Politikern platzt der Kragen: Ticket-Rückzahlung Bedingung für Staatshilfen?

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Verschleppte Rückzahlungen, Gutscheine statt Bargeld, nicht durchgeführte Flüge, abgeschaltete Rückzahl-Methoden: Die Liste der Aufreger gegen die Bahn und die Airlines ist lang. Politiker aus verschiedenen Parteien und dem Verbraucherschutz ist das zu viel. Sie fordern drastische Maßnahmen.
Auf Flügen ab Deutschland bleibt der Mittelsitz bei Lufthansa und Eurowings ab sofort frei.
Auf Flügen ab Deutschland bleibt der Mittelsitz beu Lufthansa und Eurowings ab sofort frei.Bildquelle: Lufthansa
Die Lufthansa wurde von den Reiseeinschränkungen während der Corona-Krise mit am härtesten getroffen. Nun spannt sich ein Schutzschirm vom Staat auf, damit der Konzern nicht in die Insolvenz gerät. Doch das ist der Lufthansa wohl nicht genug. Massenweise Beschwerden über Airlines und der Bahn sammeln sich an. So registriert die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Verkehr wie auch der Verbraucherschutzverband eine massive Zunahme solcher Verbraucheranfragen.

Politikern platzt der Kragen

Eine ganze Reihe an Politikern fordern nun Konsequenzen aus der Praxis der Reiseunternehmen. Laut Handelsblatt gehen die Forderungen so weit, dass auch die Hilfen des Staates an ein kundenfreundliches Verhalten geknüpft werden sollen. Grünen-Tourismuspolitiker Markus Tressel äußerte sich gegenüber dem Handelsblatt: „Die Rückzahlung der Kundengelder muss eine Bedingung für jede staatliche Hilfe für Fluggesellschaften werden.“ Das Luftfahrtbundesamt müsse im Zweifelsfall tätig werden und Bußgelder verhängen. Doch nicht nur aus den Reihen der Grünen ist eine solche Forderung zu vernehmen. Der tourismuspolitische Sprecher CSU, Paul Lehrieder, bläst ins gleiche Horn: „Von einem Unternehmen wie der Lufthansa, das eine Milliardenhilfe des Staates bekommen soll, erwarte ich, dass es seine Kunden nicht im Regen stehen lässt“. Er nimmt jedoch auch die anderen Airlines und nicht nur die Lufthansa in die Pflicht. Denn auch andere Airlines sollen sich rechtlich korrekt verhalten. Dazu gehöre „stornierte Tickets innerhalb von sieben Tagen zurückerstatten“. FDP-Tourismuspolitiker Marcel Klinge sagt dazu: „Unverschämt, dass den Kunden ihr Recht auf Rückzahlung verzögert oder sogar verweigert wird“.

Verbraucherschutz schaltet sich ein

Der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband hat sich ebenfalls in die Diskussion eingebracht und echauffiert sich: „Im Gegenzug zu den zu leistenden Milliardenhilfen sollte die Bundesregierung die Lufthansa mit Nachdruck auffordern, ihren Kunden unverzüglich die Ticketkosten für stornierte Flüge zurückzuerstatten“. Nicht vergessen darf man in der Diskussion jedoch auch, dass die Lufthansa sowie die gesamte Reisebranche ein Liquiditätsproblem haben. Das betrifft auch die Lufthansa-Töchter wie Swiss und Eurowings. Eine Airline hat die Corona-Krise schon jetzt nicht überlebt. Das Schieben der Rückerstattungen und die Ausgabe von Gutscheinen statt Bargeld spült Geld in die Leeren Kassen, solange die Flieger am Boden bleiben müssen beziehungsweise der Flugplan noch nicht wieder auf dem Stand vor den Reiseeinschränkungen ist.

Bahn steht ebenfalls in der Kritik

Die Deutsche Bahn steht dabei mit ihrer Gutscheinpraxis ebenfalls in der Kritik. Sie hat Reisenden, deren Reisegrund durch die Corona-Regelungen weggefallen ist, zeitlich begrenzte Gutscheine als Storno-Rückerstattung angeboten. Hier nimmt der FDP-Abgeordnete Klinge den Staat selbst in die Pflicht: „Bei den Erstattungen von Bahntickets sollte der Bund eine besondere Vorreiterrolle einnehmen, da die Gutscheinregelung hier oft nicht mehr zur Lebensrealität der Reisenden passt“. Auch der Chef-Verbraucherschützer Müller sieht hier Handlungsbedarf: „Die Bundesregierung sollte sich stärker als bisher für verbraucherfreundliche Regelungen einsetzen.“ Die Reiseanbieter dürften die Fahrgastansprüche im Fall von höherer Gewalt nicht aushebeln.

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