Die große Wende: Microsoft, Windows, Xbox – alles wird auf den Kopf gestellt

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Die Versuche der EU Tech-Giganten in einem gewissen Maße zu kontrollieren, sind mittlerweile wohlbekannt. Doch nun sehen sich die Platzhirsche mit Regularien im Herzen des Internets konfrontiert – den USA. Und das könnte auch für Anwender weitreichende Folgen haben.
Softwareentwickler

Microsoft

Getreu dem sogenannten Winner-takes-all-Prinzip haben einige Tech-Giganten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ihre Marktmacht immer weiter ausgebaut. Heute sind Unternehmen wie Google (Alphabet), Amazon, Apple, Facebook (Meta) und natürlich auch Microsoft Platzhirsche, die abgesehen voneinander kaum oder gar keine ernst zu nehmende Konkurrenz haben. Folglich können sie ihre eigenen Regeln aufzwingen, die spärliche Konkurrenz klein halten und die hauseigenen Dienste priorisieren. So lauten zumindest die aktuellen Vorwürfe, die aus einer jahrelangen Untersuchung eines Gremiums des US-Repräsentantenhaus hervorgehen, im Rahmen derer auch die Vorstandsvorsitzenden von Apple, Amazon, Google und Meta öffentlich aussagen mussten. Nun soll ein neuer Gesetzesentwurf Tech-Giganten in ihre Schranken weisen.

Die meisten Tech-Größen betroffen

Bei dem sogenannten American Innovation and Choice Act soll es sich laut einem Bloomberg-Bericht um die erste größere Anstrengung des US-Kongresses zur Regulierung großer Technologieunternehmen seit der Einführung des Internets handeln. Das Ziel des Maßnahmenpakets ist dabei recht simpel: Der Gesetzentwurf soll Machtmissbrauch verhindern, kleinere Unternehmen bei ihrer Entwicklung unterstützen und auf diese Weise für mehr technische Diversität beziehungsweise mehr Auswahlmöglichkeiten im Internet sorgen.

Die angestrebten Regelungen sollen nicht global gelten, sondern speziell die größten Konzerne betreffen, die Online-Plattformen betreiben. Als solche zählen unter anderem Websites, Suchmaschinen, Betriebssysteme, mobile Apps und digitale Assistenten. Zudem müssen die Plattformen benutzergenerierte Inhalte, den Verkauf von Waren, Dienstleistungen, Werbung oder Informationsabfragen beinhalten.

In puncto Größe sieht der Gesetzesentwurf Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 550 Milliarden US-Dollar in den vergangenen zwölf Monaten oder mit mehr als einer Milliarde Nutzer vor. Zudem sollen die Plattformen mindestens 50 Millionen monatlich aktive US-Nutzer oder 100.000 US-Geschäftsbenutzer verzeichnen. Insbesondere dank des letzten Punktes rutschen einige Konzerne, wie etwa WeChat-Betreiber Tencent (WhatsApp-Konkurrent) durch. Microsoft ist dagegen in jeglicher Hinsicht betroffen und wird sich daher den angestrebten Änderungen beugen müssen, sofern der American Innovation and Choice Act seinen Weg in die US-amerikanischen Gesetzestexte findet.

Microsofts Windows und Xbox stehen große Änderungen bevor

Was bedeutet das nun konkret für Microsoft? Zunächst einmal wird es dem Konzern gesetzlich verboten sein, die eigenen Produkte zu priorisieren. Mit Blick auf den Xbox-Marktplatz bedeutet dies, dass Spiele aus dem Hause Microsoft beziehungsweise von zu Microsoft gehörenden Publishern nicht mehr besonders prominent platziert werden dürften. Und das Gleiche gilt natürlich auch für den Microsoft Store.

Neue Regeln für Tech-Konzerne geplant

Das Betriebssystem Windows würde die angestrebten Regularien noch einmal deutlich stärker beeinflussen. Installiert man Windows 11, finden sich zahlreiche vorinstallierte Microsoft-Dienste, wie etwa die Xbox-Anwendung, Microsoft Edge und Microsoft Office. Alle diese Dienste müssten künftig möglicherweise verschwinden. Stattdessen werden Nutzer besagte Programme oder alternative Dienste manuell installieren müssen. Eine weitere Lösung wäre es, im Rahmen des Installationsprozesses Auswahlbildschirme einzublenden, damit die Nutzer eigenständig zwischen beispielsweise Microsoft Edge, Mozilla Firefox, Opera und Safari wählen können. Zudem ist unklar, wie mit Anwendungen verfahren werden wird, die Microsoft dafür bezahlen, damit ihre Dienste ab Werk installiert sind.

Kleine vs. große Unternehmen

Laut Bloomberg sollen Gegner der geplanten Änderungen in den vergangenen Jahren hunderte Millionen US-Dollar in Lobbyismus investiert haben – 35,3 Millionen US-Dollar allein im ersten Halbjahr 2022. Derweil sollen sich dutzende kleinere Tech-Unternehmen ihrerseits für die Umsetzung des Technologiekartellgesetzes engagiert haben. Dazu zählen unter anderem Mozilla und DuckDuckGo.

Welche Dienste konkret von der neuen Regelung betroffen sein werden, ist aktuell noch unklar. Die finale Planung der Maßnahmen unterliegt der Kartellabteilung des US-Justizministeriums und der US-Bundeshandelskommission. Dazu werden die beiden Behörden nach dem Inkrafttreten des Gesetzesentwurfs neun Monate lang Zeit haben. Anschließend wird betroffenen Unternehmen eine längere Übergangsphase gewährt, um die neuen Regelungen umzusetzen. Selbst im günstigsten Fall wird es also noch eine ganze Weile dauern, bis Anwender die Auswirkungen des American Innovation and Choice Acts privat spüren.

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