Nach nur zwei Wochen: Neue Wasserstoff-Züge haben keinen Kraftstoff mehr

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Zwei Wochen ist es her, dass in Berlin-Brandenburg neue Wasserstoff-Züge in den Betrieb gegangen sind. Jetzt stehen sie wieder auf dem Abstellgleis – denn es ist kein Treibstoff mehr da. Was ist passiert? Hat Wasserstoff wirklich eine Zukunft?
Ein Wasserstoffzug (Siemens Mireo Plus H) bei seiner Vorstellung in Berlin

Ein Wasserstoffzug (Siemens Mireo Plus H) bei seiner Vorstellung in Berlin

Die sogenannte Heidekrautbahn verbindet das Brandenburger Umland mit Berlin. Auf der nicht elektrifizierten Strecke waren bis vor ein paar Wochen Regionalbahnen mit Dieselmotor unterwegs. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember konnten sich die Fahrgäste über nagelneue Wasserstoff-Züge freuen. Doch nur zwei Wochen später stehen sie wieder auf dem Abstellgleis.

Wasserstoffzüge ohne Wasserstoff

Lange haben sich Reisende aus der Region auf die neuen Züge gefreut. 38 Stück hat die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) für das Netz der Heidekrautbahn nördlich von Berlin bei Siemens bestellt. 31 davon sind batteriebetrieben und sieben Fahrzeuge fahren mit Wasserstoff. Mit einer Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern eignen sie sich für die Strecken im Netz, auf denen gar keine Oberleitung vorhanden ist.

Seit dem 27. Dezember stehen die nagelneuen Züge nach gerade einmal zwei Wochen wieder auf dem Abstellgleis. Der Grund: Es gibt keinen Wasserstoff mehr. Wie der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) mitteilt, habe die beauftragte Firma Enertrag Schwierigkeiten, ausreichend Wasserstoff zu beschaffen.

So wird der Wasserstoff aktuell per LKW unter anderem aus Frankfurt am Main und Österreich nach Brandenburg gefahren. Dort werden die Züge in einem personal- und zeitintensiven Verfahren direkt aus den Trailern betankt. Aktuell sucht man nach alternativen Wasserstoffquellen. Bis dahin müsse man auf Dieselzüge von anderen Linien zurückgreifen, wodurch aktuell viele Verbindungen nur mit kürzeren Zügen und weniger Sitzplätzen bedient werden.

Haben Wasserstoff-Züge eine Zukunft?

Wasserstoffzüge haben in Deutschland aktuell einen angeschlagenen Ruf. Im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat der Hersteller Alstom seit über zwei Jahren mit massiven Ausfällen der Technik zu kämpfen. Und mittlerweile hat der RMV sogar bekannt gegeben, für die unzuverlässigen Züge Ersatz zu beschaffen.

So schlimm ist die Lage nahe Berlin bei Weitem nicht. Die bestellten Wasserstoffzüge sind hier Mitte Dezember, wie geplant, in den Fahrgastbetrieb gegangen und fahren, ausreichend Wasserstoff vorausgesetzt, stabil. Sobald die Lieferprobleme behoben sind, sollen die Züge wieder regulär fahren. Allein auf der Heidekrautbahn können so über eine Million Liter Diesel pro Jahr eingespart werden.

Für die Fahrgäste bieten die neuen Züge viel zusätzlichen Komfort. So gibt es eine bessere Barrierefreiheit, Infomonitore, Steckdosen, USB-Anschlüsse, mobilfunkdurchlässige Scheiben, eine leistungsstarke Klimaanlage, mehr Platz und zusätzliche Stellplätze für Fahrräder und Gepäck.

Und langfristig ist auch eine dauerhafte Lösung für die Versorgung mit Wasserstoff in Sicht. So wird gerade eine richtige Wasserstoff-Tankstelle an der Strecke errichtet, um die Züge mit regional produziertem Wasserstoff aus Windenergie und Wasserkraft zu versorgen. Diese sollte eigentlich schon 2024 fertiggestellt sein. So muss man sich aktuell auf die Belieferung per LKW verlassen.

6 Kommentare

  1. Kevin
    Das Projekt zeigt die komplette Dummheit von verbohrtem Greenwashing. Erstmal, wie ökologisch ist das Wasserstoff mit dem LKW aus Frankfurt nach Berlin zu Karren? Und warum schließt ein Unternehmen so groß wie die Bahn einen Vertrag mit einem Händler statt mit ein Erzeuger, dessen Kapazität grünen Wasserstoff zu erzeugen, die Bahn Auditieren könnte?
  2. Andreas
    Manchmal bin ich so sprachlos, dass ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen würde. Wer plant den sowas? Wie kann man einen Wasserstoffzug in einem Gebiet fahren lassen wo es kein Wasserstoff gibt? Was ist an diesem Projekt umweltfreundlich? Um Wasserstoff zu produzieren wird viel Energie benötigt. Anschließend muss das Ganze noch aus Frankfurt oder Österreich mit LKWs, welche per Diesel angetrieben werden, viele Hunderte von Kilometer hin transportiert werden. Vermutlich wird diese Dummheit von Robert noch subventioniert. In der Grundschule würde dies wie folgt lauten: Thema verfehlt. Setzen, Note 6-
    • Piet
      Warum fehlt es Leuten die gegen Grün wettern eigentlich grundsätzlich an Lesekompetenz? Im Artikel steht doch dass der Wasserstoff regional produziert werden soll und die Produktionsstätte nur noch nicht fertig ist.
  3. Enrico
    Akkuzüge laufen seit Jahrzehnten Reibungslos und die neue Generation fährt problemlos. Man will einfach wieder zurück zum Diesel, warum man diese komplizierte und teure Technik finanziert ist mir bis heute unklar denn es gibt Zig solcher Projekte die alle genau aus bekannten Gründen scheitern: - zu teuer - anfällige Technik - H2 Versorgung nicht gewährleistet Wozu diese komplexe Duale Energieverteilungssystem? Die Schweiz fährt übrigens seit 50 Jahren zu 100% elektrisch.
    • Timo Brauer
      Die meisten Züge der Heidekrautbahn werden von Diesel auf reine Akku-Triebzüge umgestellt. Lediglich auf Strecken, bei denen gar nicht unter Fahrdraht gefahren wird und so die Akkukapazität nicht ausreichen würde, greift man auf Wasserstoff zurück. 31 Fahrzeuge sind nur mit Akkus ausgestattet. 7 produzieren ihren Strom mit Wasserstoff. Der Bau von Oberleitungen wäre ungleich teurer.
  4. Detlef
    um die Züge mit regional produziertem Wasserstoff aus Windenergie und Wasserkraft zu versorgen.??? Soll dann die Erzeugung erst noch aufgebaut werden? Wenn schon vorhanden warum dann Lieferung aus Frankfurt? Die Planer sollten den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen.
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