Laut Deutschem Wetterdienst fielen im September durchschnittlich rund 107 Liter pro Quadratmeter in Deutschland. Verglichen mit dem Zeitraum von 1991 bis 2020 sind das 165 Prozent der damaligen Durchschnittswerte. Damit ist klar, dass auch in Deutschland Extremwetterlagen keine Ausnahme bleiben, sondern in der Tendenz häufiger auftreten. Für moderne Technologien wie Wärmepumpen, Stromspeicher und PV-Anlagen ist das ein Dilemma. Wir benötigen die Geräte, um uns von klimaschädlicher Energiegewinnung zu verabschieden. Doch gerade die Elektrogeräte sind anfällig für Schäden durch Extreme wie Hochwasser und Hagel. Das Unternehmen 1KOMMA5° gibt wertvoller Tipps zum Schutz deiner Energiesysteme.
Schutz von Wärmepumpen und PV-Anlagen wird umso wichtiger
Starkregen, Überschwemmungen und Hagelschäden sind in Deutschland häufiger denn je. In den nächsten Jahrzehnten werden diese Wetterextreme voraussichtlich noch öfter auftreten. Wie eine Studie des „Unabhängigen Instituts für Umweltfragen“ erklärt, sind voraussichtlich 400.000 Haushalte in Deutschland in den kommenden Jahren von Hochwasser betroffen. Hagelkörner werden in Europa zunehmend größer, Hagelgewitter treten vermehrt auf. Doch wenn diese Fälle immer häufiger eintreten, wie soll man die wichtige Technologie, die den Kurs ändern soll, sicher betreiben?
Jannik Schall, Co-Founder und Chief Product Officer vom Hamburger New-Energy-Unternehmen 1KOMMA5° erläutert, wie du deine Anlagen vor Hochwasser, Hagel und vergleichbaren Wetterextremen schützen kannst. Dazu beleuchtet er ebenso einen Vorteil, der bei intelligenten Elektrogeräten in Deutschland bisher wenig Anwendung findet. Denn die smarten Geräte ermöglichen einen höheren Autarkiegrad dank einer größeren Unabhängigkeit vom Netz. Gerade bei Extremwetterereignissen könnte das in den kommenden Jahren eine dringend benötigte Fähigkeit unserer Energiesysteme darstellen.
Hagel und Schnee: So vermeidest du Schäden an deiner PV-Anlage
Die Einschlagkraft von Hagelkörnern sollte nicht unterschätzt werden. Die kleinen Geschosse sind mit bis zu 120 km/h unterwegs. Nicht jedes Hagelereignis muss jedoch Schäden an deiner PV-Anlage hervorbringen. Typische Hagelgewitter sind keine Gefahr für Solaranlagen, wie Jannik Schall erklärt. „Spezielles Hartglas deckt die stromerzeugenden Module ab. Im schlimmsten Fall führt außergewöhnliches Hagelgewitter vereinzelt zu kleinen Rissen. Solche Risse sind oft nur kosmetischer Natur. Mit der Zeit kann aber der Ertrag sinken.“ Problematisch können sich diese Risse jedoch erweisen, wenn Wasser und Staub eindringen und zu Kurzschlüssen führen. Wer den Verdacht eines Risses nach einer Sichtinspektion hat, sollte sich daher mit einer Spannungsmessung des Moduls Klarheit verschaffen.
Schnee hingegen musst du nicht von deiner PV-Anlage entfernen, solange dein Dach darauf ausgelegt ist, das Gewicht zu tragen. Er stellt keine Gefahr für deine PV-Anlage dar. Vielmehr solltest du sogar vermeiden, den Schnee mit Leitungswasser von deiner PV-Anlage zu entfernen. Durch Kalkrückstände im Wasser kann sich eine Schicht auf den Modulen bilden, die sich negativ auf den Ertrag deiner Anlage auswirkt. Da in den Wintermonaten ohnehin der Ertrag deiner PV-Anlage niedriger ausfällt, ist es am sichersten, wenn du den Schnee dort verharren lässt, bis er von selbst schmilzt. Durch die gewählten Winkel der PV-Anlage rutscht er von selbst von deinen Modulen ab.
