Mehr Frequenzen für Handynetze: Politik macht Zusagen

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Der Datenhunger in den Mobilfunknetzen steigt unaufhörlich. Das macht den Ausbau und die Verdichtung von Sendemasten erforderlich. Doch das reicht nicht. Die Mobilfunkanbieter fordern weitere Frequenzen. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.
Eine Frau mit Mütze schaut erstaunt auf ihr Handy

Mobilfunker sollen weitere Frequenzen bekommen

Damit du mit deinem Handy unterwegs telefonieren und surfen kannst, sind vor allem zwei Dinge notwendig: Sendemasten und Frequenzen. Denn ohne eine Übertragungsfrequenz kann keine Verbindung zwischen Handy und Sendemast hergestellt werden. Je mehr Frequenzen ein Mobilfunkanbieter nutzen kann, desto größer ist die Kapazität, die er bereitstellen kann, und desto schneller ist die Datenübertragung zu deinem Handy. Zwar werden bereits zahlreiche Frequenzen für die Handynetze in Deutschland genutzt, doch den Mobilfunkanbietern reicht das noch nicht. Schon seit Langem fordern sie, weitere Frequenzen bereitzustellen. Dabei geht es ihnen vor allem um zwei Bereiche: den 600-MHz-Bereich für eine bessere Versorgung auf dem Land und in Gebäuden sowie den 6-GHz-Bereich für deutlich höhere Datenraten an stark frequentierten Orten. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache.

Frequenzverlängerung soll Planungssicherheit bringen

Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, äußerte sich nun im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin dazu, wie es mit den Mobilfunkfrequenzen in Deutschland weitergeht. Bei der Veranstaltung im sogenannten Basecamp, die einen Rückblick auf die vergangenen drei Jahre Digitalpolitik in Deutschland bot, sagte Schnorr unter anderem, dass die Bundesnetzagentur noch in diesem Monat eine Entscheidung treffen wird. Dabei geht es allerdings nicht um neue Frequenzen, sondern um die Nutzung der Ende 2025 auslaufenden Frequenzen. Der Vorschlag: Die drei Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und O2 sollen bestimmte Frequenzen länger als ursprünglich vereinbart nutzen dürfen. Im Gegenzug für diese Frequenzverlängerung gibt es aber neue Ausbauauflagen und die Vorgabe, einen Teil der Frequenzen für 1&1 bereitzustellen. Ob es dazu kommt, wird sich im März entscheiden.

„Wichtig ist, dass Sie jetzt Planungssicherheit haben und dass nicht wieder über ein riesiges Auktionsverfahren unendlich viele Milliarden von Ihnen an den Staat fließen und der Staat sie dann über umständliche Förderprogramme wieder an die Unternehmen zurückgibt“, sagte Schnorr in Richtung der Moderatorin Valentina Daiber, die im Vorstand von O2 Telefónica tätig ist. Eine Auktion könnte – dann mit deutlich mehr verfügbaren Frequenzen – in einigen Jahren wieder stattfinden. Dann können Telekom, Vodafone, O2 und auch 1&1 um mehr Frequenzen bieten. Dadurch sollen die Preise erschwinglich bleiben.

Diskussion um neue Frequenzen um 600 MHz und 6 GHz

Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Mit Blick auf weitere Frequenzen sieht Schnorr „die sehr intensive Diskussion der 600-MHz-Frequenzen“. Auf diesen Frequenzen läuft aktuell noch das DVB-T2Fernsehen. „Dass auch dieses Frequenzband für Mobilfunk genutzt werden kann, das hat die Weltfunkkonferenz als Option in der Tat auch so beschlossen“, so Schnorr. Gleichzeitig wollen die Bundesländer an der Rundfunknutzung festhalten. Schnorr gab zu bedenken, dass nur ganz wenige Menschen in Deutschland terrestrisches Fernsehen nutzen.

„Ich glaube, wir brauchen hier intelligente Lösungen“, so Schnorr. „Ich glaube, dass wir – das ist meine persönliche Auffassung – auch in Zukunft terrestrisches Fernsehen brauchen, gerade in bedrohlichen Situationen.“ Man solle in der Lage sein, sich „auch über die normale Antenne“ zu informieren. An eine hundertprozentige Freigabe der Frequenzen für den Mobilfunk glaubt er nicht. Weitere Begehrlichkeiten an den Frequenzen kommen von Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr. „Wir werden hier aber an einer Lösung arbeiten“, machte Schnorr eine Zusage.

Mit Blick auf die Weiterentwicklung von 5G, 5G Advanced und 6G hält Schnorr aber die Frequenzbänder im oberen Bereich ebenfalls für wichtig. Im 6-GHz-Band gibt es eine Konkurrenz zwischen der WLAN-Nutzung und der Mobilfunknutzung. „Auch hier müssen wir – nicht in Deutschland alleine, sondern mit den europäischen Partnern – an Lösungen arbeiten.“ Es gebe inzwischen Hinweise der für die internationale Frequenzkoordination zuständigen Weltfunkkonferenz. Schnorr geht davon aus, dass es mit der nächsten Weltfunkkonferenz 2027 mehr Klarheit geben wird.

„Ich bin fest davon überzeugt: Wir müssen für den Mobilfunk, für Mobilfunkanwendungen auch weitere Frequenzbänder erschließen – sowohl im unteren als auch im oberen Frequenzbereich“, sagte Schnorr abschließend. „Das ist ein Thema, das uns sicherlich in den nächsten Jahren sehr intensiv beschäftigen wird – Sie als Unternehmen und uns als Staat.“ Es sei sicherlich eines der Fokusthemen, sicherte Schnorr zu.

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