Wenn man den Wert vom 16. November 2021 von 11,8 Prozent erneuerbarer Energie mit dem 6. November 2024 vergleicht, scheint dabei keine große Differenz zu bestehen. Tatsächlich muss man die Werte jedoch differenzierter analysieren. Immerhin waren damals noch deutlich weniger Wind- und Solarkraftwerke installiert. Probleme mit der Stromversorgung hatten wir in Deutschland, dank fossiler Kraftwerke, dennoch nicht, denn sie konnten die Lücke schließen. Gut 14 Gigawatt entfielen dabei auf Gaskraftwerke, 19 Gigawatt stammten aus Kohlekraftwerken. Doch wenn wir uns von diesen fossilen und teuren Stromerzeugungsanlagen verabschieden wollen, muss sich in Deutschland einiges ändern.
Strompreise schnellen in Dunkelflauten in die Höhe
Selbst wenn man die Treibhausgase aus der Rechnung ausklammert, ist die Bilanz fossiler Kraftwerke zur Stromerzeugung eine verheerende – insbesondere für Verbraucher. Der Day-Ahead-Handel sah sich mit einem heftigen Strompreis von mehr als 505 Euro pro Megawattstunde konfrontiert – mehr als doppelt so viel wie noch im November 2023 während der Krise. Diese Dunkelflauten zu überwinden, ist die größte Hürde der Energiewende in Deutschland. Nicht nur das Stromnetz muss dafür kräftig ausgebaut werden, auch das Zusammenspiel von Speicherkapazitäten und erneuerbaren Energien ist erforderlich.
Zumal der geplante Kohleausstieg zum Jahr 2030 der Stromversorgung in Deutschland dabei den notwendigen Zeitdruck verschafft. In der Theorie ist das jedoch das kleinere Problem für die Versorgungssicherheit. Immerhin sind rein rechnerisch bereits genügend Gaskraftwerke installiert, um diese Lücke zu schließen. Finanziell ist jedoch keine der beiden Kraftwerksarten langfristig attraktiv, um die Stromversorgung zu gewährleisten. Auch die nächste Deadline rückt dabei näher als gedacht. Schon ab 2045 soll die Stromversorgung gänzlich ohne fossile Brennstoffe, somit eben auch ohne Erdgas erfolgen. Bereits jetzt haben sich Experten der OTH Regensburg daher damit befasst, wie viele Stromspeicher unser Stromnetz benötigt, um die Versorgung mit erneuerbaren Energien sicherzustellen.
Speicheranzahl müsste stark erhöht werden
Für den aktuellen Durchschnittswert von mehr als 50 Prozent erneuerbarer Energien im Stromnetz, genügen aktuell vorhandene Kurzzeitspeicher, so das Ergebnis der Studie der OTH Regensburg. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein Anteil von 70 Prozent erreicht werden soll. Ab dieser Quote steigt der Bedarf an Stromspeichern sprunghaft an. Von 80 auf 100 Prozent erhöht er sich deutlich. Rund zwei- bis viermal so viele Stromspeicher, wie wir sie heute im Netz besitzen, wären für diesen Sprung notwendig. Eine Zahl, die nicht einfach zu erreichen ist, wenn man bedenkt, wie lange es dauert, geeignete Stromspeicher in Deutschland zu errichten. Von der Suche nach geeigneten Flächen, über die Planung, bis hin zu Genehmigungsverfahren, vergehen bereits große Zeitspannen. Der anschließende Bau kann je nach Größe der Anlage ebenfalls viele Monate bis hin zu einigen Jahren in Anspruch nehmen.
Strombedarf in Deutschland soll stark ansteigen
Dabei muss nicht nur der heutige Strombedarf berücksichtigt werden. Denn in den kommenden Jahren rechnet man mit einem großen Anstieg des Bedarfs in Deutschland. Schuld daran sind vor allem Geräte, die besonders viel Strom benötigen, wie Wärmepumpen und E-Autos. Zwar können extreme Lastspitzen im Stromnetz, dank intelligenter Steuermaßnahmen, gekappt werden, doch nur wenn ausreichend Stromspeicher bereitstehen, kann die Energiewende in Zukunft auch bei hartnäckigen Dunkelflauten gelingen. Lasten kurzfristig zu verschieben, ist von Seiten der Netzbetreiber möglich. Nicht jedoch mehrere Tage oder gar Wochen. Bei einer ungünstigen Wetterlage steht häufig auch kein geeigneter Strom aus unseren Nachbarländern bereit, die dann, ebenso wie wir, mit der Dunkelflaute kämpfen. Selbst eine europaweite Vernetzung könnte das Problem auf Landesebene somit nicht lösen.
Eben jener zukünftige Strombedarf lässt sich heute schwer einschätzen. Aktuell liegt er laut Branchenverband VDE zwischen einer Terawattstunde im Sommer und vier Terawattstunden im Winter. Wie hoch der Bedarf in den kommenden Jahren genau ausfällt, lässt sich heute schwer einschätzen. Die genaue Zunahme an Wärmepumpen und E-Autos kann man lediglich in Momentaufnahmen erfassen und grob für die Zukunft prognostizieren. Dasselbe gilt damit leider für die Stromspeicher. Obwohl klar ist, dass wir mindestens doppelt bis viermal so viele benötigen wie aktuell, könnte sich dieser Bedarfswert schon bald nach oben katapultieren. Umso dringender ist es von politischer Seite, das Ausbauprozedere für Großspeicher im Stromnetz so einfach wie möglich zu gestalten. Denn wenn es einen Faktor gibt, den der Mensch nicht beugen kann, ist es die noch verfügbare Zeit, bis sie benötigt werden.