Macht TikTok süchtig? Gericht muss jetzt entscheiden

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Das soziale Netzwerk TikTok steht in den USA schon länger in der Kritik. Jetzt aber geht es vor Gericht. Und dieses Gericht muss darüber befinden, ob TikTok süchtig macht. Was wären die Konsequenzen aus einem Urteilsspruch?
Tiktok App auf einem Smartphone

Tiktok App auf einem Smartphone

Bisher stand bei TikTok allerdings vor allem die Angst im Raum, dass der chinesische Betreiber Bytedance die von den Nutzern gesammelten Daten an die Geheimdienste des Landes zur Auswertung weitergeben könnte. Schon die Regierung unter dem letzten US-Präsidenten Donald Trump fordert daher den Verkauf von TikTok. 

Nun wird der Konzern von einer weiteren Seite unter Druck gesetzt: 14 Generalstaatsanwälte aus den Bundesstaaten Illinois, Kentucky, Louisiana, Massachusetts, Mississippi, New Jersey, North Carolina, Oregon, South Carolina, Vermont, Washington sowie Columbia werfen dem Netzwerk vor, die Öffentlichkeit über die mit der Nutzung verbundenen Gefahren in die Irre geführt zu haben. Die Staatsanwälte sehen insbesondere die mentale Gesundheit von Heranwachsenden durch die Nutzung von TikTok bedroht. Die Basis der in den jeweiligen Bundesstaaten eingereichten Klagen bildet eine Untersuchung, die zu dem Schluss gekommen ist, dass ByteDance seine Nutzer in Abhängigkeitsverhältnisse bringe, um den Gewinn des Unternehmens zu steigern. TikTok versucht demnach vor allem junge Nutzer so häufig wie möglich und so lang wie möglich auf die Plattform zu ziehen.

Wie TikTok junge Nutzer auf der Plattform hält

Im Wesentlichen sieht dich der hinter TikTok stehenden Konzern mit sechs – massive – Vorwürfe konfrontiert. So sehen es die Staatsanwälte als erwiesen an, dass schon allein das automatische Abspielen des Videos in Dauerschleife die Aufmerksamkeit von Heranwachsenden länger bannt, als von diesen eigentlich selbst gewünscht. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass ständig neue Inhalte vorgeschlagen werden, die jeweils die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. 

Hinzu kommt, dass die Live Stories nur kurzzeitig verfügbar sind. Dadurch werden die Heranwachsenden zusätzlich zur dauerhaften Interaktion mit der Plattform verführt. Befeuert wird das zusätzlich durch Push-Benachrichtigungen, die rund um die Uhr an den Smartphones der Nutzer ankommen. Auch die Beauty-Filter sehen die Staatsanwälte kritisch. Sie lösen bei Jugendlichen falsche Vorstellungen aus und können so zu einer Gefahr für das sich noch entwickelnde Selbstvertrauen werden.

Darüber hinaus stören sich die Justizbeamten der 14 Bundesstaaten daran, dass es TikTok mit Altersgrenzen nicht so genau nimmt. Rund 35 Prozent der Nutzer von TikTok sollen noch nicht volljährig sein. Zahlreiche Kinder mit einem eigenen Account sind unter 13 Jahren und damit jünger als das eigentlich vorgesehene Mindestalter. Deren Daten sammelt und nutzt ByteDance, ohne dass eine Erlaubnis der Eltern eingeholt würde. Damit würde der Konzern allerdings gegen den Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) verstoßen.

Zwar werden die Angaben zum Alter bei der Anmeldung eines Accounts auf Plausibilität überprüft und nur volljährigen Nutzern alle Funktionen freigegeben, wie TikTok unterstreicht. Allerdings findet keine echte Verifizierung statt. Es genügt, wenn ein passendes Datum angegeben wird.

Was TikTok blüht

Sollten die Richter den Argumenten der klagenden Staatsanwälte folgen, stände TikTok zumindest in den USA ein Umbau bevor. Mechanismen wie das Abspielen der Videos in Dauerschleife, eine die mangelnde Kontrolle des Alters sowie das aktuelle Empfehlungssystem für Inhalte müsste TikTok dann ändern. Damit könnte TikTok einen großen Teil seiner Anziehungskraft einbüßen.

Gleichzeitig muss ByteDance hohe Strafen befürchten, mit denen die Gewinne, die mit den beanstandeten Mechanismen erwirtschaftet wurden, wieder abgeschöpft würden. Zudem könnten Nutzer Schäden und daraus resultierende Ansprüche geltend machen.

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