Am Rande des in dieser Woche stattfindenden Mobile World Congress in Barcelona sagte Haas vor Journalisten, er verstehe nicht, warum die Netze in Deutschland so schlecht gemacht werden. „Kein anderes Land schreibt so schlecht über die Mobilfunknetze – auch in der politischen Wahrnehmung – wie wir in Deutschland“, so der Manager. Wenn man in Wien oder Rom mit der U-Bahn fahre oder in Pariser Hinterhöfe gehe, habe man keine Netzabdeckung, so Haas. „Wir haben die meisten Antennen, wir haben die meisten Funklöcher geschlossen, und jeder von Ihnen, der in Europa an der Küste Urlaub macht – in Spanien, Italien, Frankreich –, weiß, dass im Sommer überhaupt nichts geht. Die Netze sind zu.“ Weiter sagte er, Deutschland verfüge in Summe über 110.000 Sendemasten von Telekom, Vodafone und O2. Frankreich sei ähnlich groß, wie Deutschland, habe aber nur achtzigtausend Masten. „Die Abdeckung dort ist deutlich schlechter, das nimmt aber niemand wahr“, ärgerte sich Haas.
O2: Wir haben alle Auflagen erfüllt
Deutschland vergleiche sich beim Mobilfunk gerne mit der Schweiz. Die Schweiz habe aber einen durchschnittlichen Umsatz pro Kunde von 40 Franken (etwa 40 Euro) und damit deutlich mehr als deutsche Anbieter. Mehr noch: „Die Schweizer nehmen für Roaming 100 Schweizer Franken für ein Gigabyte. Da könnte ich auch vergoldete Standorte jedes Skigebiet bauen“, so Haas. Wenn man ein Netz in Schweizer Qualität haben wolle, müsste man die Preise in Deutschland vervierfachen. Das aber ginge nicht, weil man voll reguliert sei. Tatsächlich unterliegt die EU nicht dem EU-Roaming und kann daher ihre Preise für die Großhandelskonditionen selbst festlegen.
Telefónica habe in den vergangenen zwei Jahren 20.000 Netzelemente physisch angepasst, 8.400 Kilometer Autobahn und 9.000 Kilometer an Bahnstrecken versorgt. „Wir haben die Auflagen alle erfüllt“, so Haas. Lediglich 130 weißen Flecke, die noch nicht versorgen sind, stünden aus. Zur Begründung hieß es von Haas, man habe die Liste, wo diese Flecken seien und gebaut werden müssen, erst anderthalb Jahre vorher erhalten. „Jeder weiß, dass es drei Jahre dauert, bis man im ländlichen Raum einen Sendemast gebaut hat.“
Nach Ansicht des Managers gebe es in Deutschland ein „Schwarzer-Peter-Spiel“. An diesem beteiligte er sich jedoch sogleich. „Die Politik und die Bundesländer haben ewig gebraucht, uns diese Liste zu schicken, und wollen die langen Bauzeiten für einen Standort nicht wahrhaben.“, so Haas. Deshalb habe man jetzt „sehr spannende Diskussionen“ mit den Ländern auf der Bundesnetzagentur. „Da will sich jetzt natürlich keiner in die Öffentlichkeit hinstellen und sagen ‚Wir haben das verbummelt‘.“ Stattdessen mache die Politik lieber die Mobilfunker schlecht.
Nach Angaben der O2-Presseabteilung fehlen im O2-Netz noch fünf Kilometer Autobahn- und Fernstraßen-Abdeckung sowie 19 Kilometer Bahnstrecke. Dann seien alle Streckenkilometer mit 100 Mbit/s versorgt. Wenn es um weiße Flecken geht, spreche man über eine Restfläche von 278 Quadratkilometern, was 0,08 Prozent der Fläche Deutschlands entspreche.
Kritik an der Politik: Vereinfachtes Bauverfahren steht noch immer aus
Haas kritisierte die mit der Frequenzversteigerung gemachten Auflagen. Deutschland habe mit die anspruchsvollsten Auflagen für Mobilfunk. Wir haben die höchsten Aufbauauflagen in Deutschland. 100 Mbit/s Versorgungsauflage für 98 Prozent der Bevölkerung gebe es in keinem anderen Land.
Der Manager kritisierte die Politik, dass noch „nichts umgesetzt wurde, was in der Gigabit-Strategie angekündigt wurde.“ Der zuständige Bundesminister Volker Wissing hat vergangenes Jahr versprochen, „dass wir eine Fiktion bei Baugenehmigungen bekommen.“ Damit könnten die Mobilfunker einen Sendemast auf eigenes Risiko bauen, bis die Baugenehmigung tatsächlich vorliegt – ähnlich der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin. Doch das Verfahren sei noch nicht möglich. “Ich brauche immer noch für jede Änderung an jeder Antenne ein Jahr – nur wenn ich auf einen Mast zusätzlich eine 5G-Antenne hängen will“, so der O2-Chef. „Hier hat die Politik nicht geliefert.“
Joo, aus eigene Erfahrungen, wenn ich nach Frankreich oder Spanien fahre, da habe ich immer Netz, auch in Gebäuden, auf meinem Arbeitsplatz in Gebäude ist der Vodafone der beste, und Telekom scheitert hier! Schweiz ist komplett bedeckt mit Netz. Der O2 Chef will nur ablenken, wenn wir so viele Maßten haben in Deutschland, dann warum bei mir in Bexbach 66450 kann ich mit O2 in meinem Haus nichts anfangen, da kommt Max 5- 10 Mbit/s, und Vodafone mit 5G knapp 250 Mbit/s, und Telekom immerhin mit 4G+ knapp 100 Mbit/s. Also da der O2 Chef so toll von Deutschland Netz spricht, soll der wirklich schauen, wie es in andere Länder (Industrieländer) läuft, da bekommt man besser Internet Geschwindigkeiten, und bessere Preise nebenbei.
Dann mecker nicht, sondern hol dir doch einen Vertrag bei der Telekom oder bei Vodafone, wenn die so viel besser sind. Aber nein, dann heißt es wieder: Nein, so viel Geld Zahl ich nicht…
wow Inside digital.
bei euch kann man wirklich kommentieren ohne sich dafür anmelden zu müssen?! wow, das ist super!
Im Artikel wird. auch über die Abdeckung mit allen Providern berichtet. Im Ausland wird dir durch das Roaming immer der beste am Ort vorhandene Provider/Roamingpartner zugewiesen. Wenn du dir eine Dual SIM mit 2 verschiedenen Providern hier in Deutschland anschaffst wird sich dein Problem um einiges verkleinern.
Also, da steckt sicher ein Kalkül dahinter, wenn der Haas das so von sich gibt. Bestimmt ist das Netz in Deutschland besser als sein Ruf, aber wieviel besser ist offen, reine Zahlen aufzählen macht noch kein gutes Netz. Meine Erfahrung im Ausland ist auch, dass es dort besser ist, vor allem in Spanien, Italien und England. Möglicherweise ist man da einfach effektiver mit seinen Masten. Er hat allerdings recht in Bezug auf die Behörden, das scheint wirklich ein Problem zu sein.