Vor ziemlich genau einem Jahr, am 3. Oktober 2020, ging das 5G-Netz von O2 an den Start. Waren die Münchner damals noch diejenigen mit dem schlechtesten Ausbaustand bei 5G, so ist man heute deutlich vor der Telekom. Zumindest dann, wenn man sich das echte 5G auf Frequenzen im 3,6 GHz anschaut. Dieses Netz bedeutet im Ausbau einen echten Kraftakt, da neue Antennen an jedem einzelnen Sendemast aufgebaut werden müssen.
3.000 von diesen Antennen hat O2 bereits aufgebaut. Das klingt wenig, ist aber ein Jahr nach dem Start des Netzes beachtlich. Die letzten gemeldeten Zahlen der Telekom sind einen Monat alt. Hier meldete die Telekom 2.400 Antennen für dieses 5G-Highspeed-Netz, Vodafone zuletzt 1.000 Antennen. Auf den eingesetzten Frequenzen ist das mobile Internet aufgrund deutlich größerer Kapazitäten viel schneller als in anderen Bereichen. Nach eigenen Angaben bringt O2 wöchentlich 180 neue 5G-Antennen ins Netz. Leider spielt O2 seinen Vorteil nicht voll aus, das der Downstream bei O2 auf 300 bis 500 Mbit/s je nach Tarif begrenzt ist.
Fast ausschließlich echtes 5G
Dennoch werden Nutzer von Telekom oder Vodafone deutlich häufiger 5G in ihrem Handydisplay sehen, wenn sie über einen passenden Tarif und das passende Handy verfügen. Der Grund dafür ist ein technischer Trick. Die Anbieter setzen in weiten Teilen ihres Netzes Dynamic Spectrum Sharing (DSS) ein. Dabei wird LTE und 5G auf derselben Frequenz übertragen. Zusätzliche Kapazitäten bringt das aber nicht.
Auch O2 wird dieses Verfahren künftig einsetzen. O2 spricht dabei von“ausgewählten Gebieten“ in denen es „eine sinnvolle 4G-Erweiterung darstellt“. Zusätzlich wird es 5G teilweise rein über die 700-MHz-Frequenz geben, um den Flächenausbau zu beschleunigen. Hier seien erste Standorte bereits live. Die Frequenzen wurden früher von Fernsehsendern genutzt.
Bis Ende 2022 will O2 das 5G-Netz für über 50 Prozent der deutschen Bevölkerung gebaut haben. Wie hoch hier dann der Anteil von DSS sein wird, ist nicht bekannt. Bis Ende dieses Jahres sollen über 30 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Bis Ende 2022 investiert O2 dazu vier Milliarden Euro in sein Netz.
5G ist bei O2 ohne Aufpreis in fast allen O2 Free Vertragstarifen für Neu- und Bestandskunden enthalten. Der Mehrwert von 5G liegt für Privatkunden aus Sicht des Netzbetreibers zum jetzigen Zeitpunkt vorwiegend in zusätzlichen Netzkapazitäten, die der neue Mobilfunkstandard bereitstellt. Im ersten Halbjahr habe O2 1 Milliarde Gigabyte Daten transportiert. Der Großteil sei in Städten übertragen worden. Hier verlagert sich der Datentraffic durch den 5G-Ausbau bei wachsender Nutzeranzahl ins 5G-Netz und entlastet so das LTE-Netz für Nutzer ohne 5G.