Dass wir in Deutschland ein stabiles Stromnetz besitzen, ist allgemein bekannt. Was genau diese Aussage jedoch in Zahlen bedeutet, ist schwerer zu erfassen. Stromausfälle sind allgemein selten hierzulande. Kommen sie vor, dauern sie häufig nur wenige Minuten an. Eine Untersuchung des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) liefert nun klare Daten darüber, wie häufig sie tatsächlich auftreten. Dabei zeigen sich auch Tendenzen.
Stromnetz mit nur geringen Ausfällen im vergangenen Jahr
Im Schnitt kam es im vergangenen Jahr lediglich zu Stromausfällen von 13,7 Minuten pro Haushalt. Mögliche Gründe dafür waren etwa Bauarbeiten, die Leitungen beschädigten oder vergleichbare Ursachen. Betrachtet man die vielen Minuten eines Jahres, ist das eine verschwindend geringe Quote. Dabei flossen in die Statistik Daten von Netzbetreibern ein, die für rund 75 Prozent des deutschen Stromnetzes zuständig sind. So sind zwar lokale Abweichungen in einzelnen Regionen möglich, die Zahlen für Deutschland insgesamt jedoch repräsentativ. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Unterbrechungsdauer lediglich bei 11,8 Minuten. Allerdings ist das kein Hinweis darauf, dass unser Stromnetz instabiler geworden ist. Vielmehr kam es im Jahr 2023 zu mehr witterungsbedingten Störungen in der Stromversorgung dank extremer Wetterlagen. Eine Tendenz, die sich auch in Zukunft fortsetzen könnte, da Extremwetter insgesamt zunehmen.
Seit 2020 sind die Störungen jedoch größtenteils auf die hohe Bautätigkeit im Straßen- und Breitbandausbau zurückzuführen. Dabei kommt es immer wieder zu Beschädigungen an Stromkabeln. Betrachtet man die Anzahl der Unterbrechungen pro Kunde, ist die Stabilität des Stromnetzes noch deutlicher. Im Schnitt liegt dieser Wert lediglich bei 0,34. Das bedeutet, dass jeder Kunde durchschnittlich einmal alle drei Jahre von einem Stromausfall betroffen ist. Nicht ohne Grund bezeichnet die VDE das deutsche Stromnetz noch immer als eines „der stabilsten der Welt“. Im Ländervergleich werden wir lediglich von Südkorea (durchschnittlich 9,1 Minuten) sowie Japan (durchschnittlich 10 Minuten) übertrumpft.
Andere Länder mit deutlich längeren Stromausfällen jährlich
Benachbarte Länder der EU wie die Niederlande mit 21,8 Minuten sowie Österreich mit 23,2 Minuten erfahren deutlich mehr Beeinträchtigungen. Wesentlich höhere Zahlen lassen sich international finden. So kommt es in den USA mit 131,1 im Jahr 2022 sowie in China im Jahr 2019 mit 822 Minuten zu wesentlich häufigeren Unterbrechungen in der Stromversorgung. Eine Mahnung sollte dennoch nicht ignoriert werden. Denn durch den Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energien in Deutschland steigt auch die Auslastung unserer Netze. Dadurch müssen Netzbetreiber immer häufiger eingreifen, um einen reibungslosen Ablauf im Stromnetz garantieren zu können. Der Netzbetrieb wird dadurch anspruchsvoller und verursacht zusätzliche Kosten. Bisher hat er jedoch keinerlei spürbaren Einfluss auf die Versorgungsqualität selbst, da Netzbetreiber mit viel Aufwand die Netz- und Systemsicherheit aufrechterhalten.