Das Thema „Samsung-Kamera“ schlägt gegenwärtig wieder hohe Wellen. Diese lassen sich auf einen viralen Reddit-Post zurückführen. Darin stellt der Verfasser die Behauptung auf, die für Smartphone-Verhältnisse beeindruckenden Mondaufnahmen seien ein „Fake“. Und diese Behauptung belegt der Autor mit überzeugenden Testaufnahmen.
Mondaufnahmen eindeutig nicht echt
Der Versuchsaufbau des Reddit-Nutzers ist so einfach wie genial. Dieser nutzte den gaußschen Weichzeichner, um ein gestochen scharfes Foto des Mondes zu verzerren. Wichtige Details verschwanden – für immer. Anschließend fotografierte er besagtes Bild mit einem Samsung-Handy von einem Monitor ab. Das Ergebnis: Das aufgenommene Bild zeigte deutlich mehr Details, als im Ursprungsbild vorhanden. Damit war der Beweis erbracht. Doch handelt es sich bei der Aufnahme tatsächlich um einen Fake oder lediglich um eine Form von Bildbearbeitung?
Rein technisch ist Ersteres der Fall. Bei einer Bildbearbeitung werden die vorhandenen Informationen (Pixel) in der Regel so angepasst oder erweitert, dass das Bild beispielsweise leicht schärfer wird oder die Farben knalliger. Sind die Informationen respektive Pixel allerdings nicht vorhanden, dann bringt auch die Bildbearbeitung nicht viel. Bei seinen Mondbildern geht Samsung allerdings einen anderen Weg. Sobald eine KI ein verschwommenes Mondbild erkennt, wird im Großen und Ganzen eine Datenbank mit Mondbildern herangezogen, um die Informationslücken im Foto zu stopfen und Details zu ergänzen. Das Bild bleibt somit zwar dasselbe, einzelne (zahlreiche) abgebildete Elemente dagegen nicht.
Wir haben versucht, das Experiment mit dem Samsung Galaxy S23 Ultra nachzustellen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Algorithmen ziemlich intelligent sind und neben dem eigentlichen Motiv auch weitere Faktoren wie etwa das Umgebungslicht einbeziehen. Da wir die Testfotos bei Tageslicht aufgenommen haben, weigerte sich das Smartphone, den auf einem Monitor abgebildeten Mond als solchen zu identifizieren.
- Passend dazu: Mond fotografieren mit dem Handy – so geht’s
Samsung macht kein Geheimnis draus
Die Fotos werden also eindeutig manipuliert, ein Skandal? Nicht ganz. Denn das Thema ist nicht gerade neu. Nachdem zahlreiche Samsung-Nutzer sowie Experten entsprechende Vermutungen aufgestellt hatten, meldete sich Samsung schließlich Ende 2022 in einem Blogbeitrag zu Wort und enthüllte die Besonderheiten der eigenen Mondfotografie. Ob die Kundenaufklärung und Transparenz zu diesem Thema als ausreichend angesehen werden kann, ist allerdings Auslegungssache. Übrigens: Neben dem südkoreanischen Hersteller haben auch andere Unternehmen in der Vergangenheit bei der Mondfotografie geschummelt. Allen voran: Huawei.
Samsung-Nutzer können die „Aufwertung“ auf Wunsch ausschalten. Hierfür muss lediglich die Szenenoptimierung deaktiviert werden. Entscheidest du dich für diese Option, darfst du allerdings keine guten Bilder erwarten. Denn wie unsere Tests – etwa der des Samsung Galaxy S22 Ultra – gezeigt haben, ist der vom Hersteller vielfach angepriesene Zoom im Alltag und vor allem bei Dunkelheit nicht zu gebrauchen.