Neue Windräder: Endlich Schluss mit der Abregelung

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Nachhaltige Energiequellen wie Wind- und Solarkraft unterliegen großen Schwankungen. Bisher ist das Speichern dieses grünen Stroms daher eine große Herausforderung. Häufig müssen Windräder abregelt werden, weil kein Strom mehr ins Netz aufgenommen werden kann. Das ändert sich jetzt.
Neue Windräder - Endlich Schluss mit der Abregelung
Neue Windräder - Endlich Schluss mit der AbregelungBildquelle: Foto von Waldemar auf Unsplash

Unsere Stromnetze sind in Deutschland zwar stabil, doch nicht passend zu den Veränderungen unserer Stromproduktion ausgebaut worden. Früher kam es wesentlich mehr dezentrale Stromversorgungen durch lokale Kraftwerke, während heute vor allem im Norden viel Windenergie produziert wird, der auch in andere Teile des Landes transportiert werden muss. Hier stößt das Netz immer wieder an seinen Grenzen. Kann Strom nicht mehr aufgenommen werden, müssen infolgedessen die Windräder stillgelegt werden. Dadurch geht nicht nur Strom verloren, den wir zusätzlich hätten generieren können. Für diese Abregelungen erhalten die Betreiber der Windräder eine Entschädigung vom Netzbetreiber. Die wiederum finanziert sich ebenfalls aus den Netzentgelten und damit letztlich über den Strompreis für Stromkunden.

Neue Windräder könnten selbst Energie speichern

Ein neuer Ansatz könnte dieses Problem beenden. Windräder selbst könnten einen eingebauten Stromspeicher erhalten, der ihnen ermöglicht, deutlich mehr Energie selbst zu bevorraten, bevor eine Abregelung erfolgen müsste. Schon im Jahr 2018 bewies man an der Chalmers University of Technology im schwedischen Göteborg, dass sich in Karbonstrukturen elektrische Energie einspeichern lässt. Karbonstrukturen basieren auf Kohlenstofffasern – und Rotorblätter von Windrädern bestehend größtenteils daraus. Das Start-up Sinonus, das zur Universität in Göteborg gehört, möchte diese Technologie darum für den realen Einsatz in Windrädern optimieren. Dadurch verwandeln sich Rotorblätter künftiger Windräder direkt in Energiespeicher.

Man benötigt dadurch keinen zusätzlichen Raum für eine Zwischenspeichereinheit. Indem der erzeugte Strom gleich zwischengespeichert werden kann, dürften die Windparks der Zukunft nicht nur deutlich effizienter werden. Sie sind damit profitabler – ohne, dass hohe Entschädigungen über die Netzentgelte ausgeglichen werden müssen. Ob die Speicherkapazität in den Rotorblättern allein jedoch ausreicht, um allen produzierbaren Strom abzuschöpfen, lässt sich heute bislang nicht einschätzen. Da jedoch auch ältere Windräder ohne diese Technologie weiterhin in Deutschland in Betrieb bleiben, müssen ohnehin mehr Stromspeicher im großen Stil gebaut werden, um das Stromnetz für die Energiewende zu optimieren.

Einsatz der Technologie auch in anderen Branchen möglich

Dabei könnte die Speichermöglichkeit in Karbonfasern nicht nur den Windrädern zugutekommen. Weitere Anwendungsgebiete zeichnen sich ab, da man heutzutage vieles mit Karbonfasern fertigt. Ein Beispiel könnte der Einsatz in E-Bikes oder Elektroautos sein. Selbst Flugzeuge oder Gegenstände, die wir täglich nutzen, könnte von der neuen Technologie profitieren. Stellt man sich etwa ein Smartphone vor, dessen gesamtes Gehäuse aus Karbonfasern zugleich als Akkueinheit dient, würde auch dies neue Möglichkeiten eröffnen. Da die Leistungsfähigkeit der Karbonbatterien jedoch nicht mit herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus mithalten kann, dürfte die Technologie bisherige Speichermedien nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Bis der Einsatz in Objekten erfolgt, dürften jedoch noch einige Jahre ins Land ziehen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Man braucht zwar keinen zusätzlichen Platz für die Speicher, aber wohin mit dem ganzen Gewicht? Es mag sein, dass in Laborumgebung lässt sich durch Karbon etwas Strom speichern, aber bei mW Speicherkapazitäten muss man schon jede Menge Karbon aufbringen. Man kann Physik und Gravitation nicht außer Kraft setzen.
    Manche Ideen werden nur Ideen bleiben und finden nie einen Weg in die Produktion.
    Ich betrachte die Idee eher als eine Gelddruckmaschine.
    Die Idee ist geboren, jetzt versucht man die gewinnbringend zu verkaufen.
    Die EU springt mit Fördergeldern zur Seite, Zig-Millionen fliesen in die Entwicklung und am Ende wird das Projekt eingemottet.
    Es ist immer so, solange keine Privatinvestitionen im Spiel sind und nur öffentliche Steuergelder verschwendet werden, kann man noch so schwachsinnige Projekte an die große Glocke hängen.

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