Lücken im Handynetz: Ist das die Lösung?

3 Min. Lesezeit in Pocket speichern
Auch, wenn sich in den vergangenen Jahren viel an den deutschen Handynetzen getan hat: Noch immer gibt es Lücken. Jetzt gibt es einen Vorschlag, wie man diese einfach schließen könnte. Doch sie kommt nicht überall gut an.
Ein sehr ländlicher Mobilfunk-Sendemast auf der Insel Poel

Mobilfunk-Sendemast auf der Insel Poel

Wer einen deutschen Handyvertrag nutzt, hat in aller Regel nur Zugriff auf ein Handynetz. Telekom-Kunden nutzen das Telekom-Netz, Vodafone-Vertragspartner das Vodafone-Netz und SIM-Karten im O2-Netz entsprechend das O2-Netz. Eine Ausnahme stellt 1&1 da. Der Netzbetreiber hat noch so wenige Sender in Betrieb, dass er für den nicht abgedeckten Bereich auf ein National Roaming mit Vodafone setzt. Sobald dein Handy kein 1&1-Netz empfängt, bucht es sich im Handynetz von Vodafone ein.

Handynetz: Forderung nach National Roaming für alle

Dieses Verfahren würde der Deutsche Landkreistag gerne auch bei anderen Netzen anwenden. „Wenn wir es schaffen würden, dass Sie mit einem Telekom-Vertrag auch im Vodafone-Gebiet Empfang haben, obwohl Sie den falschen Vertrag in der Tasche haben, hätte man schon viel gewonnen“, sagte Präsident Achim Brötel der Nachrichtenagentur dpa. Ein entsprechender Artikel der dpa war in den vergangenen Tagen auf verschiedenen Medienseiten erschienen. Brötel ist der Auffassung, was in Europa beim International Roaming geht, müsse auch innerhalb Deutschlands möglich sein. Der Bund habe es nicht geschafft, entsprechende Vorgaben zu beschließen.

Brötel vermischt hier jedoch verschiedene Dinge. Die Vorgaben eines National Roamings für alle deutschen Netze war nicht angedacht. Es war seitens Politik und Regulierung stets gewünscht, drei beziehungsweise vier unabhängige Mobilfunknetze zu haben. Das National Roaming, das heute 1&1 und einst auch Viag Interkom (heute O2) nutzte, diente stets nur dazu, dem Anbieter einen Start ohne gravierende nicht abgedeckte Gebiete zu ermöglichen.

Die Telekom sieht ein National Roaming, das immer mal wieder von verschiedenen Seiten zum Thema gemacht wird, kritisch. Auch jetzt wird eine Sprecherin des Unternehmens in der dpa-Meldung mit kritischen Worten zitiert. „Die Optimierung der bestehenden Netze würde auf das Nötigste zurückgefahren, da hier keine positiven Effekte dieser Investitionen auf den eigenen Umsatz zu erwarten wären.“ Zudem helfe das Verfahren nicht in weißen Flecken, wo es bis heute keinen der vier Netzbetreiber gebe.

So helfen sich die Anbieter schon heute

Allerdings gibt es durchaus Sender-Standorte, die die Telekom ihren Mitbewerbern zur Nutzung freigibt. Umgekehrt nutzt die Telekom auch Sender von Vodafone und O2. Das dahinterstehende Verfahren nennt sich MOCN. Dabei werden einzelne Standorte für die Nutzung durch die Kunden des anderen Anbieters freigegeben. Allerdings handelt es sich dabei nur um das LTE-Frequenzband um 800 MHz. GSM und 5G teilen sich die Anbieter nicht.

Hat der Betreiber des Standortes den Standort mit mehr Kapazität oder 5G versorgt, so können Kunden des Gast-Anbieters diese nicht nutzen. Dadurch gibt es eine Differenzierung in der Leistung der Netze und der Gast-Netzbetreiber hat weiterhin ein Interesse, das Funkloch in seinem Handynetz weiterhin zu schließen. Gleichzeitig haben seine Kunden zumindest erst einmal eine Basis-Versorgung. Das Verfahren trägt in jedem Fall dazu bei, dass jeder einzelne Kunde besseres Handynetz hat. Es kommt vor allem in dünn besiedelten Gebieten zum Einsatz.

Keine Kommentare

[-AMP Version-]