Ride-Sharing, E-Scooter und Co.: So umweltfreundlich und kostengünstig sind sie wirklich

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Teilen ist das neue Haben. So oder so ähnlich könnte man die Sharing-Angebote auf deutschen Straßen bezeichnen. Dabei werden Car-Sharing, E-Scooter und Co. als besonders umweltfreundlich sowie preisgünstig wahrgenommen. Doch ist das tatsächlich so?
E-Scooter von Bird, Circ und Tier vor einer bunten Wand in Köln
E-Scooter von Bird, Circ und TierBildquelle: Blasius Kawalkowski
Sharing-Dienste werden immer beliebter. Egal, ob in Sachen Auto, Fahrrad oder E-Scooter. Vor allem in Coronazeiten trauen sich immer mehr Menschen an neue Angebote heran, wie eine Umfrage der Bitkom erörtert. Sie stellen eine sinnvolle Ergänzung sowie Alternative zu Privatautos und dem klassischen ÖPNV-Angebot dar. Die Bitkom-Umfrage legt außerdem offen: Sharing-Dienste werden von Bürgern als besonders preisgünstig und umweltfreundlich wahrgenommen. Fast 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie E-Scooter, Ride-Sharing oder E-Bike-Sharing als umweltfreundliche Alternative zu Bussen und Bahnen empfinden. Mehr als 70 Prozent sehen in den Angeboten außerdem die Chance, Geld zu sparen und sie besser in den Alltag integrieren zu können. Doch stimmt die Wahrnehmung? Sind Sharing-Dienste ökologisch und finanziell besser aufgestellt?

Ride-Sharing und Co.: So dreckig ist der ökologische Fußabdruck wirklich

Autos sollen raus aus den Städten und der CO2-Ausstoß generell gesenkt werden. E-Autos gelten in diesem Punkt als großes Teil des Puzzles, um die Umwelt zu schonen. Große Hoffnungen werden auch in Busse und Bahnen gesetzt, denn: Selbst, wenn sie weiterhin als klassische Verbrenner Emissionen freisetzen, so haben sie doch einen entscheidenden Vorteil gegenüber Privatautos – sie können viele Menschen auf einmal transportieren und den Verkehr so entlasten. Das Problem: Die Infrastruktur ist weiten Teilen nicht gut ausgebaut; viele Angebote gelten als überteuert. Doch, dazu später mehr.

Daran hakt es beim Ride Sharing

Ein weiteres Puzzle-Stück der sogenannten „Sharing Economy“ sind Ride Hailing und Ride Pooling. Galt das eigene Auto bis vor wenigen Jahren noch als Statussymbol, verspricht man sich von geteilten Autos eine Entlastung der Städte sowie weniger Schadstoffe in der Luft. Doch Studien zeigen, dass vor allem Ride Sharing – also Dienste wie Uber und Co. – deutlich Umweltbelastender sind als das Privatauto. Der Grund: Die Dienste müssen erst zu ihrem Kunden kommen und fahren so eine deutlich längere Strecke als man selbst mit dem eigenen PKW. Der Effekt: fast 50 Prozent mehr Umweltbelastung. Die Paradoxie der Sache ist, dass viele Verbraucher deutlich umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel für die Sharing-Dienste stehen lassen, wie etwa das Fahrrad. Anders sieht es hingegen bei Ride Pooling aus: Das Konzept dahinter sieht das Prinzip des Sammeltaxis vor. Das heißt, ein Algorithmus bucht mehrere Menschen auf ein Auto zusammen. Dadurch können sie Strecke sowie auch Kosten letztlich teilen. Fahren also mindestens zwei Menschen mit dem Fahrdienst, werden CO2-Emissionen gespart. Aber: Das geht nur, wenn tatsächlich mehrere Menschen mit einem Auto fahren. Eine Studie der US-amerikanischen Wissenschaftlervereinigung Union of Concerned Scientists ergab, wenn das Ride-Pooling-Angebot außerdem elektrisch ist, sei eine Emissionsreduktion von bis zu 68 Prozent möglich.

