Werbung ist ein lukratives Geschäft. Das gilt insbesondere, wenn man sie personalisiert – also auf den jeweiligen Nutzer individuell zugeschnitten – ausliefern kann. Das wissen auch die Mobilfunkunternehmen und setzen auf eine Methode des Nutzer-Trackings: Das von der Deutschen Telekom, Telefonica/O2, Orange und Vodafone gegründete Gemeinschaftsunternehmen Utiq nutzt die Telefonnummer in Verbindung mit der IP-Adresse, um dem jeweiligen Nutzer auf seinem Weg durchs Netz zu folgen.
Wie funktioniert das Utiq-Tracking
Zunächst sei unterstrichen, dass die Utiq-Dienste auf Smartphone-Nutzer abzielen. Besuchen diese eine Webseite über eine Mobilfunkverbindung, müssen sie dem mit dem Tracking aktiv zustimmen. Dazu wird ein eigener Konsent, vergleichbar mit einem klassischen Cookie-Banner, angezeigt.
Nach der Einwilligung wird die IP-Adresse an Utiq oder auch direkt an den Mobilfunkanbieter übermittelt, der mit dieser den dahinterstehenden Anschlussinhaber ermittelt und aus den Daten eine Kennung entwickelt, wie der Digitalverein D64 in seiner Analyse schreibt. Diese wird von Utiq als „Network Signal“ bezeichnet und ermöglicht demnach eine präzise Wiedererkennung des Nutzers. Die Partner des Unternehmens, das aktuell in sechs europäischen Staaten aktiv ist, erhalten eine daraus abgeleitete Werbe-ID, die keine Informationen zu Telefon- oder Kundennummern enthält. Dabei wird zwischen den Partnern nochmals unterschieden: Die Gültigkeit der IDs, die an Werbetreibende ausgegeben werden, ist auf 24 Stunden begrenzt. Webseitenbetreiber, die den Dienst für eine Personalisierung einer Webseite nutzen, können auf eine für 90 Tage gültige Kennung zugreifen.
Wie kann ich das Nutzer-Tracking verhindern?
Auch wenn die großen Mobilfunkanbieter Utiq aus der Taufe gehoben haben, gibt es noch Anbieter, die die Technologie nicht unterstützen. Wer das Tracking unter allen Umständen auf Abstand halten will, kann also über einen Wechsel des Providers nachdenken. Ob ein solcher Wechsel langfristig Sicherheit bietet, ist jedoch fraglich. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Zahl der Anbieter, die von den Utiq-Diensten absehen, eher kleiner wird. Zumal das Angebot auch bei großen Medienhäusern auf Interesse stößt. So haben die “FAZ”, die “Handelsblatt Media Gruppe”, die “SZ” und die “Zeit” die Technologie bereits in ihre Webseiten eingebaut.
Eine ähnlich rigide Möglichkeit stellt die Nutzung von VPN dar, die allerdings eingerichtet werden muss. Davor dürften viele Nutzer zurückschrecken. Selbst wenn die entsprechende App seit Android 7 so konfiguriert werden kann, dass sie automatisch startet und damit stets aktiv ist.
Webseiten fragen bei jedem Besuch nach
Utiq selbst sieht sich – natürlich – mit Blick auf den Schutz der persönlichen Daten und dem Schutz der Privatsphäre als vorbildlich aufgestellt. Und tatsächlich wird großer Wert darauf gelegt, dass die Wahl besteht: Webseiten, die die Dienste nutzen, müssen von Smartphone-Nutzern eine Einwilligung einholen. Dazu wird beim Besuch zunächst ein eigenes Dialogfenster geöffnet. Hier kannst du bereits das Tracking ablehnen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Utiq consentHub. Hier kannst du dem Tracking grundsätzlich widersprechen, wenn es von deinem Mobilfunkanbieter unterstützt wird. Besuchst du danach eine mit den Diensten verknüpfte Webseite wird zwar weiterhin per Banner nach deiner Zustimmung ersucht. Doch auch wenn du die Nachverfolgung versehentlich gestattest, gilt die global festgelegte Einstellung. Erst, wenn die Webseite aufgerufen – und damit der Banner erscheint, wird im Hintergrund überprüft, ob eine generelle Ablehnung vorliegt. Der Besuch wird also nicht getrackt.
Globales Opt-Out ein Jahr gültig
Allerdings hat die Möglichkeit der generellen Ablehnung der Utiq-Dienste ein Manko: Sie ist auf ein Jahr limitiert. Das Unternehmen erklärt zwar, dass das Tracking auch danach deaktiviert bleibt. Allerdings mit einer Ausnahme. Erlaubst du einer Webseite beim Besuch über den dort ausgespielten Banner versehentlich das Tracking, wird dieses nicht mehr durch die global festgelegten Einstellungen blockiert.