LTE-Netz-Sensation: Vodafone will Telekom-Netz nutzen - und umgekehrt

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Der Ausbau der LTE-Netze vor allem in der Fläche wird teuer. Jetzt haben Telekom und Vodafone einen Pakt geschlossen: Sie wollen sich gegenseitig ihre Netze freigeben. Das heißt, ein Vodafone-Kunde kann künftig das Telekom-Netz nutzen – und umgekehrt. Das steckt dahinter.
Vodafone Basisstation
Bildquelle: Vodafone
Deutsche Telekom und Vodafone wollen gemeinsam die LTE-Versorgung in ländlichen Regionen und entlang der Verkehrswege verbessern. Deswegen planen die beiden Netzbetreiber, ein aktives Network-Sharing zu betreiben. Das heißt, ein Anbieter baut Mast, Antenne und Technik auf, der andere nutzt sie mit. Dieses Verfahren soll an insgesamt 4.000 ausgewählten Antennen-Standorten zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um Bereiche, in denen jeweils nur ein Anbieter LTE anbietet. Bereits im November hatten die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica angekündigt, bis zu 6.000 weiße Flecken zu schließen. Weiße Flecken sind Gebiete, in denen es keinen Handy-Empfang gibt. Jetzt geht es um graue Flecken. Sprich: Hier gibt es bereits LTE-Netz – aber nur von einem der beiden Anbieter.

Netzempfang soll besser werden

Ziel sei es, für die Kunden beider Netze den Mobilfunk-Empfang zu verbessern. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die beiden Unternehmen jetzt unterzeichnet. Gespräche mit dem Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur finden derzeit hierzu statt. Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, soll es noch in diesem Jahr losgehen. Wesentlicher Bestandteil der Kooperationsgespräche ist, dass jedes Unternehmen dem anderen eine gleiche Anzahl an Mobilfunk-Standorten zur LTE-Versorgung zur Verfügung stellt. Nach aktuellem Stand bringen sowohl Telekom als auch Vodafone jeweils etwa 2.000 Standorte ein.

Das passiert technisch

Die Vereinbarung ist deswegen für die Anbieter interessant, weil sie das eigene Netz sehr kostengünstig erweitert. Normalerweise müsste Vodafone, wenn sie an einem Telekom-Standort ebenfalls einen Sender betreiben will, dazu den Mast mieten, Antennen und aktive Sendetechnik aufbauen. Außerdem bräuchte man Strom, die Zuführung der Daten per Glasfaser oder Richtfunk sowie eine Genehmigung der Bundesnetzagentur. Beim geplanten Verfahren, das in der Fachsprache als Multi-Operator-Core-Network-Ansatz (MOCN) bezeichnet wird, fällt das meiste davon weg. Vodafone nutzt die Antenne und die aktive Technik der Telekom und sendet vereinfacht gesagt seine Netzkennung zusätzlich aus. Der Kunde bucht sich also auf Telekom-Technik, aber ins Vodafone-Netz ein. An welcher Stelle Vodafone die Daten physikalisch in das eigene Netz übernimmt, ist unklar. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit erfolgt das jedoch an zentralen Standorten, nicht am Sendemast. Andernfalls müsste dennoch zu den 4.000 Standorten eine zweite Leitung verlegt werden.

Mehr Nutzer für einen Standort

Eine Einschränkung gibt es allerdings: Es werden wohl keine zusätzlichen Frequenzen zum Einsatz kommen. Das heißt, dass ein Vodafone-Standort, der bisher nur Vodafone-Kunden versorgt hat, dann zusätzlich die Kunden der Telekom aufgebürgt bekommt aber nicht mehr Kapazität erhält. Das könnte an etwas stärker frequentierten Standorten zu Engpässen führen. Hier muss dann der Anbieter, der ausgebaut hat, für weitere Frequenzen sorgen. Jene Frequenzen des mitnutzenden Anbieters bleiben an diesem Standort brach. Vodafone und Telekom betonen, dass sie weiterhin ihr Netz unabhängig voneinander ausbauen wollen und werden. Und man stehe einer Kooperation mit anderen Unternehmen offen gegenüber. Hier kann nur O2 gemeint sein. Der neue Netzbetreiber 1&1 Drillisch hätte noch gar keine Standorte im Angebot, mit denen man Telekom oder Vodafone überzeugen könnte.

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