Preiskrieg bei Solarmodulen? PV-Anlagen fallen auf Rekordtief

3 Minuten
Innerhalb der vergangenen Monate sanken die Preise für PV-Anlagen massiv. Mittlerweile haben sie einen neuen Tiefpunkt erreicht, der die lokalen Industrien vor Herausforderungen stellt. Selbst große Solarhersteller in Europa sehen sich durch die aktuelle Entwicklung in ihren Existenzen bedroht.
Preiskrieg bei Solaramodulen - PV-Anlagen fallen auf Rekordtief
Preiskrieg bei Solaramodulen - PV-Anlagen fallen auf RekordtiefBildquelle: Foto von Sungrow EMEA auf Unsplash

Den eigenen Preis so weit wie möglich zu senken, bis die Konkurrenz nicht mehr mithalten kann und das Geschäft aufgeben muss, ist eine altbekannte Strategie. Obwohl sie zunächst mit hohen Verlusten für ein Unternehmen einhergehen kann, sichert sie langfristig die Möglichkeit, praktisch Monopole aufzubauen und den Preis für das angebotene Gut allein festzulegen. Was für Verbraucher zunächst gut erscheint, kann auf lange Sicht fatale Folgen mit sich bringen. 40 europäische Solarkonzerne haben sich jetzt in einem Brief an die Präsidenten des Europaparlaments gewandt. Hält der Preiskrieg bei Solarmodulen weiter an, könnten viele von ihnen in der Insolvenz landen.

Preiskrieg bei Solarmodulen: Sinkende Preise mit weitreichenden Folgen

Theoretisch ist es ein Anlass zur Freude, wenn die Preise auf beliebte Produkte fallen. Immer mehr Kunden können sich die Ware leisten, die Verkäufe steigen an – und alle könnten sich darüber freuen. Die Praxis fällt jedoch häufiger wesentlich komplexer aus. Wie gut oder schlecht ein Preissturz wirklich ist, zeigt sich erst, wenn man die Gründe für diese Veränderung untersucht. Liegt es an gesunkenen Produktionskosten, etwa durch verbesserte Herstellungsverfahren oder größere Stückzahlen, ist das eine langfristige und positive Entwicklung. Völlig anders sieht es hingegen aus, wenn ein regelrechter Preiskrieg stattfindet, der die Existenzen der Konkurrenzfirmen bedroht. Einen solchen Preiskrieg bei Solarmodulen sehen europäische Hersteller nun seit Monaten. „Die gesamte europäische Solarindustrie wird seit einigen Monaten Opfer eines noch nie da gewesenen Preiskriegs“, mahnt Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt.

Innerhalb nur eines halben Jahres sind die Preise für Solarmodule rapide gesunken. Mittlerweile verzeichnen sie einen Rückgang von mehr als 35 Prozent und landen bei rund 15 Cent pro Watt. Europäische Hersteller werfen der chinesischen Konkurrenz vor, sie mit Dumpingpreisen aus dem Markt drängen zu wollen. Chinesische Solarmodule würden auf dem deutschen Markt zum Teil 50 Prozent unter den Produktionskosten in China verkauft. Bei diesen Preisen ist die lokale Industrie nicht mehr länger wettbewerbsfähig. Bereits jetzt sammeln sich die Lagerbestände bei europäischen Unternehmen, während die günstigen PV-Anlagen aus China zahlreich ihre Abnehmer finden.

Wegbruch von Europas Solarindustrie schafft neue Abhängigkeit

Würden die Preise aus China tatsächlich die lokale Solarindustrie vernichten, wären die Folgen verheerend. Bereits jetzt ist Europa viel zu stark von chinesischen Importen abhängig, insbesondere was bestimmte Materialien für Fertigungsprozesse betrifft. Könnten nicht einmal mehr nennenswerte Kapazitäten an Solarmodulen in Europa gefertigt werden, erreicht diese Abhängigkeit einen neuen Höchststand. Die komplette Energiewende Europas wäre mit einem Schlag von Importen aus dem Ausland, primär China und den USA abhängig. Ist die Konkurrenz auf einem Markt erst derart ausgesiebt worden, hat das häufig negative Auswirkungen auf die Preisentwicklung. Chinesische Solarmodule könnten im Preis ansteigen, da die Unternehmen wüssten, dass Europa keine nennenswerten Alternativen zum Bezug der Waren besitzt.

Mitreden

1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Als Verbraucher ist mir absolut egal, ob die Solarpaneele hier im Lande oder bei Chinesen oder in Indien produziert werden.
    Solange die Solarpaneele den technischen Standards entsprechen, nötige Qualitätsrichtlinien erfüllen und günstig sind, ist die Welt in Ordnung.
    Und so ist nun mal das Leben, Politik und reales Leben passen nicht immer zusammen.
    In der Zeit, wo EU ein Krieg gegen Russland führt und von Energiehunger leidet, haben China und Indien Energie-Booster aus Russland gekriegt und können super günstig produzieren.
    EU kann versuchen Strafzölle einzuführen, um eigene Unternehmen zu schützen, aber mehr als sich selbst zu schaden, klappt nicht.
    EU Funktionäre sollen Geschichtsunterricht nehmen, und aus der DDR bzw. UdSSR Geschichte lernen, wie die Abschottung funktioniert und wozu die führt.

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein