Sabotage: Will Russland das Internet abschalten?

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Leistungsstarke Glasfaserkabel in den Weltmeeren sorgen für einen schnellen Datenaustausch zwischen den Kontinenten, aber auch für die Übertragung von GPS-Daten. Russland scheint die Position dieser Datenkabel auszuforschen, um insbesondere Länder der westlichen Hemisphäre zu attackieren.
Unterseekabel
Unterseekabel vor AfrikaBildquelle: Wikimedia

Wenn Daten übers Internet verschickt werden, dann werden die Pakete in den meisten Fällen nicht über Satelliten von einem Punkt zum anderen gesendet. Vielmehr wird auf Glasfaserkabel gesetzt, mit denen große Mengen an Daten zuverlässig über große Distanzen befördert werden können. 

Russland forscht Position von Unterseekabeln aus

Mehr als 95 Prozent des weltweiten Datenvolumens werden über rund 600 Kabel mit einer Gesamtlänge von 1,2 Millionen Kilometern unter Wasser transportiert. Allerdings sind diese physischen Verbindungen anfällig. Sie verfügen über keine speziellen Schutzmechanismen. In der Vergangenheit kam es bereits zu großflächigen Einschränkungen, weil Kabel durch Anker von Schiffen oder Fischereitechnik beschädigt wurden. 

Allerdings werden sie mehr und mehr zum Gegenstand feindlicher Angriffe. Russland droht schon länger mit Attacken dieser Art. Insbesondere Dimitri Medwedew, stellvertretender Leiter des Sicherheitsrats der Russischen Föderation, hat Anschläge auf die in der Tiefsee liegenden Kabel als Vergeltung für die in der Ostsee gesprengten Gas-Pipelines angekündigt. Nun scheint Russland damit begonnen zu haben, die Lage der Unterwasserkabel auszuforschen, wie Business Insider berichtet.

Dabei ist eine solche Bedrohung nicht gänzlich neu. Taiwan vermutet, dass China seit 2018 mehr als 27 solcher sogenannter Grau-Zone-Attacken durchgeführt hat. In der Ostsee wurden Kabel zwischen Schweden und Estland beschädigt. Regierungsvertreter beider Länder gehen von gezielten Anschlägen aus. Im Rahmen einer Untersuchung wurden zum Zeitpunkt der Störungen in dem betroffenen Bereich sowohl russische als auch chinesische Schiffe registriert. 

Zerstörte Unterseekabel bedrohen Internet und Luftverkehr

Bei umfassenden Trennungen der Leitungen drohen nicht nur Einschränkungen im Internetverkehr. Moderne Geschäftsmodelle wie Cloud Computing sind ohne die Unterwasserverbindungen nicht denkbar. Der weltweite Zahlungsverkehr – große internationale Banken transferieren täglich jeweils rund 3,9 Milliarden US-Dollar über die Netze – würde genauso in Mitleidenschaft gezogen wie die Übermittlung von GPS-Signalen. Das würde eine enorme Gefahr für den weltweiten Luftverkehr bedeuten.

Als Reaktion auf die neue Bedrohungslage hat die NATO damit begonnen, die Unterseekabel stärker zu überwachen. Ein Sicherheitssystem soll Störversuche automatisch erkennen. Allerdings unterstreichen Verantwortliche des Militärbündnisses auch, dass diese Maßnahmen nicht reichen werden. Sie fordern die Staaten auf, mehr in die Resilienz, also Widerstandsfähigkeit der Netze zu investieren.

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