Nächste Energiekrise: Rohstoffe knapp für weiteres Heizsystem?

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Besitzer von Pelletheizungen verfolgen das Geschehen mit Sorge: Der weltweit größte Pellethersteller, Enviva, mit Sitz in Maryland, musste einen Insolvenzantrag stellen. Schuld für die rund eine Milliarde Schulden des Konzerns sollen Probleme mit der Rohstoffbeschaffung sein.
Nächste Energiekrise - Rohstoffe knapp für weiteres Heizungssystem
Nächste Energiekrise - Rohstoffe knapp für weiteres HeizungssystemBildquelle: Foto von e24 auf Unsplash

Ganz gleich für welche Form von Heizung man sich entscheidet, ohne die notwendige Energie, um sie zu betreiben, bleibt jedes Haus kalt. Während sich die Preise für Strom und Gas entsprechend stabilisieren und die Energiekrise als überwinden gilt, zeichnen sich die nächsten Schwierigkeiten am Horizont ab. Wer sein Heim mit Pellets beheizt, blickt wachsam auf die Geschehnisse in den USA. Wenn Probleme mit der Rohstoffbeschaffung den größten Pellethersteller in die Knie zwingen konnten, fürchten Verbraucher ähnliche Auswirkungen auf deutsche Lieferanten.

Enviva stellte 5 Millionen Tonnen Holzpellets pro Jahr her

Der Pellethersteller Enviva betrieb zehn Holzpelletwerke in den USA, angesiedelt in den Bundesstaaten North Carolina, Mississippi, Florida, South Carolina, Virginia und Georgia. Insgesamt fertigte der Hersteller rund 5 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr an. Ein weiteres Werk mit einer Kapazität von 1,1 Millionen Tonnen sollte in Epes, Alabama entstehen. Mit dem Bau des Projektes wurde bereits begonnen, ob es jedoch je eine Fertigstellung erlebt, bleibt nach Envivas Insolvenz ungewiss. Am 12. März stellte der Hersteller einen Insolvenzantrag aufgrund von Schulden in Höhe 1 Milliarde, die laut Enviva durch Probleme mit der Rohstoffbeschaffung entstanden.

Das Unternehmen hat nicht nur Pellets für die USA gefertigt, sondern mit Tiefwasserhäfen im Süden der USA auch in andere Länder exportiert. Unter anderem nach Großbritannien, Asien und Europa. Enviva liefert somit auch Holzpellets nach Deutschland, insbesondere an die Industrie, die große Mengen der Pellets benötigt. Das könnte auch Auswirkungen auf den deutschen Pelletmarkt nach sich ziehen. Selbst wenn die lokalen Hersteller laut der Deutschen Pelletinstitution (DEPI) nicht von Problemen mit Rohstoffknappheit betroffen seien.

In Deutschland haben wir im Gegensatz zu den USA eine von der Bundesregierung geförderte Holzbauinitiative. Sie sorgt für einen stetigen Rohstoffnachschub. Damit Wälder klimafest bleiben, muss ein stetiger Waldumbau erfolgen, durch den die lokalen Pellethersteller Holzbestände für die Herstellung der Pellets erhalten. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es kein Anzeichen dafür, dass die verfügbaren Restholzbestände aufgebraucht würden. Viel mehr rechnet die DEPI damit, dass diese Bestände steigen werden. Die Pellets von deutschen Anbietern setzen zudem auf einen anderen Qualitätsstandard als die in den USA hergestellten Industriepellets. Envivas Pellets unterscheiden sich dadurch von den in Deutschland gefertigten ENplus A1-Pellets, wodurch die beiden Pelletarten nicht direkt miteinander vergleichbar sind.

Preisdruck auf Holzpellets entsteht durch viele Faktoren

Allerdings bleibt das Problem, dass Pelletbestände für die Industrie durch Envivas Insolvenz fehlen werden, dennoch bestehen. Die Versorgung mit dem Heizmedium könnte zudem durch weitere Faktoren verknappt werden. Zahlreiche Kraftwerke für kommunale Wärmenetze könnten schon bald viele Pellets benötigen, um sie als Alternative zur Kohle zu verfeuern. Ähnlich sieht es auch heute bereits in der Papier-Industrie aus, die sich ebenso um das günstige Holz reißt, das man für die Pelletproduktion verwendet. Müssen sich nun noch mehr Industriezweige gleichzeitig von den günstig importierten Pellets aus den USA verabschieden, könnte das die Nachfrage für Pellets in Deutschland steigen lassen – und somit auch den Preis für den Rohstoff nach oben befördern.

Bisher waren die Pelletmengen, die Deutschland aus dem Ausland importiert, vergleichsweise gering. So importierte Enviva lediglich rund 200.000 Tonnen an Holzpellets jährlich nach Deutschland. Das Unternehmen verfolgte jedoch in Europa große Pläne und unterzeichnete so neben deutschen Industriekunden auch zahlreiche Verträge mit europäischen Industriezweigen. Voraussichtlich 1,5 bis 2 Millionen Tonnen an Pellets sollte Enviva nach Europa exportieren. Mengen, die die lokalen Industrien inzwischen mit anderen Quellen ausgleichen muss. Auch mögliche Käufe von Holzpellets aus Deutschland sind somit nicht ausgeschlossen und könnten sich auf die Preise der Pellets auswirken.

All diese Faktoren fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen, das wie eine unheilvolle Wolke über Holzpellets schwebt. Wie stark die Auswirkungen auf das Heizmedium ausfallen, dürfte sich vor allem dadurch entscheiden, wie schnell die Nachfrage im Vergleich zu lokalen Produktionskapazitäten ansteigt. Kritiker von Pelletheizungen betonen daher schon länger, dass die vermeintlich günstigen Heizkosten zukünftig nicht gesichert sind. Neben den nicht zu unterschätzenden, gesundheitlichen Risiken, die mit den Verbrennungsprozessen in Holzheizungen einhergehen. So stellte erst jüngst eine Studie, die man im sächsischen Melpitz durchführte, fest, dass das Gefahrenpotenzial bisher unterschätzt wurde. Neben Feinstaub und weiteren Partikeln setzten Holzheizungen sogenannte Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) frei, die als krebserregend gelten.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Eine vorhersehbare Entwicklung.
    Wenn man einen größten Rohstofflieferanten der Welt mit Sanktionen belegt, dann wird man mit eigenen Ressourcen auskommen müssen.

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