DLSS Frame Generation oder AMD Fluid Motion Frames. Dabei erstellt die GPU zusätzliche Frames, indem sie berechnet, wie sich Objekte zueinander bewegen, was den Eindruck eines flüssigeren Spielerlebnisses vermittelt.

Schnellere Steuerungseingaben

Latenz betrifft jedoch nicht nur die Netzwerkanbindung, sondern auch die Eingabegeräte. Um dies zu verbessern, haben Razer, LG und MediaTek eine Partnerschaft angekündigt, um einen Ultra-Low-Latency (ULL) Bluetooth-Controller zu entwickeln. Dieser soll eine extrem geringe Eingabelatenz von nur 1 Millisekunde bieten.

LG, MediaTek und Razer haben eine solche Verbindung bereits zwischen einem Gamepad und einem Smart-TV demonstriert.
LG, MediaTek und Razer haben eine solche Verbindung bereits zwischen einem Gamepad und einem Smart-TV demonstriert.

BT ULL befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase und hat keinen festgelegten Veröffentlichungstermin. Die Technologie könnte nicht nur mobile Spiele verbessern, sondern auch Bluetooth-Eingaben auf Smart-TVs optimieren, die oft nur rudimentäre Unterstützung für drahtlose Controller bieten.

Schnellere Verbindungen über WLAN und Mobilfunk

Da Konsolen- und PC-Gaming immer teurer werden und keine Preisumkehr in Sicht ist, wird Mobile Gaming immer attraktiver. Dabei nutzen moderne Mobilgeräte mehrere Verbindungsoptionen, um eine optimale Performance zu gewährleisten.

Multi-Link nutzt mehr Frequenzbänder, um schneller über Wi-Fi zu funktionieren
Multi-Link nutzt mehr Frequenzbänder, um schneller über Wlan zu funktionieren

Wi-Fi 7 verspricht durch Multi-Link Operation (MLO) schnellere und stabilere Verbindungen, doch moderne SoCs können auch nahtlos zwischen WLAN und Mobilfunk wechseln. In der Regel ist WLAN aufgrund des geringeren Stromverbrauchs und der niedrigeren Latenz vorzuziehen, aber mobile Datenverbindungen bieten eine größere Reichweite und können zuverlässiger sein, besonders wenn andere Nutzer im Haushalt viel Bandbreite verbrauchen. Dank intelligenter Algorithmen erkennen moderne Mobilchips, welche Verbindung die beste Balance zwischen Latenz, Zuverlässigkeit und Energieverbrauch bietet. Laut Moffat kann MediaTeks Smart Link Dispatching sogar eine Kombination aus Mobilfunk und WLAN nutzen, um eine konstante Verbindung aufrechtzuerhalten.

Balance zwischen den Recheneinheiten

Ein modernes SoC (System-on-a-Chip) besteht aus vielen verschiedenen Komponenten, darunter CPU, GPU, NPU, ISP und noch mehr. Ein neuer Trend sowohl bei Qualcomm, als auch MediaTek ist der Verzicht auf energieeffiziente kleine CPU-Kerne zugunsten leistungsstärkerer „Big Cores“.

Bei Chips wie dem Dimensity 9400 oder dem Snapdragon 8 Elite ist in häufig geäußerter Kritikpunkt, dass Geräte durch den Einsatz ausschließlich großer Kerne noch heißer werden könnten. Laut Moffat kann die CPU jedoch in einen stromsparenden Zustand übergehen, sobald eine Aufgabe abgeschlossen ist, um Energie (und Wärme) zu sparen.

Ein moderner Prozessor bringt viele verschiedene Prozessoreinheiten in einen einzelnen Silikon-Chip
Ein moderner Prozessor bringt viele verschiedene Prozessoreinheiten in einen einzelnen Silikon-Chip

Insbesondere für Gaming ist es entscheidend, viele leistungsstarke Kerne zu haben, vor allem wenn ein Spiel mehrere Kerne effizient nutzen kann. Gleichzeitig muss das SoC den Stromverbrauch intelligent verteilen, um die benötigte Leistung für GPU, NPU und andere Einheiten bereitzustellen.

„Die Herausforderung besteht darin, jede der Kernfunktionen effektiv zu nutzen, ohne eine davon zu überlasten. Das erfordert ein durchdachtes Management von Stromverbrauch, Aufgabenverteilung und Temperaturkontrolle.“ erinnert Moffat uns.

Nicht alle Spiele profitieren von mehreren Kernen, aber es ist dennoch wichtig, genügend Threads für Multitasking bereitzuhalten. Schließlich laufen auf einem Smartphone ständig Hintergrundprozesse wie Nachrichten- oder Kalenderbenachrichtigungen.

Effizientere Smartphones

Letztlich sind viele dieser Gaming-orientierten Funktionen nicht nur für Spiele nützlich. Verbesserte Akkulaufzeit, intelligentere Konnektivität-Zuweisungen, geringere Latenz für Zubehör oder Videoanrufe sowie fortschrittliche Upscaling-Techniken helfen auch bei anderen Smartphone-Aufgaben, wie der Foto- und Videobearbeitung.

Bildquellen

  • robert-moffat-headshot: MediaTek
  • bt-ull-2-final: LG
  • wifi7-mlo: MediaTek
  • mediatek-dimensity-9400-diagramm: MediaTek
  • Smartphone-Prozessoren: Diese Unterschiede bei SoCs musst du kennen: Andrey Suslov / Shutterstock.com
  • nextpit-redmagic-9-pro-gaming: nextpit

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