Das ist die Lage bei E-Scootern

Anders als Strecken, die mit dem Auto oder ÖPNV zurückgelegt werden, nutzen Verbraucher E-Scooter vor allem für kurze Strecken. Zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit. Sie punkten vor allem durch ein hohes Maß an Flexibilität und spontaner Verfügbarkeit. Ob E-Scooter umweltfreundlich sind, kommt letztlich auch auf die Perspektive an. Sie schneiden im Vergleich zu Autos und Bussen mit Verbrennungsmotoren in puncto CO2-Ausstoß besser ab, denn durch den Elektro-Antrieb setzen sie kaum Emissionen frei. Das liegt auf der Hand. Doch der ökologische Fußabdruck ist im Gesamtpaket nicht so grün, wie man denkt. Denn betrachtet man den E-Scooter von seiner Herstellung bis Nutzung, ist der CO2-Ausstoß deutlich höher. Die meisten Elektro-Roller kommen aus China, wo sie vor allem mit Kohlekraft produziert werden. Hinzukommen außerdem die Ladefahrten und die Haltbarkeit der E-Scooter. Irgendwann ist auch der Akku der Roller erschöpft, sodass sie an den Strom müssen. Doch die Aufladung erfolgt bekanntermaßen nicht vor Ort. Stattdessen werden sie eingesammelt und nach der Aufladung wieder ausgefahren. Der Transport erzeugt somit laut einer Studie der University of North Carolina mehr als 40 Prozent der Emissionen. Selbst, wenn die Roller mit „grünen“ Strom aufgeladen werden, würden sie nur sechs Prozent weniger CO2-Ausstoß verursachen. Als gutes Beispiel gehen hier E-Autos voran, die direkt an einer Ladestation vor Ort Strom tanken. In den ökologischen Fußabdruck mit ein spielt auch die Langlebigkeit. Im Schnitt halten die E-Scooter nicht einmal einen ganzen Monat aus, sondern gingen bereits nach 29 Tagen kaputt. Somit gilt als Faustregel: Je länger der E-Scooter hält, desto besser ist seine Umweltbilanz. Die University of North Carolina errechnet letztlich einen CO2-Ausstoß von bis zu 126 Gramm pro Nutzer. Apropos: Ein Bus mit Verbrennungsmotor schneidet auch hier besser ab, denn voll besetzt bringt er deutlich mehr Menschen von A nach B als der E-Scooter.

Sharing-Dienste: Sind sie wirklich günstiger?

Neben dem grünen Image von modernen Sharing-Diensten gehen Verbraucher auch von einem deutlichen Spareffekt aus. Bei Ride Pooling und Ride Hailing lohnt sich der Aufwand finanziell tatsächlich, vor allem wenn sich beim Ride Pooling mehrere Menschen ein Auto teilen. Bei Anbietern wie CleverShuttle, Moia oder Free Now Match kosten die Fahrten im Schnitt zwischen fünf und zehn Euro. Pro weiterem Mitfahrer reduziert sich der Preis pro Person. Der Grundtarif ist hier also geringer als beispielsweise bei Taxen, die durchschnittlich mindestens vier Euro verlangen. Im Vergleich dazu ist der E-Scooter vor allem durch den Einsatz auf einer Kurzstrecke das Mittel der Wahl. Wie bereits erwähnt: Sie punkten vor allem durch ihren flexiblen Einsatz. Doch günstiger sind sie dadurch nicht, vor allem im Vergleich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Du kennst das wahrscheinlich selbst: Du hast kein Busticket und bist zu geizig, dafür zu bezahlen. Stattdessen neigt man dazu, eher auf den E-Scooter zurückzugreifen. Doch je nach Strecke zahlt man mindestens genauso viel wie für das Bus- oder Bahnticket – im Zweifelsfall sogar mehr. Im Durchschnitt verlangten Busunternehmen im Jahr 2019 für ein Ticket 2,74 Euro, wie der ADAC ermittelte. Die Fahrt mit dem E-Scooter kostet bei allen Anbietern – also Lime, Dott, Tier und Co. – im Grundpreis 1 Euro. Danach rechnet man pro Minute ab, sodass zwischen 15 und 20 Cent pro Minute obendrauf kommen. Fährt man also beispielsweise einen Weg von 5 bis 10 Minuten, kommt man ebenfalls auf einen Kostenpunkt zwischen 2 und 3 Euro.

Sharing-Dienste in Sachen Umwelt und Kosten – Fazit

Moderne Sharing-Dienste haben großes Potenzial. Doch so grün und umweltfreundlich, wie sie beworben werden, sind sie in ihrem Gesamtpaket meist nicht. Es müssen viele Faktoren zusammenkommen, damit die Rechnung letztlich aufgeht. Dazu zählt beim Ride Sharing beispielsweise, dass die Anbieter E-Autos einsetzen oder möglichst viele Kunden auf ein Auto beziehungsweise eine Fahrt gebucht werden. Bei E-Scootern hängt der ökologische Fußabdruck vor allem von einer besseren Ladeinfrastruktur sowie bessere Langlebigkeit ab. Bei guten Infrastrukturen in Städten erzeugen E-Scooter letztlich mehr Nachteile als Vorteile für die Umwelt. Das Hauptproblem und die Hemmung der Energiewende, vor allem in Städten, ist nach wie vor der Besitz eines Privatautos. Hinzukommt in Deutschland, dass Angebote wie Ride Pooling und Ride Hailing nicht etabliert, Dienste wie Uber sogar verboten sind. Dadurch verzögert sich zumindest hierzulande die Weiterentwicklung. Dabei könnten Ride-Sharing-Angebote Studien zufolge etwa vier bis acht Fahrzeuge ersetzen. Doch das gelingt vor allem dann, wenn sie mit bereits bestehenden Mobilitätsangeboten verknüpft und ergänzend eingesetzt werden. Und wenn der eigene PKW dafür zu Hause stehen gelassen wird.

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