Wenn die Energiewende in Deutschland gelingen soll, müssen einige Probleme beseitigt werden. Die vielen Stunden an negativen Strompreisen in manchen Phasen und teuren Preisspitzen beim Wegfall erneuerbarer Energien stellen eine Herausforderung dar. Das Netz der Zukunft muss belastbar sein und die nötige Flexibilität mitbringen, um möglichst viel unseres Stromverbrauchs über erneuerbare Energiequellen abzudecken. Eine zentrale Schlüsselrolle könnte dabei nun ausgerechnet ein Containerschiff spielen – wenn wir uns erlauben, für einen Moment darüber nachzudenken, wie kreativ die Lösung aussehen könnte.
Containerschiff als Wunderwaffe für die Energiewende?
Auf den ersten Blick mag es sich beinahe unspektakulär anhören. Man stelle sich vor, die Bundesregierung hätte ein Containerschiff in China mit großen Batteriespeichern beordert. Darauf finden sich über 20.000 Container mit einer Batteriekapazität von 100 Gigawattstunden sowie einer Anschlussleistung von 50 Gigawatt. Diese Anschlussleistung entspricht dabei der gesamten, durchschnittlichen Stromverbrauchsleistung, die wir heute täglich in Deutschland erleben. Erst bei diesem Vergleich wird bewusst, dass es sich um das größte und schnellste Infrastrukturprojekt handeln würde, das wir in Deutschland je umgesetzt hätten. Diese Stromspeicher möchte man intelligent im Netz platzieren. Sie könnten dafür sorgen, dass die Fluktuationen der erneuerbaren Energien weniger Einfluss auf die Stromversorgung ausüben. Strom wird eingespeichert, wenn zu viel produziert wird, und abgerufen, wenn zu wenig verfügbar ist.
Dank vereinbarter Sonderrabatte und Massenproduktion könnten die Kosten für das Projekt mitsamt seiner 20.000 Batteriecontainer bei lediglich 8 Milliarden Euro liegen. Lediglich, weil diese Summe genau dem 2-Jahres-Pensum der jährlichen Redispatch-Kosten entspricht, die in Deutschland zurzeit jedes Jahr anfallen. Da man mit Solar- und Windkraft zu viel Energie in manchen Phasen produziert, müssen Erzeugungsanlagen abgeregelt werden. Dadurch geht nicht nur günstiger und wertvoller Strom verloren. Die Besitzer der abgeregelten Anlagen erhalten auch hohe Entschädigungssummen. Deren Unkosten landen am Ende direkt wieder auf dem Strompreis der Verbraucher als Anteil in den Netzentgelten. Diese 8-Milliarden-Investition könnte somit 8 Milliarden Kosten in den kommenden Jahren verhindern und damit ebenso die Strompreise reduzieren. Eine tatsächliche Investition für die Zukunft, die viel Veränderung bewirken könnte.
Schluss mit teurem Strom – bleibt vorerst ein Traum
Bedauerlicherweise stehen wir jedoch nicht an einem Punkt, an dem sich ein Projekt in dieser Größenordnung realisieren ließe. Vielmehr liegt die Ampel-Regierung zerschlagen, negative Stimmung verbreitet sich unter den Parteien. Dennoch sollten wir uns in Deutschland die Frage stellen, warum es uns nicht möglich ist, genau solche Projekte umzusetzen. Die technologischen Möglichkeiten wären vorhanden – selbst die theoretische Umsetzbarkeit beweisen bereits andere Länder auf der Welt.
China errichtet in jedem Jahr eine Erzeugungs-, Netz- und inzwischen auch Speicherinfrastruktur in der Größe des gesamten heutigen deutschen Stromnetzes und baut ebenso viel wieder ab. Norwegen konnte schon in wenigen Jahren rund 50 Prozent seines Fahrzeugbestandes elektrifizieren, obwohl sämtliche negativen Begleiterscheinungen wie hohe Anfangskosten von Norwegern mitgetragen worden sind. Letztlich scheint es wie so oft nur am nötigen Willen zu fehlen, die notwendigen Schritte umzusetzen. Man darf darauf hoffen, dass der Moment kommt, an dem das hoch gesetzte Ziel der Energiewende in Deutschland tatsächlich mit dem nötigen Durchsetzungswillen verbunden wird.