Lebst oder reist du in ländlichen Gebieten? Dann hast du vermutlich auch schon mal die Geduld verloren, wenn dein Smartphone keine Internetverbindung aufbaut. Statt moderner 4G- oder 5G-Technologie bleibt dir oft nur das alte 2G-Netz, mit dem faktisch nur Telefonate und SMS möglich sind. Mobiles Surfen? Fehlanzeige. Gerade, wenn du auf eine zuverlässige Verbindung angewiesen bist – sei es für die Navigation, Arbeit oder Kommunikation – kann das schnell zum Problem werden, wenn du im Funkloch steckst.
Mobilfunk-Versorgungslücken von teils 20 Prozent
Noch immer sind 14 Prozent der Landesfläche nicht ausreichend mit Mobilfunk versorgt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Tarifvergleicher Verivox auf Basis von Zahlen der Bundesnetzagentur. Das bedeutet, dass bis zu zwei Drittel der Nutzer in diesen Gebieten nicht mobil surfen können. Besonders betroffen sind ländliche Regionen in Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Hier betragen die Versorgungslücken teils über 20 Prozent. Wohlgemerkt: Dabei geht es um die Fläche im Land, nicht um Städte oder Dörfer. Oftmals sind es entlegene Waldgebiete oder gar Seen, teils auch langgezogene Täler, in denen du mit deinem Handy keinen Empfang hast.
Daran wird sich aber wohl auch mittelfristig oftmals nichts ändern. Auf mehr als 6.600 Quadratkilometern – das ist zweieinhalbmal die Fläche des Saarlands – bleibt die mobile Breitbandversorgung mindestens ein weiteres Jahr ein Wunschtraum, heißt es von Verivox.
- Lücken im Handynetz: Ist das die Lösung?
Funkloch ausbauen: Warum geht es nicht voran?
Die Ursachen für den schleppenden Ausbau sind vielfältig. Einerseits stehen Genehmigungsverfahren oft auf der Bremse. Denn viele Behörden wollen mitsprechen, wenn ein Netzbetreiber einen Mast errichten und Strom sowie bestenfalls Glasfaserleitungen verlegen will. Ist dann noch ein Naturschutzgebiet betroffen oder muss eine Bahn-Trasse gequert werden, wird die Sache noch komplizierter. Zudem bevorzugen die Netzbetreiber verständlicherweise lukrative Ballungsräume für den 5G-Ausbau. Hier können sie mehr Kunden versorgen als im tiefsten Schwarzwald oder der Eifel. Zudem sind die Sendemasten günstiger zu errichten. Laut der Bundesnetzagentur sind für 86 Prozent der unterversorgten Flächen in naher Zukunft keine Verbesserungen geplant. Große Landstriche wie das Berchtesgadener Land sind betroffen, wo auf einem Viertel der Fläche mobiles Surfen nicht möglich ist.
Die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG), eine staatliche Behörde zur Förderung des Mobilfunkausbaus, hat in den vergangenen vier Jahren zwar 267 Förderbescheide für neue Masten erteilt. Tatsächlich in Betrieb genommen wurden aber erst zwei Standorte. Halten sich die Sendemast-Betreiber an die Förderbedingungen, sollten die restlichen bewilligten Masten aber bald folgen. Denn ein von der MIG geförderter Funkmast muss spätestens 17 Monate nach Erhalt des Förderbescheids in Betrieb gehen. Neue Projekte werden auch nicht mehr bewilligt, da die Mobilfunkförderung des Bundes Ende 2024 ausgelaufen ist. Bis Ende 2025 soll die Behörde abgewickelt werden.
Was bedeutet das für dich?
Bis 2028 sollen laut Vorgaben der Bundesnetzagentur 98 Prozent der Haushalte (nicht Fläche!) in dünn besiedelten Regionen mit mindestens 100 Mbit/s versorgt werden. Doch ob diese Ziele erreicht werden, bleibt fraglich. Dennoch stehen schon die nächsten Auflagen im Raum. Verlängert die Bundesnetzagentur wie aktuell geplant bestimmte Mobilfunkfrequenzen ohne eine erneute Auktion, so müssen die Netzbetreiber weitere Auflagen erfüllen.
Zum 1. Januar 2030 müssten Telekom, Vodafone und O2 dann 99,5 Prozent der Fläche mit mindestens 50 Mbit/s im Downlink versorgen. Das sollte das Funkloch-Aufkommen radikal reduzieren. Zudem müssten ab 1. Januar 2029 99 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland von jedem der Anbieter mit mindestens 100 Mbit/s versorgt sein. 1&1 ist von diesen Auflagen nicht betroffen, da bei dem vierten deutschen Netzbetreiber die entsprechenden Frequenzen nicht vorhanden sind, an die der Regulierer die Ausbauauflagen koppeln will.