Schritt für Schritt kämpft sich Deutschlands Vorzeige-Fluggesellschaft Lufthansa aus dem Tal der Tränen. Die durch die Coronakrise schwer gebeutelte Airline hat überraschend beschlossen, mitten in der größten Krise der Unternehmensgeschichte zehn neue kerosinsparende Langstreckenmaschinen zu kaufen. Jeweils fünf vom Typ Boeing 787-9 und Airbus A350-900. Sie sollen vierstrahlige Jets der treibstoffhungrigen Airbus A340 Familie und des wohl noch für längere Zeit aufs Abstellgleis gestellten Airbus A380 ersetzen.
Lufthansa sortiert vierstrahlige Jets aus
Während die fünf zusätzlich bestellten A350 erst in den Jahren 2027 und 2028 neu zur Lufthansa-Flotte stoßen und die Anzahl der Bestellungen dieses Typs auf insgesamt 45 Flugzeuge erhöhen, stehen die “Dreamliner” von Boeing schon sehr viel früher zur Verfügung. Bereits im kommenden Winter sollen die ersten Jets für Lufthansa fliegen. Die weiteren folgen im ersten Halbjahr 2022. Auch von der Boeing 787-9 und der Boeing 777-9 hat Lufthansa Stand heute in Summe 45 Maschinen bestellt.
Lufthansa bekommt die Boeing-Jets früher als geplant. Denn einige Airlines haben die Auslieferung fest bestellter Flugzeuge zuletzt aufgrund der Reisebeschränkungen in der Corona-Krise verschoben. Lufthansa habe deshalb Gespräche mit Boeing geführt und die Möglichkeit gefunden, fünf bereits produzierte 787-9-Flugzeuge zu kaufen, heißt es in einer Mitteilung. Bis Mitte des laufenden Jahrzehnts will Lufthansa den Anteil von viermotorigen Flugzeugen in der Langstreckenflotte auf unter 15 Prozent senken. Vor der Corona-Krise lag der Anteil bei rund 50 Prozent.
Gleichzeitig läuft die Modernisierung der Kurz- und Mittelstrecken-Flotte weiter. Im laufenden Jahr will die Airline mit dem Kranich-Logo auf dem Leitwerk im Durchschnitt jeden Monat ein neues Flugzeug der A320neo-Familie von Airbus in Dienst stellen. Die Auslieferung von weiteren 107 Airbus-Flugzeugen der A320neo-Familie ist bis 2027 fest eingeplant.
AeroShark: Sharkskin-Technologie für Cargo-Flotte
Und auch an anderer Stelle macht Lufthansa die eigene Flotte fit für die Zukunft. Ab 2022 sollen alle Boeing-777-Frachter von Lufthansa Cargo mit einer neuartigen Oberflächen-Technologie ausgestattet werden. Sie wurde von Lufthansa Technik und BASF entwickelt. Nach erfolgreichen Labortests und mehr als 1.500 im Liniendienst erprobten Flugstunden an einer Boeing 747-400 (D-ABTK) ist das Ergebnis klar. Durch einen geringeren Reibungswiderstand der Flugzeuge in der Luft sorgt sie für eine verbesserte Treibstoffeffizienz.
Bei “AeroShark”, so der Name der neuen Technologie, handelt es sich um einen hochmodernen Oberflächenfilm. Er ist kurz gesagt der feinen Struktur von Haifischhaut nachempfunden. Die Oberflächenstruktur, die aus rund 50 Mikrometer großen Rippen – den sogenannten Riblets – besteht, imitiert entsprechend die Eigenschaften von Haifischhaut. Sie optimiert auf diese Weise die Aerodynamik an strömungsrelevanten Stellen des Flugzeugs. Mit Blick auf die zehn Boeing 777F von Lufthansa Cargo rechnet die Airline mit jährlichen Einsparungen von rund 3.700 Tonnen Kerosin. Umgerechnet seien so Einsparungen von 11.700 Tonnen CO2-Emissionen möglich. Hochgerechnet auf die gesamte Lufthansa-Cargo-Flotte entspricht der jährlich eingesparte CO2-Ausstoß nach Angaben von Lufthansa 49 einzelnen Frachtflügen von Frankfurt nach Shanghai.
Die Entwicklung von AeroShark war mitnichten einfach. Denn bei der Anwendung im Luftverkehr sind Außenflächen unter anderem starken UV-Strahlungen sowie Temperatur- und Druckschwankungen in großen Höhen ausgesetzt. BASF hat deshalb bei der Entwicklung den Fokus auf extreme Widerstandsfähigkeit und Wetterfestigkeit gelegt. Lufthansa Technik und BASF beabsichtigen, die neue Technologie konsequent in Richtung zusätzlicher Flugzeugtypen und noch größerer Flächen weiterzuentwickeln.