Wärmepumpe gegen Hochwasser schützen
Kommt es zu eindringendem Wasser, gilt für deine Wärmepumpe das Gleiche wie für alle Elektrogeräte: Sie sollte vorbeugend abgeschaltet werden. Eine ausgeschaltete Wärmepumpe kannst du am besten mit einer optimal angebrachten Abdeckung schützen. Eine versiegelte Plane ist eine Möglichkeit. Bedauerlicherweise greifen diese Maßnahmen jedoch nicht mehr bei einer vollständigen Überschwemmung. Sollte es in deiner Region dazu gekommen sein, sollte unbedingt eine Inspektion durch eine Fachkraft bei deiner Wärmepumpe erfolgen. Gegen herkömmlichen Regen musst du deine Wärmepumpe tatsächlich nicht differenziert schützen. Die Modelle sind als Außeneinheiten von Beginn an mit der Erwartung gefertigt worden, dass sie dem Regen ausgesetzt sein werden.
Da die Wärmepumpe ein geschlossenes Betriebssystem darstellt, musst du die Leitungen nach einem Hochwasser in der Regel nicht ersetzen. Ausnahmen können jedoch vorliegen, wenn das Hochwasser deine Wärmepumpe verschoben hat. Dadurch könnte es zu Beschädigungen wie Verbiegungen an den Leitungen gekommen sein, die Reparaturen erfordern. Tatsächlich sind Wärmepumpen bei Hochwasser wesentlich sicherer als Ölheizungen. Durch die erhöhte Verschmutzungsgefahr von Öl müssen Besitzer die Tanks und Anlagen gut absichern. Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, muss mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro rechnen.
Risiken für Heimspeicher und Ladesäule bei Überschwemmung
Bei Hochwasser gilt sowohl für Stromspeicher als auch Wallboxen dasselbe wie für Wärmepumpen und andere Elektrogeräte. Du solltest sie umgehend vom Netz trennen und ausschalten. Besteht zu dem das Risiko, dass Wasser oder Schlamm in das System eindringen konnte, muss es von Fachkräften überprüft werden. Dein System solltest du erst wieder in Betrieb nehmen, wenn die Prüfung abgeschlossen ist. Generell sind sowohl Wechselrichter, Batterien als auch Ladesäulen darauf ausgelegt, vielen Belastungen standzuhalten. Dennoch kann es zu großen Unterschieden, je nach Qualität der Anlage, kommen. Erfüllen deine Geräte den IP-Standard 6 oder 7 halten sie auch starken Wasserstrahlen über längere Zeit stand. Wer sogar das Glück hat, dein Gerät mit der IP-Schutzklasse 8 zu besitzen, kann aufatmen. Diese Modelle sind auch für ein vollständiges, längeres Untertauchen in Wasser ausgelegt. Allerdings stellen sie heutzutage keinen Standard auf dem Markt dar, weshalb das auf die wenigsten Anlagen zutrifft.
Smarte Systeme sorgen für Autarkie und Sicherheit im Ernstfall
Was für viele Haushalte ein großer Vorteil sein kann, ist die Möglichkeit, die eigene Batterie wie einen Notstromgenerator zu verwenden. Solange dein Zuhause nicht selbst vom Hochwasser betroffen ist, kann deine PV-Anlage weiterhin Strom erzeugen und in den Batteriespeicher einspeisen. Mit diesem können Geräte wie Kühlschränke, Kommunikationsgeräte, Beleuchtung und Warmwasserboiler weiterhin in Betrieb gehalten werden. Das kann ein wertvoller Vorteil sein, wenn die Versorgung im umliegenden Gebiet ausfällt, du selbst jedoch nicht direkt vom Extremwetter beeinträchtigt bist.