Das Solarspitzengesetz bringt einige Änderungen für PV-Interessenten mit sich. Darunter auch einige Mythen und Irrtümer über PV-Anlagen, die für Verunsicherung sorgten. Dabei müssen Interessenten jedoch keineswegs damit rechnen, auf den Kosten ihrer Anlage sitzenzubleiben, weil sich diese nicht mehr länger amortisiert. Dennoch sollten einige Punkte beachtet werden, wenn du bereits eine PV-Anlage besitzt oder in ein Modell investieren möchtest.
Nicht alle Regelungen betreffen auch Bestandsanlagen
Zunächst einmal sei gesagt, dass sich an der Einspeisevergütung selbst für Bestandsanlagen nichts ändert. Wer seine PV-Anlage also schon installiert hat, muss keine Einbußen in seiner Einspeisevergütung befürchten. Der Wegfall der Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen betrifft nur Neuinstallationen. Dabei sollen PV-Besitzer dennoch nicht gänzlich auf ihre Einspeisevergütung verzichten müssen. Vielmehr werden die Stunden, in denen dank negativer Strompreise keine Einspeisevergütung gezahlt wurde, über 20 Jahre zusammengezählt. Am Ende der 20-Jahres-Dauer erhalten Haushalte diese Zeitspanne praktisch angehängt, damit niemand fürchten muss, dass sich die Investition nicht mehr länger rentiert. Dabei steht der genaue Stichtag, an dem das Gesetz greift, bislang nicht fest. Wer jetzt seine PV-Anlage erst zu planen begann, sollte jedoch damit rechnen, bereits unter die neuen Regelungen zu fallen.
Für Bestandsanlagen und neue PV-Anlagen gilt jedoch gleichermaßen, dass der Einbau eines Smart Meters erfolgen wird. Das war bereits vor dem neuen Solarspitzengesetz geplant, weshalb es für PV-Besitzer nicht überraschend kommen sollte. Allerdings erhöht sich die Jahresgebühr für den Zähler. Bei Anlagen bis 15 Kilowattpeak (kWp) steigt der jährliche Preis von bisher 20 auf 50 Euro. Balkonkraftwerke bis zu 2 kWp sind davon nicht betroffen.
Smart Meter und Steuerbox werden für Neuanlagen teurer
Für neue Anlagen sollen Smart Meter bereits ab 7 kWp inklusive Steuerbox verpflichtend werden. Durch die Steuerbox und die Gebühren für den Smart Meter kommst du so unweigerlich auf Gebühren von 100 Euro im Jahr. Denn auch die Steuerbox kostet dich 50 Euro jährlich statt bisher 10 Euro. Wer den Smart Meter und die Steuerbox nur wegen der PV-Anlage installiert bekommt, hat somit Mehrkosten von 70 Euro jährlich im Vergleich zur vorherigen Regelung. Auf 20 Jahre summiert sich das auf Mehrkosten von 1.400 Euro, die du in deiner Planung entsprechend berücksichtigen solltest. Anders sieht es hingegen aus, wenn du ohnehin bereits eine Wärmepumpe oder ein E-Auto anschaffen möchtest. Für beides bräuchtest du ohnehin einen Smart Meter und eine Steuerbox, weshalb es nicht zu Mehrkosten für deine PV-Anlage führt.
PV-Anlagen brauchen Steuerbox zur möglichen Netzentlastung
Die Steuerbox ist notwendig, damit der Netzbetreiber die PV-Anlage bei Bedarf selbst abregeln kann, wenn es Probleme im Stromnetz gibt. Durch den vielen Solarstrom im Netz kommt es regional immer wieder zu Netzengpässen, die über eine gezielte Abregelung verhindert werden könnten. Wer keine Steuerbox besitzt, muss gewährleisten, dass seine neue PV-Anlage nie mehr als 60 Prozent ihrer Leistung ins öffentliche Netz einspeist. Das lässt sich theoretisch auf zwei Methoden erzielen. Bei der Ersten wäre der Wechselrichter deiner PV-Anlage so eingestellt, dass er die Anlage immer bei 60 Prozent ihrer Leistung abregeln würde. Dadurch wäre ein dauerhafter Verlust für dich unvermeidbar, auf das Jahr betrachtet handelt es sich dabei jedoch nicht um einen echten Verlust von 40 Prozent der Leistung deiner Anlage.
Auf ein ganzes Jahr betrachtet sind es laut Einschätzung der HTW Berlin sowie des Bundesverbands der Solarwirtschaft rund 9 Prozent. Ausnahmen gibt es nur bei Anlagen, die ideal nach Süden ausgerichtet sind, sodass die Sonne voll darauf scheinen kann. Bei Ost-West-Anlagen ergibt sich bei lediglich 1 Prozent Verlust kaum eine Abweichung. Dennoch ist die Wechselrichter-Variante unweigerlich damit verbunden, dass du diese 1 bis 9 Prozent einbüßt. Besser funktioniert die Steuerung hingegen über ein Energiemanagementsystem. Statt Strom durch eine Abregelung zu verlieren, kann ein solches System den Strom im Haus sinnvoll verbrauchen, sodass etwa das E-Auto oder der Stromspeicher damit geladen werden.
PV-Anlage lohnt sich vor allem mit Stromspeicher
Durch das neue Solarspitzengesetz lohnt sich eine PV-Anlage vor allem noch für Haushalte, die direkt in einen Stromspeicher und eine PV-Anlage investieren. So wird möglichst viel des produzierten Stroms auch tatsächlich selbst genutzt, anstatt die Stromnetze zu belasten. Durch die Mehrkosten pro Jahr solltest du, wenn du nicht gleichzeitig eine Wärmepumpe oder ein E-Auto besitzt, jedoch genauer auf die jeweiligen Angebote deiner Anbieter achten. Wer die zusätzlichen 100 Euro jährlich nur wegen PV-Anlage und Stromspeicher zahlt, sollte seine Anlage nicht teurer als 1.600 pro 1 kWp Leistung erwerben. Eine 10-kWp-Anlage sollte dich damit nicht mehr als 1.600 Euro kosten. Ein Stromspeicher sollte sich preislich zwischen 700 und 1.000 Euro pro Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität kosten.
Kaufst du also eine 10-kWp-Anlage inklusive eines 10-kWh-Stromspeichers, sollten die kosten nicht über 26.000 Euro liegen. Häufig bieten dir etablierte Anbieter jedoch einen Rabatt auf deine PV-Module an, wenn du größere Anlagen erwirbst, da der Montageaufwand für kleine und große Anlagen beinahe gleich hoch ausfällt. Dadurch kannst du bei einem großen Gesamtangebot weniger als 1.600 Euro pro kWp für deine Solarmodule zahlen. Da es viele Preisschwankungen zwischen den einzelnen PV-Anbietern gibt, solltest du in jedem Fall mehrere Angebote einholen, bevor du dich für eines entscheidest. Achte dabei jedoch auf mehr Faktoren als den reinen Preis. Auch ein gutes und smartes Energiemanagementsystem oder eine gute modulare Erweiterbarkeit sind Qualitätsmerkmale einer guten PV-Anlage. Denn so kannst du den Strom gegebenenfalls viel sinnvoller in deinem Heim nutzen oder im Nachhinein Komponenten noch immer sinnvoll erweitern. Bei vielen Modellen, die lediglich einen günstigen Preis anbieten, verzichtest du auf solche Merkmale.