Offshore-Wind als Retter der Fischbestände?

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Offshore-Windparks können eine Belastung für die Natur darstellen. Doch ausgerechnet diese künstlichen Bauten aus Menschenhand könnten sich zugleich als Retter in der Not für bedrohte Tierarten in Meeren erweisen.
Offshore-Wind als Retter der Fischbestände
Offshore-Wind als Retter der FischbeständeBildquelle: Foto von Jesse De Meulenaere auf Unsplash

Über Windparks scheiden sich die Geister. Immer wieder stehen die Bauten in der Kritik, Belastungen für die Umwelt darzustellen und dank Entschädigungszahlungen hohe Kosten für Stromkunden zu verursachen. Doch nicht immer scheint sich der Offshore-Wind als Hemmnis für die Natur zu erweisen. Studien zeigen, dass Windparks sogar bedrohte Fischarten sicherstellen.

Offshore-Wind als Zufluchtsort für bedrohte Tierarten

Um die gesteckten Ziele der Energiewende zu erreichen, bleibt Offshore-Windenergie nicht nur ein entscheidendes Thema in Deutschland. In der gesamten EU sollen bis 2030 60 Gigawatt (GW) an Kraftwerksleistung installiert werden. Bis 2050 soll die Größe von Offshore-Windparks auf bis zu 300 GW anwachsen. Anfangs wurden dabei zahlreiche Kritiken und Widerstand aus der Fischerei laut, besonders aus Frankreich. Nun scheint sich die Situation jedoch grundlegend verändert zu haben.

Anstatt weiterhin auf Ablehnung zu stoßen, begrüßen europäische Fischer die Windparks als Chance für ihre Branche und sehnen sich nach mehr Mitbestimmung. So wies etwa eine WWF-Studie darauf hin, dass der schnelle Ausbau von Offshore-Windenergie eine gute Zusammenarbeit mit anderen maritimen Sektoren wie der Fischerei erfordert, um Konflikte zwischen Interessengruppen zu vermeiden.

Einige Unternehmen haben das bereits realisiert. So entwickelt der schwedische Hersteller Hexicon Mehrzweck-Windturbinen, die zugleich die Offshore-Fischzucht unterstützen. Zudem eignen sich die Strukturen, mit denen Offshore-Turbinen am Meeresboden verankert werden, als künstliche Riffe. Dadurch, dass die Fischerei direkt an den Offshore-Turbinen verboten ist, können sich die Bestände dort erholen. Zugleich lassen sich in der Nähe von Windkraftanlagen regelrechte „Fisch-Hotspots“ identifizieren, die sich wiederum für stationäre Fischerei eignen.

Windanlagen fungieren als künstliche Riffe

Gleich mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass sich an Offshore-Windrädern vielfältige Biotope an Tieren ansammeln können. So schützt man Offshore-Windräder etwa vor der Strömung, indem an den Fundamenten Steine aufgeschüttet werden. Dadurch entsteht ein felsiger Untergrund, der an die Umgebung rund um Helgoland erinnert. Eine Zone, die sich ideal für Hummer eignet. Da Windparks direkt für Fischkutter tabu sind, können bedrohte Arten wie der Kabeljau und der Witting dort geschützt Laichgründe für sich entdecken. Auch das Nahrungsangebot ist an den künstlichen Riffen vielfältiger, wie Untersuchungen des Thünen-Institutes für Seefischerei belegen. Nach dem Bau von Windparks strömen Arten, die bisher nicht im Gebiet vorkamen, regelrecht zu den Offshore-Windparks. Im Windpark Alpha Ventus etwa konnten Forscher eine Ansiedlung von Seebull, Makrele und Leierfisch beobachten.

Um von diesem Effekt zu profitieren, werden bereits zusätzliche künstliche Riffe aus 3D-Druckern bei Offshore-Windparks eingesetzt. So etwa in der Meerenge Kattegat zwischen Schweden und Dänemark, wo der Kabeljaubestand einen Tiefstand erreicht hatte. Mit zwölf künstlichen Riffen, die direkt am Offshore-Windpark auf den Meeresgrund gesetzt worden sind, erhielten Fische dort einen zusätzlichen Rückzugsort, damit der Bestand sich erholen kann. Der positive Effekt von Offshore-Windparks auf bedrohte Tierarten könnte sich als wertvolle Ressource erweisen, um Fischbeständen die nötige Erholung in den Meeren zu bieten.

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