O2 startet mit einer Änderung beim Netzausbau in das Jahr. Denn ab sofort ändert sich nach Angaben der Münchner die Ausbauplanung. Damit will O2 das Netz effizienter ausbauen – vor allem gezielt dort, wo es benötigt wird. Möglich wird dies durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Was zunächst theoretisch und entfernt vom direkten Nutzen für die Kunden erscheint, ist laut O2 eine kleine Revolution im gezielten Netzausbau.
Software analysiert Nutzung aller Standorte genau
Die KI hilft den Netzplanern, präzisere Vorhersagen zur Entwicklung der mobilen Datennutzung der 45 Millionen Kundinnen und Kunden an jedem der 28.000 Mobilfunkstandorte zu treffen. Das ermöglicht laut O2 eine genauere Kapazitätsplanung, gezielte Investitionen und „einen optimierten Netzausbau für ein besseres Kundenerlebnis“. Bereits im vergangenen Jahr testete O2 die neue KI-Technologie erfolgreich. Nun soll sie regulär zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse, die O2 öffentlich mitteilt, sind beeindruckend: Die KI liefert doppelt so viele korrekte Vorhersagen und erreicht dabei eine Genauigkeit von über 90 Prozent.
„Wir setzen mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Telekommunikationsbranche neue Maßstäbe beim Netzausbau und der Planung des Netzes“, sagt Mallik Rao, Technik-Chef bei O2. „Künstliche Intelligenz hilft uns, fundierte Erkenntnisse zu gewinnen und genaue Vorhersagen zu treffen. So erweitern wir gezielt unsere Netzkapazitäten. Wir bauen dort aus, wo unsere Kundinnen und Kunden einen echten Mehrwert erhalten.“
Dass dieser Ausbau notwendig ist, belegt O2 mit eigenen Zahlen: Im Jahr 2024 bewegte das Netz von O2 mehr als fünf Milliarden Gigabyte Datenvolumen – fünfmal mehr als noch 2019. Die Auswertung der Nutzung der Mobilfunknetze in der Silvesternacht zeigt Ähnliches. Diesen Anforderungen begegnet O2 mit umfangreichen Ausbaumaßnahmen. Allein im vergangenen Jahr gab es 7.500 Maßnahmen, die größtenteils zusätzliche Frequenzen betrafen. Diese schaffen entsprechende Kapazitäten für alle Kunden.
Wie funktioniert das Netzplanungs-Tool?
Das Tool baut nach Angaben von O2 auf einer modernen KI-Entwicklerplattform von Google Cloud auf. Mit dieser Software analysiert O2 die Datennutzung an jedem seiner 28.000 Mobilfunkstandorte. Dabei berücksichtigt die KI sowohl aktuelle als auch historische Nutzungsdaten jedes Standorts. Zusätzlich fließen Faktoren wie Tarifänderungen und langfristige Geschäftsprognosen in die Berechnungen ein. Im Durchschnitt analysiert die Software in wenigen Minuten etwa 250 Gigabyte an Daten. Nach einem halben Tag intensiver Berechnungen erhalten die Netztechniker eine präzise Vorhersage darüber, wie sich die mobile Datennutzung in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln wird. Die Analyse erfolgt bis ins Detail für jeden Mobilfunkstandort im Land. Herkömmliche Programme benötigen dafür Wochen, so der Netzbetreiber.
Die Erkenntnisse fließen direkt in die Netzausbauplanung ein. Das gibt den Netzplanern die Möglichkeit, an einem Standort zusätzlich 5G zu aktivieren oder zusätzliche Frequenzen bereitzustellen – genau dort, wo die Kapazität gebraucht wird. Denn auch wenn eine zusätzliche Frequenz an einem Standort vermeintlich kein Geld kostet, muss das Netz entsprechend koordiniert werden. Jede zusätzliche Frequenz verbraucht Strom, sobald ein weiteres Sendemodul zum Einsatz kommt. Beim Einsatz von 5G muss in der Regel auch Technik ausgetauscht werden. Eine gezielte Erweiterung dort, wo der Bedarf steigt, ist aus Sicht der Mobilfunker daher sinnvoller als das Prinzip Gießkanne.