Microsoft ist weltweit der mit Abstand größte Softwarehersteller. Dabei dominiert der Konzern gleich eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bereichen. Auf mehr als 73 Prozent aller Desktop- und Notebook-Rechnern wird Windows genutzt. Apples macOS folgt mit rund 15 Prozent mit deutlichem Abstand auf Rang zwei. Ähnlich hoch dürfte die Verbreitung der Office-Suite von Microsoft sein, die allein in Deutschland in rund 85 Prozent aller Unternehmen verwendet wird.
Diese Dominanz scheint auch die US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) mehr und mehr kritisch zu sehen. Sie will nun die Geschäftsgebaren Microsofts einer umfassenden Untersuchung unterziehen, wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet.
Dabei brachte der Konzern selbst den Stein ins Rollen. Im Juni legte ein fehlerhaftes Software-Update des Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike weltweit Computer lahm, auf denen das Betriebssystem Windows installiert war. Betroffen waren nicht nur Unternehmen, sondern auch Betreiber von kritischer Infrastruktur wie Krankenhäuser, Behörden und Flughäfen. Teilweise mussten diese vorübergehend ihren Betrieb einstellen. Damit wuchs die Sorge um die Sicherheit, schließlich gehören amerikanische Behörden in den USA zu den großen Kunden. Auch zahlreiche Verteidigungsministerien und Sicherheitsbehörden rund um den Globus nutzen Software von Microsoft.
Verknüpfung verschiedener Produkte in einer Lizenz als Problem
Microsoft ist dabei Opfer seines eigenen Erfolgs. Der Konzern verknüpft seine verschiedenen Angebote in Lizenzen, die für seine Kunden kaum Gründe liefern, die Produkte konkurrierender Anbieter als Alternative in Betracht zu ziehen. Mit Microsoft 365 wird etwa ein Paket geboten, das die Office-Suite mit den Cloud-Diensten kombiniert. Der KI-Assistent CoPilot kann dem als einfaches Add-On hinzugefügt werden.
An dieser Stelle wollen die US-Wettbewerbshüter mit ihrer Untersuchung beginnen. In der kommenden Woche sollen sich Konkurrenten von Microsoft zu Fragen rund um Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz, Softwarelizenzierungen und Sicherheitsanwendungen äußern.
Microsoft ist kein Einzelfall
Durch die Bündelung von Diensten ein Ökosystem aufzubauen, das den Kunden den Wechsel zu einem anderen Angebot möglichst schwer macht, ist dabei nicht nur die Strategie Microsofts. Die anderen großen Tech-Konzerne setzen auf ähnliche Wege – und geraten ebenfalls stärker unter Druck.
Zuletzt wurden Forderungen der FTC bekannt, denen zufolge sich Alphabet, Muttergesellschaft von Google, von seinem Browser Chrome trennen solle, der auf einen Marktanteil von 67 Prozent kommt und die Basis für die KI-Dienste des Softwareentwicklers werden könnte.
Und auch Metas Macht wird kritisch untersucht. Die US-Wettbewerbshüter hatten bereits im Jahr 2020 Klage vor dem Bezirksgericht des Districts of Columbia eingereicht, weil ihnen die Dominanz des Social-Media-Konzerns mit den Netzwerken Facebook und Instagram sowie dem Messenger Whatsapp zu groß ist. Meta wollte eine Einstellung des Verfahrens erwirken, doch die Richter folgten den Argumenten nicht.
Auch in der EU wird die Macht der großen Tech-Konzerne kritisch gesehen. Das Bundeskartellamt befürchtet beispielsweise, dass die großen Tech-Unternehmen ihre Entwicklungen rund um die Künstliche Intelligenz dazu nutzen könnten, um ihre Marktmacht weiter zu festigen. In Europa laufen derzeit sieben Untersuchungen gegen Amazon, Google, Meta, Apple und Microsoft.