Mieter in Heizkostenfalle? Das steckt hinter horrenden Nachzahlungen 

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Wie heftig Mietkosten ansteigen können, wissen wir alle spätestens seit der letzten Energiekrise. Doch nicht immer sind teure Einkaufspreise für fossile Brennstoffe schuld an den hohen Nachzahlungen für Mieter. Eine Kostenfalle wird schnell übersehen.
Mieter in Heizkostenfalle - Das steckt hinter horrenden Nachzahlungen

Mieter in Heizkostenfalle - Das steckt hinter horrenden Nachzahlungen

Wie Correctiv mitteilt, häufen sich in Deutschland Meldungen von Mietern, die unter schockierend hohen Nachzahlungen leiden. In manchen Fällen geht es dabei nur um einige hundert Euro. Bei manchen Haushalten wurden sogar mehrere tausend Euro an Nachzahlungen verlangt. Dabei können sich die Betroffenen häufig nicht erklären, wie die überraschend hohen Geldbeträge zustande kommen. Einige bangen sogar um ihre Existenzen und Wohnungen. Nicht immer sind dabei Energiekrisen die einzigen Preistreiber. Vielmehr präsentiert sich eine Heizkostenfalle, in die viele Mieter unwissentlich tappen.

Mieter in Heizkostenfalle: Wärme-Contracting nutzt Gesetzgebung aus

6.500 Euro Nachzahlung für Heizkosten in Berlin, 5.000 Euro in Magdeburg und 2.493 Euro in Göttingen sind nur einige der Beispiele, die Correctiv nennt. Die Probleme, die zu diesen hohen Nachzahlungen führen, liegen jedoch nicht in einem anderen Land oder in teuren Einkaufspreisen. Wenngleich die Energiekrise ihren Anteil an hohen Nachzahlungen hatte, ist der Kern dieser Entwicklung vielen unbekannt. Das Dilemma beginnt bereits im Heizkeller des eigenen Vermieters und nutzt die Gesetzgebung in Deutschland schamlos aus. Vermieter dürfen den Betrieb ihrer Heizanlage nämlich an sogenannte Contractor, auch Wärmelieferanten genannt, auslagern. Eine Fernverwaltung des Heizsystems wäre per se dabei kein Problem, sondern könnte sogar Mieter und Vermieter entlasten. Wäre da nicht das fatale Detail, dass ein solcher Service automatisch unter die Fernwärmeverordnung fällt. Völlig unabhängig, von welchem Heizmedium die Wärme im Haus eigentlich stammt.

Wer sich bereits näher mit der Fernwärme beschäftigt hat, weiß, wie undurchsichtig deren Preisgestaltung ausfällt. Für viele Mieter ist es beinahe unmöglich zu erkennen, wie die eigenen Heizabrechnungen und die hohen Nachforderungen zustande kommen. Einzelne Firmen nutzen diese Entfaltungsmöglichkeiten und Intransparenz aus, um ihren Profit in die Höhe zu treiben. Gern auf Kosten der Mieter. Denn wie bei anderen Varianten von Fernwärmebezug, haben diese keine Möglichkeit, zu einer günstigeren Alternative zu wechseln. Der Vermieter darf legal auf das Wärme-Contracting zurückgreifen. Somit bleibt vielen der Betroffenen nur die Wahl zwischen einem Auszug oder dem Versuch, sich gegen die überzogenen Forderungen zur Wehr zu setzen.

Auch große Gesellschaften profitieren

Hinter Wärme-Contracting stecken dabei nicht nur einzelne, kleinere Firmen. Auch Deutschlands größtes, privates Wohnungsunternehmen, Vonovia, profitiert von dieser Gesetzesregelung über eine Tochterfirma. Deutschlandweit betrifft das Wärme-Contracting hunderttausende Mieter, auf die überhöhte Kosten durch das Contracting abgewälzt werden. Wie der Lobbyverband Vedec mitteilt, werden rund vier Millionen Wohnungen in Deutschland durch solche Wärmelieferanten-Verträge beliefert. Die wenigsten Mieter dürften dabei tatsächlich über solche Verträge durch einen erreichbaren Ansprechpartner für die Heizung profitieren. Häufig treffen die hohen Kosten dabei gerade jene, die ohnehin über wenig Mittel verfügen. Gerade bei großen öffentlichen und privaten Mehrfamilienhäusern sitzen viele Haushalte, die sich keine höheren Mieten leisten können. Geringverdiener, Bürgergeldempfänger – und weitere Haushalte, in denen jeder Cent zählt. Gerade sie können sich die horrenden Nachzahlungen erst recht nicht leisten.

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